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Selbst während meinen Sardinien-Ferien liess ich das hiesige Börsengeschehen nicht völlig aus den Augen – wenn manchmal auch zum Missfallen meiner Liebsten. Die anlaufende Halbjahresberichterstattung und die teils verschnupfte Reaktion der Börse auf die Zahlenkränze liessen mir schlichtweg keine Ruhe. Wie schon vor meiner Abreise lag der Teufel nicht selten im Detail.
Und gleich noch etwas zieht sich schon seit Wochen wie ein roter Faden durch das hiesige Börsengeschehen: Während für beliebte Aktien wie für jene von Sandoz oder Novartis selbst zu Höchstkursen neue Kaufempfehlungen eingehen, neigen die Banken und ihre Analysten immer öfter dazu, ihre Verkaufsempfehlungen zu überdenken.
So etwa bei Zurich Insurance. Der für Morgan Stanley tätige Versicherungsanalyst Ismael Dabo stuft die dividendenstarken Valoren von «Underweight» auf «Equal-weight» herauf. Neuerdings veranschlagt er ein Kursziel von 490 (zuvor 419) Franken.
Er nehme im Vorfeld des Halbjahresergebnisses eine zuversichtlichere Haltung für die amerikanische Tochter Farmers ein, wie Dabo in einem Kommentar an seine Anlagekundschaft schreibt. Eine Verkaufsempfehlung hält er vor diesem Hintergrund für nicht länger gerechtfertigt.
Neugierig wie ich bin, habe ich mich schlau gemacht: Die Verkaufsempfehlung geht auf die ersten Januar-Tage zurück, als noch Kurse von 440 Franken für die Aktien von Zurich Insurance bezahlt wurden.
Gar eine Kehrtwende vollzieht sein Berufskollege Peter Eliot von Kepler Cheuvreux bei den Valoren des Branchennachbarn Helvetia. Überraschend stuft er diese mit einem überarbeiteten Kursziel von 140 (zuvor 104) Franken auf «Buy» herauf – nachdem der bekannte Versicherungsanalyst kurz zuvor noch mit «Reduce» zum Ausstieg geraten hatte.
Kursentwicklung der Helvetia-Aktien seit Januar (Quelle: www.cash.ch)
Wie Eliot schreibt, steht der Erstversicherer heute gleich in mehrfacher Hinsicht besser da als in der Vergangenheit. Er erachtet die Aktien als sträflich vernachlässigt und deshalb als kaufenswert.
Erhebungen der UBS scheinen dem Analysten recht zu geben. Am sogenannten «Crowding Factor» der Grossbank gemessen machen internationale Investoren noch immer einen grossen Bogen um die Valoren von Helvetia. Das mag auch damit zu tun haben, dass die Ostschweizer Versicherungsgruppe bei den Banken und ihren Analysten ein Mauerblümchen-Dasein fristet.
Ich hielt zu diesem Thema kürzlich folgendes fest:
Die Überlegungen hinter dem "Crowding Factor" [der UBS] sind denkbar einfach: Wo sollen künftig Käufe herkommen, wenn Anlegerinnen und Anleger bereits bis über beide Ohren in einer Aktie investiert sind. Eine solche Aktie kann dann eigentlich nur in der (Anleger-)Gunst fallen – was wie etwa bei Leonteq, AMS Osram oder der DocMorris-Vorgängerin Zur Rose schon so oft beobachtet werden konnte. Im Gegenzug hat eine arg vernachlässigte Aktie immer die Möglichkeit "wiederentdeckt" zu werden.
Wer sich von der acht Seiten starken Unternehmensstudie aus dem Hause Kepler Cheuvreux neue Erkenntnisse erhofft, wird hingegen enttäuscht.
Wenn ich in meinen gut und gerne drei Jahrzehnten an der Börse etwas gelernt habe, dann dass sich die Banken mit ihren Aktienempfehlungen und Kurszielen seit je her höchst pro-zyklisch verhalten. Vor diesem Hintergrund ist den vielen neuen Kaufempfehlungen mit einer gesunden Portion Skepsis zu begegnen – genauso wie den immer weniger werdenden Verkaufsempfehlungen.
Kursentwicklung der Zurich-Aktien im bisherigen Tagesverlauf (Quelle: www.cash.ch)
An dieser Stelle möchte ich noch kurz auf die Kursschwäche bei den Valoren von Zurich Insurance eingehen. Vermutlich steht diese im Zusammenhang mit einem Bericht der italienischen Tageszeitung «Il Messagero», wonach die Versicherungsgruppe gemeinsam mit Finanzinvestoren wie KKR oder Advent ein Übernahmeangebot für die dortige Fineco Bank abgeben könnte. Wir sprechen hier von einer Vermögensverwaltungsbank mit einem Börsenwert von mehr als 10 Milliarden Euro.
Folglich werden Stimmen laut, wonach eine milliardenschwere Übernahme bei Zurich Insurance den finanziellen Spielraum für künftige Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufe schmälern könnte.
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