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Eine Lebensmittelvergiftung warf mich die letzten drei Tage völlig unerwartet aus der Bahn. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlichst für die dadurch entstandene „Sendepause“ entschuldigen.

Schon jetzt ein schönes und erholsames Wochenende,

Der cash Insider

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Wenn es hierzulande eine Aktie der Stunde gibt, dann jene des Halbleiterherstellers AMS. Nachdem gestern Übernahmeverhandlungen mit dem Rivalen Dialog Semiconductor bekannt wurden, kletterte die Aktie vorübergehend auf knapp 157 Franken und damit auf den höchsten Stand in der Firmengeschichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich seit Jahresbeginn ein stattliches Plus von 45 Prozent angesammelt.

Doch die Pläne des Börsenlieblings kommen nicht bei allen gut an. Dass die Aktie gestern nach einem regelrechten Höhenflug sogar unter dem Vortagesschluss aus dem Handel ging, spricht Bände.

Auf den ersten Blick hat ein Zusammenschluss von AMS und Dialog Semiconductor bestechende Vorteile. Die beiden Unternehmen sind in etwa gleich gross, ergänzen sich beim Produktangebot und haben eine sehr ähnliche Firmenkultur.

Darüber hinaus verfügen sie über ein nicht zu unterschätzendes Synergiepotenzial. Letzteres beziffert die UBS Investmentbank auf 25 bis 45 Millionen Euro, was den Gewinn je Aktie schon ab dem kommenden Jahr um bis zu 11 Prozent verdichten dürfte. Grundvoraussetzung ist allerdings, dass AMS nicht noch eine von Dialog Semiconductor angeblich geforderte Übernahmeprämie von 10 Prozent bezahlen muss.

Grundsätzlich löst ein solcher Zusammenschluss die Probleme von AMS allerdings nicht. Das Unternehmen ist in den letzten Monaten zum Opfer des eigenen Erfolgs geworden und braucht dringend frische Produktionskapazitäten. Ob man sich mit Dialog Semiconductor neue Kapazitäten sichern kann, ist aufgrund des Geschäftsmodells unwahrscheinlich. Ausserdem würde sich AMS ein kundenseitiges Klumpenrisiko ans Bein binden. Denn die UBS Investment Bank schreibt weiter, dass Dialog Semiconductor im vergangenen Jahr rund 80 Prozent mit Apple erzielt habe. Beim kombinierten Unternehmen wäre der amerikanische Grosskunde noch immer für rund 60 Prozent des Jahresumsatzes verantwortlich – mit allen Vor- und Nachteilen.

Klare Worte findet der für die Commerzbank tätige Experte. Er stuft die Aktien von AMS mit einem unverändert 145 Franken lautenden Kursziel von „Buy“ auf „Hold“ zurück und rät der Anlagekundschaft im gleichen Atemzug auch bei den Papieren von Dialog Semiconductor zu Gewinnmitnahmen.

Der Experte beziffert die Wahrscheinlichkeit eines Zustandekommens auf über 50 Prozent, hätten die Firmenverantwortlichen in der Vergangenheit doch ziemlich rational gehandelt. Von einem Nettobarwert aller auf Zeit realisierbarer Synergien bestehe beim fairen Wert der Aktien nur gerade ein Aufwärtspotenzial von 7 Prozent. Anlegern, welche auf ein Zustandekommen des Zusammenschlusses spekulieren wollen, rät der Experte wenn schon auf die Aktien von Dialog Semiconductor zu setzen.

Schon seit Wochen brodelte es gewaltig in den Aktien von AMS. Unter anderem wurde grossen amerikanischen Halbleiterherstellern ein Interesse am technologiestarken Nischenanbieter nachgesagt. Vermutlich sind die Verhandlungen mit Dialog Semiconductor deshalb nichts anderes als ein Verteidigungsbollwerk gegen eine unfreundliche Übernahme aus Übersee. Ich persönlich würde einem Alleingang von AMS als dritte Möglichkeit jedenfalls ganz klar den Vorzug geben.

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In den letzten Jahren prasselte ein regelrechter Geldregen auf die Aktionäre von Swiss Re nieder. Was als eine Sonderdividende zum Firmenjubiläum begann, weckte im Aktionariat ziemlich schnell weitere Begehrlichkeiten.

Wie mir berichtet wird, gilt der mittlerweile ausgeschiedene CFO George Quinn als treibende Kraft hinter der grosszügigen Dividendenpolitik. Es wird sich zeigen müssen, ob der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern unter dem Nachfolger David Cole auch in Zukunft tief ins Portemonnaie greifen wird, um die Aktionäre bei Laune zu halten. Sollte sich 2014 als weiteres nur von geringen Naturkatastrophen geprägtes Jahr erweisen, stehen die Chancen auf alle Fälle gut.

In einer Sektorenstudie warnt Bernstein Research vor einer ernüchternden Erneuerungsrunde im Juni und Juli. Der Studienverfasser berichtet von Anhaltspunkten für um 12 bis 20 Prozent rückläufige Prämienansätze im amerikanischen Naturkatastrophengeschäft. Diese beiden Monate würden bei den mitverfolgten Rückversicherungsgesellschaften zwischen 10 und 20 Prozent zu den jährlichen Prämieneinnahmen beitragen und seien daher nicht vernachlässigbar.

Von einem deutlichen Kursrückschlag will der Experte dennoch nichts wissen. Die fallenden Prämienansätze seien schliesslich eine Folge geringer Naturkatastrophen und könnten durch Reserveauflösungen aufgefangen werden.

Gerade einkommensorientierten Anlegern würden sich die Aktien von Swiss Re und Munich Re geradezu aufdrängen. Bei überblickbaren Risiken sei eine Rendite von 8 bis 10 Prozent möglich, was bei den aktuell sehr tiefen Anleihenrenditen attraktiv sei.