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Analysten greifen selbst bei Überfliegeraktien wie Lonza oder Sulzer zu Durchhalteparolen

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Egal ob Roche oder Sika - immer mehr Aktien leiden unter einem mysteriösen Kursschwund. Das ruft nun erste Analysten auf den Plan. Selbst ihren Kaufempfehlungen für einige Börsenüberflieger verleihen sie Nachdruck.

19.12.2024   12:00
Von cash Insider
Blick auf das Lonza-Werk in Visp.

Blick auf das Lonza-Werk in Visp.

Quelle: ZVG

Der cash Insider berichtet auch im Insider Briefing jeweils vorbörslich von brandaktuellen Beobachtungen rund um das Schweizer Marktgeschehen und ist unter @cashInsider auf X/Twitter aktiv.

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In den letzten Tagen meldete sich der für die Bank of America tätige Pharmaanalyst Sachin Jain bei Roche gleich mehrmals mit verteidigenden Kommentaren zu Wort. Er bezeichnete die Genussscheine des Pharma-Urgesteins aus Basel als «Contrarian Call» und verlieh damit sowohl seiner Kaufempfehlung als auch dem Kursziel von 315 Franken Nachdruck.

Der Analyst rät übrigens erst seit Mitte September wieder zum Kauf der Genussscheine. Wurden damals Kurse von 270 Franken und mehr bezahlt, waren es zuletzt zeitweise keine 250 Franken mehr. Heute Donnerstag haben die Basler denn auch einen weiteren produktseitigen Rückschlag mit dem Parkinson-Wirkstoff Prasinezumab zu beklagen.

So wie Jain bei Roche ergeht es in diesen Tagen noch manch anderem Berufskollegen. Auch diese müssen zuschauen, wie Aktien, welche sie zum Kauf anpreisen, seit Wochen unter einem mysteriösen Kursschwund leiden.

Eine viel empfohlene Aktie, welche zuletzt regelrecht unter die Räder geriet, ist jene von Sika. In den letzten Jahren nachgerade hochgejubelt, zählt der Bauchemiehersteller mit einem Minus von gut 18 Prozent seit Januar zu den diesjährigen Verlierern aus dem Swiss Market Index (SMI). Nur Nestlé (- 24 Prozent) sowie Kühne+Nagel (-30 Prozent) schneiden noch schlechter ab.

Die Liste der Kaufempfehlungen ist lang und erstreckt sich von der UBS über Jefferies, Goldman Sachs bis hin zur Deutschen Bank. Geholfen hat das den Valoren von Sika herzlich wenig. Heute Donnerstag schreiben diese bei etwas mehr als 217 Franken sogar neue Jahrestiefstkurse, was in hiesigen Börsenkreisen wohl für das eine oder andere ungläubige Stirnrunzeln gesorgt haben dürfte.

Die Bons von Roche standen in den letzten Wochen wieder unter Druck (Quelle: www.cash.ch)

Verteidigende Kommentare gab es allerdings nur seitens von Jefferies und der UBS. Analyst Joern Iffert von der UBS bekräftigte seine Kaufempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von 295 Franken. Dasselbe gilt für sein Berufskollege Pyral Woolf bei Jefferies, wobei letzterer sein Kursziel leicht auf 297 (zuvor 300) Franken trimmte. Er begründet diesen Schritt mit der ungünstigen Wechselkursentwicklung. Wohlwollende Worte gibt es auch von Berenberg-Analyst Patrick Laager. Laager erachtet die Kursschwäche als eine günstige Kaufgelegenheit.

Mitunter ein Grund für die Kursschwäche dürfte die Abhängigkeit Sikas vom Automobilzuliefergeschäft sein. Noch immer trägt dieser Wirtschaftszweig beim Bauchemiehersteller nämlich rund 15 Prozent zum Jahresumsatz bei – genug, um auch in den kommenden Monaten zum Spielverderber werden zu können.

Eine weitere Durchhalteparole trifft für den diesjährigen Börsenüberflieger Accelleron ein. Das wiederum könnte man auch als Jammern-auf-hohem-Niveau abtun, errechnet sich für die Aktien der ehemaligen ABB-Tochter seit Januar doch noch immer ein ansehnliches Plus von fast 80 Prozent. An dieser Stelle eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der Hersteller von Abgasturboladern weit vorn auf der diesjährigen Gewinnerliste mitmischt.

Nichtsdestotrotz sieht die Bank of America sich nach einer Road-Show mit Finanzchef Adrian Grossenbacher und seinem Investors-Relations-Verantwortlichen Michael Daiber dazu veranlasst, ihrer Kaufempfehlung und dem 55 Franken lautenden Kursziel nochmals Nachdruck zu verleihen. Accelleron werde auch im kommenden Jahr ein flottes Wachstum aufweisen, so die Botschaft des zuständigen Analysten.

