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Seit letzter Woche hat die UBS ein Problem weniger: Für 1,43 Milliarden Dollar kaufte sich die grösste Schweizer Bank in Übersee vom Vorwurf frei, sie habe Anleger bei der Verbriefung von Ramsch-Hypotheken getäuscht. Der Rechtsstreit mit dem amerikanischen Justizministerium (DOJ) geht in die Jahre rund um die Finanzkrise zurück.
Gut kommt der Vergleich in Börsenkreisen vor allem deshalb an, weil genügend Rückstellungen vorhanden sind und die laufende Rechnung dadurch nicht belastet wird. Im Zuge dessen stieg der Kurs der Aktien vorübergehend auf 21 Franken und mehr.
Nun richtet sich der bekannte Bankenanalyst Alastair Ryan von der Bank of America in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft. Seines Erachtens strotzt die Zwangsverheiratung der Credit Suisse mit der UBS nur so vor industrieller Logik. Er erhöht seine Gewinnschätzungen einmal mehr deutlich, um der vorzeitigen Auflösung der 9 Milliarden Franken schweren Verlustgarantie des Bundes Rechnung zu tragen.
Höhenflug der UBS-Aktien in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Die neuen Gewinnschätzungen des Analysten liegen um bis zu 45 Prozent über den durchschnittlichen Annahmen seiner Berufskollegen bei anderen Banken. Das spiegelt sich auch im 27 (zuvor 23) Franken lautenden Kursziel für die mit "Buy" eingestuften Aktien wider.
Ich verglich die Credit-Suisse-Übernahme aus Sicht der UBS einst mit einem Kauf einer Wundertüte für Kinder am Kiosk. Ob sich der Kauf gelohnt hat, zeigt sich erst beim Öffnen der Wundertüte. Mittlerweile bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass die UBS da ein Schnäppchen machen konnte.
Diese Einschätzung scheinen auch die Leerverkäufer zu teilen. Wie die neusten Erhebungen der New York Stock Exchange (NYSE) zeigen, sind die Wetten gegen die dort gehandelten American Deposit Receipts der Grossbank erneut weniger geworden. Wurde Ende April noch mit 23 Millionen Stück auf rückläufige Kurse spekuliert, waren es zuletzt noch etwas mehr als 18 Millionen – Tendenz fallend.
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Die Valoren von Roche hatten am Freitag einmal mehr einen ziemlichen Durchhänger. Zeitweise wurden für die Genussscheine sogar Kurse von weniger als 253 Franken bezahlt, wobei der Écart der Inhaberpapiere gegenüber den Genussscheinen auf weniger als sieben Prozent schmolz.
Dass sich die Pharma- und Diagnostikgruppe aus Basel an der Börse in einem Stimmungstief befindet, ist nicht eben neu. Mit einem Minus von knapp neun Prozent seit Januar kommt dem Schwergewicht die undankbare Rolle des diesjährigen SMI-Schlusslichts zu.
Kursentwicklung der Genussscheine von Roche seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Für die Kursschwäche gibt es rückblickend eine ziemlich einfache Erklärung: Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA erteilte am Freitagabend unserer Zeit dem Augenmittel Eylea von Regeneron und Bayer auch hochdosiert die Marktzulassung. Dieser Schritt kommt für Beobachter zwar nicht überraschend. Allerdings kommt er etwas früher als gedacht. Da Eylea in hoher Dosierung künftig in Konkurrenz zu Vabysmo von Roche steht, lässt sich eins und eins zusammenzählen. Die Angst ist gross, dass Regeneron und Bayer mit Eylea dem Roche-Präparat Vabysmo das Wasser abgraben könnte. Ob zu Recht oder nicht, bleibe jetzt mal so dahingestellt.
Dass die Meldung über die Marktzulassung erst Stunden nach SIX-Handelsende über den Börsenticker flimmerte, macht mich stutzig. Denn die Valoren von Roche standen am Freitag eigentlich den ganzen Tag über unter Verkaufsdruck. Ahnte da jemand etwa, was in den Abendstunden kommen würde...?
