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Was geschieht unter dem Dach der UBS mit der Universalbank Schweiz der Credit Suisse? Wird sie mit dem Schweizer Geschäft des künftigen Mutterhauses verschmolzen oder geht sie womöglich sogar an die Börse? Noch hält man sich diesbezüglich am Paradeplatz in Zürich sämtliche Möglichkeiten offen.
Zumindest für die Autoren eines beliebten deutschen Investorenbriefs – in hiesigen Börsenkreisen auch als "Düsseldorfer" bekannt – gibt es eigentlich nur eine logische Antwort auf diese Frage: Die UBS wird bis zu 49 Prozent des Inlandgeschäfts der ehemaligen Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) abspalten und an die Börse bringen. Dabei dürften die Aktionärinnen und Aktionäre der grössten Schweier Bank zum Handkuss kommen und anteilsmässig Aktien zugeteilt erhalten.
Im Hinblick darauf sehen die Investorenbriefautoren in den Valoren der UBS zu Kursen zwischen 16 und 17 Franken die "zurzeit wohl interessanteste Börsenwette in Zürich", wie sie schreiben. Diese Aussage unterlegen die Autoren mit Zahlenmaterial, wonach das Schweizer Geschäft der Credit Suisse mit bis zu 12 Milliarden Franken bewertet werden könnte. Bei einer Börsenkapitalisierung der UBS von momentan knapp 60 Milliarden Franken ist das mehr als ein Apropos.
Aus meiner Sicht sind diese Aussagen gleich in zweifacher Hinsicht spekulativ. Denn nicht nur ein (Teil-)Börsengang der Universalbank Schweiz der Credit Suisse ist alles andere als sicher. Auch ob die Aktionärinnen und Aktionäre der UBS dann zum Handkuss kommen, grenzt schon fast an Wunschdenken.
Wohlwollende Worte findet auch der für die Bank of America tätige Analyst Alastair Ryan. Seinen Berechnungen zufolge steigt der bereinigte Buchwert der UBS im Zuge der Credit-Suisse-Übernahme um 74 Prozent. Darin bereits enthalten sind 20 Milliarden Dollar an sofortigen Abschreibungen und Wertberichtungen. Darüber hinaus geht der Analyst davon aus, dass die risikogewichteten Aktiven bis Ende 2024 um 100 Milliarden Dollar reduziert und dadurch 14 Milliarden Dollar an gebundenem Eigenkapital freigeschaufelt werden können.
Kursentwicklung der UBS-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: www.cash.ch)
Lange Rede, kurzer Sinn: Während nicht eben wenige seiner Berufskollegen die UBS frühestens ab 2026 wieder eigene Aktien zurückkaufen sehen, rechnet er selber schon ab dem kommenden Jahr mit einer Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms. Alleine 2025 wird die grösste Schweiz Bank demnach für 6 Milliarden Dollar eigene Aktien über die zweite Handelslinie erwerben.
Darauf abgestützt preist man die Aktien bei der Bank of America wie bis anhin mit einem Kursziel von 23 Franken zum Kauf an – womit sich der Kreis wieder schliesst.
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Aktien, welche zu Kursen unter einem Dollar oder Franken gehandelt werden, bezeichnet man in Börsenkreisen auch als "Penny Stocks". Das ist keinesfalls verniedlichend gemeint, sondern mutet eher anrüchig an. Denn einerseits ist dieses Titelsegment geradezu berüchtigt für starke Kursausschläge und andererseits gilt es zumindest in New York als völlig unterreguliert – weshalb es dort oft wie seinerzeit im Wilden Westen zu und her geht.
Seit Evolva vor wenigen Wochen einen sogenannten "Reverse-Split" im Verhältnis von 250 zu eins durchgeführt hat, sind die Valoren des Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln diesen anrüchigen Ruf nun endlich los. Das hat allerdings seinen Preis, errechnet sich seither doch ein sattes Minus von mehr als 20 Prozent. Dass Aktien nach einem "Reverse-Split" unter Verkaufsdruck geraten, ist nicht eben ungewöhnlich. Ich sehe darin sogar schon fast ein bisschen einen Fluch...
Kursentwicklung der Aktien von Evolva in den letzten vier Wochen (Quelle: www.cash.ch)
Auch das nahende Ausscheiden aus dem Micro Cap Index von MSCI dürfte nicht hilfreich sein. Ende Mai müssen die Aktien von Evolva gemeinsam mit denen von Fundamenta Real Estate, Meier Tobler, der Thurgauer Kantonalbank und Valartis jenen von Bellevue und Swiss Steel Platz machen.
Die Rechnung ist denkbar einfach: Fällt eine Aktie aus einem Index, müssen sich indexorientierte Grossinvestoren sowie die Anbieter von Indexfonds oder strukturierten Indexprodukten von ihren Beständen trennen. Für gewöhnlich bleibt das – wie jetzt etwa bei Evolva - nicht ohne Folgen für die Kursentwicklung. Das insbesondere, wenn wie beim Nahrungsergänzungsmittelhersteller der Markt eng sehr ist. Und nicht selten ebben indexbedingte Verkäufe genauso schnell auch wieder ab...
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1 Kommentar
Das mit dem Evolva Reverse Split ist irgendwie doof. Jetzt habe ich eine Anzahl von x.8 Aktien im Depot und weiss nicht was man damit machen sollte...