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Das Schlussquartal an den Aktienmärkten ist eingeläutet. Weniger als zehn Wochen bevor auch das Börsenjahr 2015 Geschichte ist, fällt die Bilanz eher ernüchternd aus.
In New York hat sich der breit gefasste S&P-500-Index zwar wieder gefangen. Allerdings liegt das Börsenbarometer noch immer um gut 2 Prozent unter dem Stand von Ende letzten Jahres. Nur marginal besser entwickelten sich die europäischen Aktienmärkte. Nachdem sich beim viel beachteten EuroStoxx-50-Index Mitte April noch ein sattes Plus von 22 Prozent errechnete, ist dieses auf gerademal 1,7 Prozent geschmolzen. Und das, obschon die Europäische Zentralbank (EZB) Monat für Monat einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag ins Finanzsystem pumpt.
Nicht viel besser ergeht es unserer Schweizer Börse. Der Swiss Performance Index hat im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls leichte Verluste zu beklagen. Nach der überraschenden Aufgabe des Mindestkurses gegenüber dem Euro von Mitte Januar durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) sollte das aber nicht überraschen. Ganz im Gegenteil: In Anbetracht des damals quasi über Nacht erstarkten Frankens und seiner Folgen für die hiesige Wirtschaft, hätte es sehr viel schlimmer kommen können.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch bei den Banken und ihren Aktienstrategen. Weder die Gefahr einer harten Landung der Wirtschaft in China, noch die zahlreichen politischen Brandherde rund um den Globus wussten die Zuversicht bisweilen zu ersticken - von der erneut drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA oder den ungelösten Strukturproblemen Europas gar nicht erst zu sprechen. Das wiederum lässt die unangenehme Frage zu, ob nicht öfters auch eine gehörige Prise Zweckoptimismus mit hinein spielt.
Eine mir aus London zugespielte Strategiestudie aus dem Hause Morgan Stanley bedient jedenfalls alle Klischees. Zumindest wollen die Autoren in der Studie nichts von einer Eintrübung des Aktienumfelds wissen. In Erwartung wachsender westlicher Volkswirtschaften, einer Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft und einer auch weiterhin lockeren Geldpolitik führender Zentralbanken sind sich die Experten sicher: Den Börsen steht eine Jahresend-Rallye bevor!
Was den jüngsten Einbruch an den Aktienmärkten anbetrifft, so wird dieser in der Studie mit jenen im Zuge der Griechenlandkrise von 2010, dem Tauziehen rund um die Schuldenobergrenze der USA im Jahr darauf oder der europäischen Schuldenkrise von 2012 verglichen. Im Nachhinein hätten sich alle diese Rückschläge nur als vorübergehend erwiesen, so die Autoren.
Im Hinblick auf die erwartete Jahresend-Rallye empfehlen die Strategen der eigenen Anlagekundschaft dazu, volles Risiko zu fahren. Neben japanischen favorisieren die Experten auch europäische Aktien. Das Schwergewicht legen sie dabei auf die Sektoren Energie und Bergbau, da diese überdurchschnittlich stark von einer Belebung in den Schwellenländern profitieren sollten.
"All-in" würde bei Morgan Stanley die Devise lauten, wäre das Börsengeschehen ein Pokerspiel. Denn über die aggressiven Aktienempfehlungen hinaus rät die amerikanische Grossbank auch zu heimischen Ramsch-Anleihen sowie zu Obligationen aus den Schwellenländern.
In den letzten Jahren sorgten die Strategen mehr als einmal mit solchen Empfehlungen für Schlagzeilen. Anders als in der Vergangenheit dürfen sie sich allerdings nicht mehr blind auf Rückendeckung seitens führender Zentralbanken verlassen. Ich bin mir jedenfalls alles andere als sicher, dass diese doch sehr aggressiven Wetten in den kommenden Wochen und Monaten aufgehen werden.
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Mit ihrer Hoffnung auf eine Jahresend-Rallye stehen die Experten von Morgan Stanley nicht alleine da. Auch ihre für Julius Bär tätigen Berufskollegen raten der Anlagekundschaft dazu, sich auf eine solche hin zu positionieren.
Die Strategen der Zürcher Traditionsbank machen derzeit gleich mehrere Faktoren aus, welche bis Ende Jahr für steigende Aktienkurse sprechen. Dabei verweisen die Experten auf saisonale Gegebenheiten, die noch immer eher vorsichtige Stimmung unter den Marktakteuren sowie auf die vergleichsweise attraktive Bewertung.
Anders als bei Morgan Stanley setzt man bei Julius Bär auf europäische Finanzwerte, konkret auf die Aktien von Axa, Bâloise, Barclays, BNP Paribas, British Land, ING Groep, Land Securities Group, Munich Re, Nordea Bank, Société Générale, Swedbank und Unibail-Rodamco.
Ich schliesse nicht aus, dass weitere Banken dem Beispiel von Morgan Stanley und Julius Bär folgen werden und ebenfalls eine Jahresend-Rallye vorhersagen werden. Letzteres könnte folglich zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. Je aggressiver die Empfehlungen, desto hellhöriger sollten Anleger jedoch werden.
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