Der cash Insider berichtet im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv.
+++
Der Schweizer Aktienmarkt ist fest in ausländischer Hand. Nicht die hiesigen Versicherer und Pensionskassen, sondern vielmehr amerikanische Vermögensverwalter wie Blackrock oder Fidelity entscheiden darüber, in welche Richtung sich die Aktienkurse hierzulande bewegen. Angesichts dieser geballten Macht verkommen alle anderen Marktakteure schon beinahe zu Statisten.
Bei den 30 Grossunternehmen aus dem Swiss Leaders Index (SLI) entfallen mehr als 80 Prozent des Aktienkapitals auf Aktionäre aus dem Ausland, wie eine schon etwas ältere Erhebung der UBS zeigt. Den mit Abstand grössten Anteil machen Investoren aus dem angelsächsischen Raum mit einem Anteil von gut 50 Prozent des Aktienkapitals aus.
Wenn internationale Grossinvestoren wie die amerikanische Blackrock bei einem Publikumsunternehmen aus der Schweiz einen der vordefinierten Schwellenwerte verletzen, dann müssen sie sich der SIX Swiss Exchange gegenüber als Käufer oder Verkäufer von Aktien zu erkennen geben. So will es das Gesetz. Die SIX ihrerseits macht die Beteiligungsveränderung dann öffentlich – wenn auch mit ziemlicher Verspätung. Und selbst wenn den Offenlegungsmeldungen nur in den seltensten Fällen auch wirklich ein Kauf oder Verkauf von Aktien zugrunde liegt, bieten sie interessante Einblicke in das Verhalten der übermächtigen Gegenspieler aus dem Ausland.
Jedenfalls gab es jüngst gleich drei Beteiligungsveränderungen, die in Börsenkreisen für Aufsehen sorgen. So hat sich etwa der Fondsriese Fidelity bei AMS Osram von Aktien getrennt. Offiziell halten die Amerikaner zwar weiterhin gut 5 Prozent am Sensorenhersteller. Bringt man die ihnen von Drittaktionären delegierten Stimmrechte davon im Abzug, beträgt der eigentliche Stimmenanteil nur noch gut 4,6 Prozent.
Für Aufsehen sorgt weniger die Beteiligungsreduktion an-und-für-sich, als vielmehr der Zeitpunkt der Verkäufe. Mit weniger als 7 Franken kosteten die Aktien von AMS Osram zuletzt nämlich so wenig wie seit gut zehn Jahren nicht mehr. Allein seit Ende Dezember errechnet sich ein sattes Minus von fast 60 Prozent.
Kurszerfall der Aktien von AMS Osram über die letzten 12 Monate (Quelle: www.cash.ch)
Zur Erinnerung: Verwaltungsrats-Vize Wolfgang Leitner machte in den vergangenen Wochen just das Gegenteil von Fidelity und kaufte in Schwächen Aktien zu. Mittlerweile belaufen sich die Titelkäufe auf fast 14 Millionen Franken. Zugegeben, für Leitner mit seinem vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf umgerechnet 1,5 Milliarden Franken geschätzten Vermögen sind selbst das bloss Brosamen.
In den Dauer-Schlagzeilen steht seit Wochen auch Zur Rose. Wie kürzlich bekannt wurde, trat mit Invesco auch bei der Versandapotheke ein amerikanischer Fondsriese als Verkäufer von Aktien in Erscheinung. Meldepflichtig wurden die Amerikaner nur, weil der Stimmenanteil dadurch auf unter 3 (zuvor 4,99) Prozent zusammengeschmolzen ist.
Interessant ist, dass die Titelverkäufe auf die Tage vor der Platzierung einer 95 Millionen Franken schweren Wandelanleihe und der Ausgabe und Platzierung neuer Aktien im Gegenwert von weiteren 44 Millionen Franken bei institutionellen Investoren zurückgehen.
Es macht ganz den Anschein, als habe Invesco "den Braten" noch rechtzeitig "gerochen". Darüber, zu welchen Kursen sich der Fondsriese aus dem Aktionariat der Versandapotheke zurückziehen konnte, lässt sich nur spekulieren.
Beim Automobilzulieferer Komax wurde hingegen bekannt, dass Leo Steiner keine 3 Prozent mehr am Unternehmen hält. Nicht, dass sich der ehemalige Verwaltungsratspräsident von Aktien getrennt hätte. Vielmehr verringerte sich sein Stimmenanteil im Zuge des erst kürzlich vollzogenen Zusammenschlusses mit Schleuniger – ganz ohne eigenes Dazutun.
Mit einem Minus von etwas mehr als vier Prozent seit Jahresbeginn stehen die Komax-Aktien ziemlich gut da. Bei jenen von AMS Osram errechnet sich – wie bereits erwähnt – eines von fast 60 Prozent, beim Sorgenkind Zur Rose sogar eines von mehr als 80 Prozent. Da wird sich zeigen müssen, ob die beiden amerikanischen Fondsriesen mit ihren Titelverkäufen zu Ausverkaufskursen zuletzt wirklich das Richtige getan haben...
Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar. |