Interessant ist übrigens auch, dass die Genussscheine heute Montag weit über der rechnerischen Parität der in New York gehandelten American Deposit Receipts notieren. Dort gingen die Titel Freitagnacht nämlich bei 251,50 Franken aus dem Handel.
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7 Kommentare
Da sind wir mal gespannt auf die Ertragsentwicklung. Die fetten Zeiten des Inestmentbankings das weiter verkleinert werden soll sind vorbei und die Börse wird tiefere Kommissionen einbringen, nur die Boni werden weiterhin üppig bleiben...
Ich bin noch ein wenig zurückhaltender was die UBS Aktie betrifft.
Jedoch bin ich als UBS Aktionärin schon auch der Meinung, dass wir am 19. März 2023 wirklich zu einem sehr guten Schnäppchen gekommen sind.
Bevor der Kurs aber nachhaltig über 23 CHF steigen kann, müssen aus meiner Sicht schon noch einige Unklarheiten beseitigt werden.
Aus meiner Sicht kann der Stellenabbau alleine in der Schweiz locker und ohne Probleme auf 15'000 ausgeweitet werden.
Denn dies ist die einmalige Chance als UBS all ihre Prozesse und Kosten und Synergien optimal zu nutzen, dass am Schluss kein unnötiger Speck mitgeschleppt werden muss nach der Vollintegration.
Ausserdem ist mir noch nicht klar, wie teuer dieser Stellenabbau sein wird.
Wenn da wirklich tausende Mitarbeitende über ein Jahr lang gratis im Sozialplan durchgefüttert werden sollen, kann das sehr teuer werden für die UBS Aktionäre.
Ausserdem sollte von der UBS auch wirklich alles unternommen werden, dass sämtliche Klagen von ehemaligen CS- Aktionären und CS- Anleihen Inhaber keine Chance haben- und diese abgeschmettert werden vor Gericht.
Generell sollte das Ziel sein, dass die Kosten der Vollintegration so gering wie möglich gehalten werden für die UBS Aktionäre.
Bin mir absolut bewusst, dass die CS-Integration nach betriebswirtschaftlichen Kriterien abgewickelt werden muss und alle möglichen Synergien realisiert werden sollen. Trotzdem finde ich Worte wie "unnötiger Speck" oder "durchgefüttert" als stossend und unangebracht. Ein bisschen Empathie mit den betroffenen Mitarbeitern
Klar hat die UBS durch den Zwangsverkauf der CS ein Schnäppchen gemacht auf Kosten der CS-Aktionäre. Und zwar rechtswidrig (wobei dies nicht unbedingt der Fehler der UBS, sondern eher der unfähigen Politiker war). Doch auch nach erfolgreichem Gerichtsentscheid und nachfolgender Entschädigung der geprellten CS-Aktionäre (u.a. wegen Rechtsmissbrauch mit sog. 'Notrecht') bleibt immer noch genug übrig für die UBS-Aktionäre.
Da muss ich mich voll und ganz @bilou anschließen. So Siegesicher wie Sie sich hier geben wäre ich gerade mal nicht. Solange noch diese Rechtsstreitigkeiten im Gange sind. Wobei die gefährlichsten die AT1 klagen sind .
@bilou:
Die Klage von den CS- Aktionären ist ganz klar abzulehnen und hoffentlich ohne jede Chance auf Erfolg!
Denn wenn am Ende die UBS oder sogar der Bund die früheren Bankeigentümer zusätzlich entschädigen müssten, hätte das eine verheerende Anreizwirkung.
Der Schweizer Staat würde somit mit Füssen getreten.
Die Schuldigen am Untergang dieser Skandalbank waren der Verwaltungsrat, Geschäftsleitung und die Aktionäre!
Und warum hat man 2008 die UBS mit ihren Aktionären gerettet?