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Als Morgan Stanley im September vor zwei Jahren bei den Aktien von Logitech eine Verkaufsempfehlung aussprach, war der Aufschrei in den Handelsräumen hiesiger Banken gross. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen. Lautete das Kursziel damals noch 82 Dollar, sieht die amerikanische Investmentbank die Notierungen der in New York gehandelten Valoren neuerdings sogar auf 39 Dollar einbrechen.
In einem mir zugespielten Kommentar verleiht Analyst und Autor Erik Woodring seiner Verkaufsempfehlung noch einmal Nachdruck. Er nimmt das schwache Weihnachtsgeschäft zum Anlass, um seine Gewinnschätzungen noch einmal um bis zu fünf Prozent zu reduzieren. Und obschon der Analyst das Kursziel wie bis anhin mit 39 Dollar angibt, macht er keinen Hehl daraus, dass sich sogar dieses noch als zu optimistisch erweisen könnte. Will man ihm Glauben schenken, dann könnte ausgerechnet der Investorentag von Anfang März für enttäuschte Gesichter sorgen.
Bei Goldman Sachs bekommen hingegen die Aktien von Holcim ihr Fett weg. In einer mehrere Seiten starken Studie über die europäischen Bauzulieferer erhöhen die Autoren um Pierre de Fraguier ihre operativen Gewinnschätzungen für den Weltmarktführer aus dem steuergünstigen Zug zwar um durchschnittlich drei Prozent. Gleichzeitig warnen sie jedoch vor den weiterhin hohen Energiepreisen in weiten Teilen Europas und deren Folgen. Mit einer Entspannung rechnen die Analysten frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahres. Das spiegelt sich auch im gerade mal 39 (zuvor 38) Franken lautenden 12-Monats-Kursziel für die Papiere.
Während das Kursziel des Goldman-Sachs-Analysten für die Aktien von Holcim knapp 27 Prozent unter den letztbezahlten Kursen liegt, errechnet sich von jenem seines Berufskollegen von Morgan Stanley für die Valoren von Logitech gar ein Rückschlagspotenzial von 32 Prozent. Im Wissen, dass beim Zementhersteller mit 4,3 Prozent aller ausstehenden Titel (Quelle: Stifel) und beim Lausanner Unterhaltungselektronikspezialisten sogar mit 9,7 Prozent aller ausstehenden Titel (Quelle: S&P Global) auf rückläufige Kurse spekuliert wird, spielen die beiden Analysten – ob gewollt oder nicht – den Leerverkäufern ganz schön in die Karten.
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Für die Aktionärinnen und Aktionäre von Bachem erweist sich das bisherige Börsenjahr unter dem Strich als ein Nullsummenspiel. Die für die UBS tätige Analystin Barbora Blaha stuft die Valoren des Pharmazulieferers denn auch mit "Neutral" und einem nur wenige Franken über den letztbezahlten Kursen liegenden 12-Monats-Kursziel von 86 Franken ein.
Nach Besuchen bei mehreren Pharmazulieferfirmen und deren Technologieverantwortlichen findet die Analystin nun allerdings überraschend versöhnliche Worte. Wie sie schreibt, ist Bachem anderen Herstellern von Peptiden in Sachen Automatisierung der Produktion um Jahre voraus. Möglich mache das die hauseigene Technologie, so Blaha weiter. Sie schliesst deshalb nicht aus, dass der Pharmazulieferer aus Bubendorf künftig anderen Rivalen das Wasser abgräbt und die ganze Branche auf den Kopf stellt. Die wohl grösste Herausforderung für das Unternehmen sieht die Analystin darin, über die nächsten drei Jahre rund 800 qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Produktionsausbau zu finden.
Dass sich die Aktien von Bachem seit Mitte September nahezu im Kurs verdoppelt haben, hat übrigens einen anderen Grund. Seit damals ist nämlich bekannt, dass der Pharmazulieferer zwei Liefervereinbarungen mit einem nicht namentlich bekannten Grosskunden in trockene Tücher bringen konnte. In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass es sich beim Grosskunden um den Pharmagiganten Eli Lilly und beim Wirkstoff um das eben erst zugelassene Diabetesmittel Mounjaro handelt. Schätzungen zufolge könnte Mounjaro jährlich bis zu 7 Milliarden Dollar in die Kassen der Amerikaner spülen. Daran dürfte auch Bachem mitverdienen – wenn auch in einem bescheideneren Ausmass.
Schade nur spiegeln sich diese geradezu beneidenswert guten Wachstumsaussichten schon heute im Kurs- und Bewertungsniveau der Aktien wider. Auf Basis der UBS-eigenen Schätzungen errechnet sich bei Bachem für dieses Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 49 und selbst für das Folgejahr noch immer eines von gut 37...
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1 Kommentar
Die Amis hacken wieder einmal auf Schweizer Aktien herum. Sicher nicht nur auf die beiden erwähnten Titeln. Morgen werden weitere "Empfehlungen" kommen. Als Ersatz soll man US-Titel kaufen! Was da wieder geschmiert wird, um Kapital in US-Titeln zu bringen.