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Die Technische Analyse ist die Disziplin, bei der man anhand von wiederkehrenden Kursmustern die zukünftige Entwicklung einzelner Aktien oder Indizes vorhersagt. Während die einen auf sie schwören und sie bei jedem ihrer Anlageentscheide hinzuziehen, wird sie von allen anderen eher belächelt. Und tatsächlich liesse sich etwas ketzerisch behaupten: Die Technische Analyse lässt uns heute wissen, was man gestern aufgrund von Informationen von vorgestern hätte besser machen können.

Letzterem würde der für Julius Bär tätige Mensur Pocinci wohl entschieden widersprechen. Schliesslich hat er sich in den letzten Jahren einen Namen auf diesem Gebiet gemacht. Einige sehen in ihm gar eine Koryphäe, wenn es um die Beurteilung wiederkehrender Kursmuster geht.

In einem mir zugespielten Kommentar wartet der bekannte Markttechnikexperte aus Schweizer Sicht endlich mal wieder mit erfreulichen Neuigkeiten auf. Seines Erachtens steht der Swiss Market Index (SMI) unmittelbar vor einem kräftigen Ausbruch nach oben. Er sieht das Börsenbarometer in einem ersten Schritt in die Region von 12'000 Punkten vorstossen. Längerfristig traut Pocinci ihm sogar einen Anstieg in die Nähe von 15'000 Punkten zu. Er rät Anlegern deshalb, bis über beide Ohren investiert zu bleiben.

Impulse erhofft sich der Markttechnikexperte von den Aktien von Nestlé, wie erst vor wenigen Tagen gemachte Aussagen vermuten lassen. Bei den Papieren des Nahrungsmittelgiganten aus Vevey macht er Anhaltspunkte für eine mittelfristige Bodenbildung aus. An ein dauerhaft überdurchschnittliches Abschneiden glaubt Pocinci allerdings nicht. Überzeugung sieht – unter uns gesagt - anders aus.

Der Nasdaq-100-Index (rot) lässt den SMI mit Dividenden-Korrektur (grün) im 5-Jahres-Vergleich weit hinter sich zurück (Quelle: www.cash.ch)

Langjährige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass ich viel von Pocinci und seinem Kompagnon Alexis Chassagnade halte. Die beiden waren es, welche vor fast drei Jahren einen Schrei des Entsetzens durch die Handelsräume hiesiger Banken gehenliessen, als sie den drei SMI-Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis einen "langsamen Tod" prophezeiten.

Zugegeben, die drei Unternehmen gibt es zwar noch immer. Denn bekanntlich leben Totgeweihte auch an der Börse länger. Ihre Valoren auch. Jene von Roche kosten mittlerweile sogar 40 Prozent mehr als damals. Dennoch sollten die beiden Markttechnikexperten rückblickend mit ihrer Empfehlung, aus den drei Schwergewichten in einen börsengehandelten Fonds auf den Nasdaq-100-Index umzuschichten, Recht behalten.

Bleibt mir nichts weiter als zu hoffen, dass sie auch mit ihrer gewagten Prognose für den SMI goldrichtig liegen...

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Mal trennt sich ein Mitglied der Geschäftsleitung bei Zurich Insurance von Aktien in Höhe von 3,7 Millionen Franken der eigenen Arbeitgeberin, dann wieder wirft jemand aus der Geschäftsleitung von Zur Rose für 2,7 Millionen Franken Titel auf den Markt.

Momentan vergeht kaum ein Tag, ohne dass der Schweizer Börse SIX nicht von einem Aktienverkauf in Millionenhöhe berichtet würde. Ob die lieben Herr und Frau Verwaltungsräte einfach nur etwas Kleingeld für teure Weihnachtsgeschenke benötigen, oder ob sie die Aktien des eigenen Unternehmens tatsächlich für überteuert halten und sich deshalb von ihnen trennen, ist allerdings nicht bekannt.

Kursentwicklung der Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Fakt ist: Alleine seit Ende November wurden der hiesigen Börsenbetreiberin nicht weniger als 14 Titelverkäufe im Gegenwert von einer Million Franken oder mehr gemeldet. Gesamthaft sprechen wir von Titeln für rund 43 Millionen Franken, wobei alleine 15 Millionen Franken wortwörtlich auf das Konto der Geschäftsleitung von Pierer Mobility gehen. Doch auch bei Lindt&Sprüngli und Zurich Insurance trennte sich die Teppich-Etage von Aktien in Höhe von jeweils um die 7 Millionen Franken.

Man kann diesen Firmenlenkern keinen Vorwurf machen. Zuversicht in die Aktien des eigenen Unternehmens sieht allerdings anders aus.

 

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