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Die Aktionärinnen und Aktionäre von Logitech gelten als erfolgsverwöhnt. Vielleicht erklärt das ja, weshalb die Börse heute Dienstag ziemlich ungehalten auf den eigentlich soliden Zahlenkranz reagiert und die Aktien des Vorzeigeunternehmens aus Lausanne zeitweise mit Kursverlusten von mehr als 7 Prozent abstraft.

Ein Grund für diese überraschend unterkühlte Reaktion könnten die stark gestiegenen Ausgaben sein. Trotz stagnierendem Umsatz gaben die Lausanner 66 Prozent mehr fürs Marketing und den Vertrieb aus.

Zudem dürften sich nicht eben wenige Analysten – den jüngsten Umsatzwarnungen bei anderen Rivalen wie etwa Corsair – eine Erhöhung der diesjährigen Gewinnvorgaben erhofft haben. Diesbezüglich bleibt nun jedoch alles beim Alten. Logitech strebt wie bis anhin einen operativen Jahresgewinn (EBIT) zwischen 800 und 850 Millionen Dollar an.

UBS-Analyst Jörn Iffert gewinnt dem vorliegenden Zahlenkranz zwar vorwiegend positive Aspekte ab. Seines Erachtens dürfte die Angst vor Verwerfungen in den Lieferketten des Vorzeigeunternehmens nun nachlassen. Dennoch dürfte auch Iffert bei seinen Schätzungen den Rotstift ansetzen müssen. Denn schliesslich ging er bisweilen von einem operativen Jahresgewinn in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar aus. Daraus wird wohl nichts.

Die Reaktion der Börse auf die Logitech-Zahlen fällt unmissverständlich aus (Quelle: www.cash.ch)

Obwohl sich vom 110 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel der UBS ein rechnerisches Aufwärtspotenzial von mehr als 40 Prozent ableiten lässt, werden die Logitech-Aktien bloss mit "Neutral" eingestuft. Goldman Sachs kommt sogar mit einem 12-Monats-Kursziel von 118 Franken zum selben Ergebnis: "Neutral". Überzeugung sieht anders aus...

Was die Verwerfungen in den Lieferketten und die damit verbundene Komponentenknappheit anbetrifft, steht Logitech meines Erachtens noch gut da. Das wiederum hat seinen Preis: Da die frühzeitig gefüllten Lager momentan viel Kapital binden, fällt der freie Cashflow eher etwas mager aus. Dennoch ist soviel Weitsicht lobenswert.

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Nach dem Kursdebakel rund um den Zwischenbericht von Zur Rose für das dritte Quartal sprach man am vergangenen Freitag in den Handelsräumen der Credit Suisse eine kurzfristige Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 400 Franken für die Aktien der Versandapotheke aus. Obwohl die diesjährigen Wachstumsvorgaben reduziert worden seien, seien die mittelfristigen Aussichten intakt, wie die Autoren an diesem Tag bei Kursen von rund 362 Franken festhielten. Im selben Atemzug rieten sie der Anlagekundschaft, bei einem Kursrückschlag auf 335 Franken oder weniger die Reissleine zu ziehen.

Was die Autoren zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten: Schon gestern Montag schmierte der Aktienkurs von Zur Rose um die Mittagszeit mal eben schnell auf 333 Franken ab und löste die Stop-Loss-Limite aus.

Begleitet wurde die erneute Kursschwäche von Berichten, wonach bei der Versandapotheke eine gerichtliche Unterlassungsverfügung im Zusammenhang mit der Preisgestaltung bei verschreibungspflichtigen Medikamenten eingegangen sei. Bestätigen lassen sich diese Berichte bisweilen aber nicht.

Kursentwicklung der Zur-Rose-Aktien in der Zeit seit Anfang Januar (Quelle: www.cash.ch)

Das dürfte vor allem die Leerverkäufer freuen. Wie die neusten Erhebungen der Beratungsfirma IHS Markit zeigen, wetten sie bei Zur Rose mit nicht weniger als 25 Prozent aller ausstehenden Aktien auf rückläufige Kurse. Bei einem geschätzten Drittel dieser Wetten könnte es sich allerdings auch um sogenannte "Delta-Hedges" von Wandelanleihen-Gläubigern handeln.

Auch UBS-Analyst Sebastian Vogel wird sich beim Blick auf den Aktienkursverlauf ein leises Schmunzeln wohl nicht verkneifen können. Er stufte die Papiere der Versandapotheke Ende Februar bei Kursen von 430 Franken von "Neutral" auf "Sell" herunter – seit gestern Montag sogar nur noch mit einem 12-Monats-Kursziel von 250 (zuvor 257) Franken.

Die Credit Suisse ihrerseits deckt Zur Rose übrigens gar nicht offiziell ab...

 

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