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Die Aktien von Zurich Insurance gerieten am Freitag ziemlich unter die Räder. Um bis zu 4 Prozent wurden die dividendenstarken Valoren zurückgebunden – und das bei stark anschwellenden Handelsumsätzen.
Die Kurslawine ins Rollen brachten Medienberichte, wonach die Versicherungsgruppe im Geschäft mit Versicherungsmänteln ins Visier der amerikanischen Behörden geraten sei. Angeblich seien die Versicherungsmäntel zur Steuerhinterziehung genutzt worden.
Zur Erinnerung: Swiss Life musste im Zuge eines Vergleichs einst 77 Millionen Dollar in die Hand nehmen, um ähnliche Vorwürfe aus der Welt schaffen zu können.
Wie der bekannte Versicherungsanalyst Peter Eliot von Kepler Cheuvreux schreibt, ist das Thema Versicherungsmäntel nicht neu. Er verweist allerdings darauf, dass den Medienberichten bisher "bloss" ein Schreiben des Senators Ron Wyden zugrunde liegt und die Behörden noch gar nicht tätig wurden.
Kursentwicklung der Zurich-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Zum einen hält der Analyst die im besagten Schreiben genannten 14 Milliarden Dollar an Mantelvolumen für zu hoch, zum anderen handelt es sich um andere Versicherungsmäntel als diejenigen, welche dem amerikanischen Justizministerium in der Vergangenheit ein Dorn im Auge waren.
Auch wenn Eliot es nicht wortwörtlich festhält, so lässt er zumindest zwischen den Zeilen durchblicken, dass er in der ganzen Sache bloss einen "Sturm im Wasserglas" sieht. Er preist die Aktien von Zurich Insurance denn auch wie bis anhin mit einem Kursziel von 550 Franken zum Kauf an.
Nichts scheut die Börse bekanntlich mehr als die Ungewissheit. Deshalb wohl auch die ziemlich unterkühlte Reaktion auf die Medienberichte vom Freitag. Will man den Zusatzinformationen, die der Versicherungsanalyst da nachliefert, Glauben schenken, dann lässt sich für die Aktionärinnen und Aktionäre von Zurich Insurance nachts auch weiterhin ruhig schlafen.
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In wenigen Tagen findet das lange Warten der Aktionärinnen und Aktionäre der Credit Suisse endlich ein Ende. Dann nämlich wird die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken neben ihrem Zahlenkranz für das dritte Quartal auch ihre künftige Strategie kommunizieren.
Zumindest bruchstückhaft ist zwar schon heute bekannt, in welche Richtung es künftig gehen könnte. Schliesslich sickern schon seit Wochen immer wieder neue Indiskretionen in die angelsächsischen Wirtschaftsmedien durch.
Am Freitag trennte sich die Grossbank schon mal für umgerechnet etwas mehr als 300 Millionen Franken von ihrem Allfunds-Paket, womit sich zumindest eine dieser Indiskretionen schon mal als wahrheitsgetreu erweist. Den Aktien der Credit Suisse half das am Freitag herzlich wenig.
Das mag allerdings auch damit zu tun haben, dass Barclays-Analyst Amit Goel sozusagen in letzter Minute noch einmal den dicken Rotstift bei seinen Schätzungen ansetzte. Er strich seine Schätzungen für den Vorsteuergewinn um bis zu 56 Prozent zusammen. Darauf abgestützt bekräftigte Goel sowohl die "Underweight" lautende Verkaufsempfehlung als auch das Kursziel von gerade mal 4 Franken.
Kurszerfall der Credit-Suisse-Aktien seit Anfang Januar (Quelle: www.cash.ch)
Dass keiner seiner Berufskollegen bei anderen Banken beim Kursziel auch nur annähernd so schwarz wie Goel sieht, erklärt sich damit, dass der Barclays-Analyst bei der Credit Suisse einen zusätzlichen Eigenmittelbedarf vor Beteiligungsverkäufen in Höhe von zwischen 6 und 9 Milliarden Franken ausmacht. Bei einem Börsenwert von nurmehr 12 Milliarden Franken wäre das eine ganze Menge.
Wenn Goel schreibt, dass die Grossbank am kommenden Donnerstag nicht nur mit überzeugenden, sondern eben auch mit glaubwürdigen Plänen und Finanzzielen aufwarten muss, dann schreibt er mir aus der Seele. Und gleich noch in einem Punkt muss ich ihm Recht geben: Ohne eine Kapitalerhöhung liessen sich überzeugende und glaubwürdige Pläne wahrscheinlich gar nicht erst umsetzen.
Harren wir folglich mal der Dinge, die da kommen mögen...
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