Die Aktien von Accelleron sind seit Januar flott unterwegs und zählen zu den diesjährigen SIX-Gewinnern (Quelle: www.cash.ch)

Ebenfalls als Jammern-auf-hohem-Niveau liesse sich ein Kommentar aus der Feder von Oddo-Analyst Stephan Wulf zum Thema Lonza bezeichnen. Dass die Aktien des diesjährigen SMI-Goldmedaillenanwärters aus Basel einen Grossteil der Kursgewinne vom diesjährigen Investorentag wieder abgeben mussten, scheint Wulf zu beschäftigen. Seines Erachtens sprechen sowohl der geplante Verkauf des Kapselgeschäfts als auch die nächstjährigen Gewinnvorgaben für anziehende Notierungen. Trotz der starken Kursbilanz seit Jahresbeginn – wir sprechen hier von einem Plus von rund 53 Prozent – preist der Analyst die Valoren des Pharmazulieferers mit «Outperform» und einem Kursziel von 850 Franken an. Es ist und bleibt das höchste mir bekannte Kursziel.

Gleich zwei verteidigende Kommentare gehen auf das Konto von Kepler Cheuvreux. Chefanalyst Torsten Sauter fühlt sich bei Dätwyler nach einer Präsentation des Spartenverantwortlichen Francesco Piras in seiner Kaufempfehlung bestätigt. Sauter glaubt, dass dem Unternehmen im Geschäft mit Abnehm-Spritzen künftig gutes Geld winkt. Ob das Kursziel von 210 Franken nach der Umsatzwarnung von gestern Mittwoch noch seine Gültigkeit hat, wird sich jedoch zeigen müssen.

In die Gunst einer Liebeserklärung aus Deutschland kommt Sulzer. Der ebenfalls für Kepler Cheuvreux tätige Analyst Hans-Joachim Heimbürger versucht den Aktien des Pumpenherstellers aus Winterthur mit einer Bestätigung seiner Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 153 Franken neues Leben einzuhauchen. Heimbürger geht von einem erfreulichen Schlussquartal aus und hält die diesjährigen Finanzziele für erreichbar. Mit Blick auf das kommende Jahr traut der Analyst dem Unternehmen eine positive Umsatzentwicklung bei steigenden operativen Gewinnmargen zu.

Anders als die Valoren von Dätwyler stehen jene von Sulzer weit oben auf der diesjährigen Gewinnerliste. Es überrascht mich, dass mittlerweile selbst für Börsenüberflieger wie Lonza oder Sulzer Durchhalteparolen eintreffen. Dass an der Börse längst nicht immer alles so läuft, wie man das gerne hätte, zeigt sich auch beim Blick auf meine Schweizer Aktienfavoriten für 2024. Auf den letzten paar Meter werde ich von einigen wenigen Titeln regelrecht ausgebremst...

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.
 

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3 Kommentare

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plutos

Für mich ist die seit Monaten andauernde relative Schwäche des SPI das Resultat mehrerer Faktoren: (1) Andere Märkte, insb. der amerikanische, sind wegen ihren Wachstumsprognosen attraktiver. Allerdings auch zu einem höheren Risiko, was viele Anleger oft übersehen. Es fliessen CHF in den USD-Raum. (2) Andere Anlageformen sind attraktiver, es ist nicht unerheblich Geld in Gold und in Kryptos geflossen. Auch hier ein pull- kein push-Effekt. (3) Ein Teil der SPI Unternehmen sind in der Tat nicht gut aufgestellt und müssen erst ihre Hausaufgaben machen, darunter mind. eines wenn nicht zwei der Schwergewichte. Aber auch bei den midcaps gibts eine ganze Reihe von Fragezeichen, die den SPI belasten. (4) Der günstige USD hat die Investitionsneigung im USD-Raum für CHF-Investoren zusätzlich begünstigt. Dies in Kombination mit dem Ausblick weiterer Wachstumsimpulse durch sinkende Zinsen. Gerade dieser Punkt sollte jetzt eigentlich dazu führen, dass zumindest teilweise Mittel aus dem USD- und den CHF-Raum zurückfliessen. (5) Die Trump-Präsidenschaft/Diktatur, die bereits begonnen hat, wird für die globalen Märkte Auswirkungen haben, die teilweise noch schwer zu quantifizieren sind. Das instabile "Genie" bringt Unsicherheit und Unruhe und unklare Perspektiven, gerate auch für kleine offene, exportorientierte Volkswirtschaften wie die Schweiz. Auch diese Risiken finden sich - erst zum Teil - einpreist in den Aktien.

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falera

Analysten können Roche nicht gross helfen. Nur neue Chefs in Führung und Forschung könnten die negative Stimmung ändern. Die Ergebnisse der letzten Jahre sprechen für sich.

markuskurt

Das gleiche gilt für Nestlé

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