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Die Zinsen steigen – und das rund um den Globus. In New York kletterte die Rendite zehnjähriger amerikanischer Staatsanleihen Montagnacht in die Nähe von 2,36 Prozent. Das sind ziemlich genau 50 Basispunkte mehr als noch Ende Februar und entspricht dem höchsten Stand seit dem Frühsommer 2019.

Dass selbst der amerikanische Notenbankchef "Jay" Powell im Hinblick auf das nächste Treffen des Offenmarktausschusses eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte nicht länger ausschliesst, sorgt in Marktkreisen für Irritation. Bisher waren nur die allerwenigsten Ökonomen von einem solchen Zinsschritt ausgegangen – unter ihnen jener der Citigroup.

Bei uns in der Schweiz werfen zehnjährige Anleihen der Eidgenossenschaft mit 0,44 Prozent zwar noch immer deutlich weniger ab. So hoch lag die Rendite allerdings zuletzt vor gut sieben Jahren. Vorbei die Zeit negativer Renditen...

Sorgen bereitet Chris Potts von Kepler Cheuvreux aber vor allem die Zinsentwicklung in New York. Dem Chefstrategen zufolge steuern dort die Zinsen auf einen Punkt zu, an dem sie dem gesamten Finanzsystem gefährlich werden könnten. Bei der Rendite zweijähriger amerikanischer Staatsanleihen sieht er diesen Punkt bei 2,5 Prozent liegen. Stand momentan: Knapp 2,2 Prozent.

Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen weicht im Vergleich mit der dortigen Kernteuerung immer weiter von der historischen Norm ab (Quelle: Longview Economics, Macrobond)

Wie Potts schreibt, hat die weltweite Verschuldung einen traurigen neuen Höchststand erreicht. Dennoch steige die Verschuldung immer weiter. Nicht zuletzt auch deshalb erachtet er das Wirtschafts- und Finanzsystem als ziemlich krisenanfällig, sollte der Zinsanstieg nicht bald enden.

Der Stratege hat schon vor Wochen damit begonnen, die Aktienportefeuilles seiner Anlagekundinnen und –kunden in Richtung der widerstandsfähigen Pharma- und Nahrungsmittelaktien umzubauen. In diesem Zusammenhang stufte er erst kürzlich den Schweizer Aktienmarkt von "Neutral" auf "Overweight" herauf – vermutlich im Wissen, dass alleine die drei Schwergewichte Nestlé, Roche und Novartis für rund die Hälfte der hiesigen Gesamtkapitalisierung verantwortlich sind.

Ob Pharma- und Nahrungsmittelaktien das Allerweltsheilmittel gegen eine aus dem Ruder laufende Zinsentwicklung sind, wage ich persönlich zu bezweifeln. Denn auch für dieses Titelsegment gelten steigende Zinsen schon seit Jahren als "Gift".

Sollte die amerikanische Notenbank das Finanzsystem an die Wand fahren, hätten wir vermutlich aber sowieso noch ganz andere Probleme als fallende Aktienkurse.

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Den erfolgsverwöhnten Aktionärinnen und Aktionären von PolyPeptide präsentiert sich in diesen Tagen ein ungewohntes Bild: Mit einem Minus von mehr als 40 Prozent seit Ende Dezember zählen die Valoren des Pharmazulieferers aus dem steuergünstigen Zug zu den diesjährigen Börsenschlusslichtern.

Alleine um 7 Prozent ging es für die Aktien am vergangenen Dienstag nach unten, als das Unternehmen mit dem letztjährigen Ergebnis an den Analystenschätzungen vorbeischrammte und erst noch mit eher etwas enttäuschenden Vorgaben für das laufende Jahr aufwartete.

Börsenexzesse am Laufmeter: Diese drei Aktien bringen die Überhitzung auf den Punkt

Doch nicht nur die Valoren von PolyPeptide kamen in den letzten Wochen und Monaten ziemlich unter die Räder. Auch jene anderer Pharmazulieferer wie Bachem (-33 Prozent), Siegfried oder Lonza (beide -23 Prozent) mussten Federn lassen.

Als sich der schwedische Unternehmer Frederik Paulsen im November 2021 - rund ein halbes Jahr nach dem Börsengang - über seine Beteiligungsgesellschaft Draupnir Holding von einem weiteren 4,5-Prozent-Paket trennte, verpflichtete er sich zu einer 130-tägigen Verkaufssperre auf den verbleibenden 55,5 Prozent.

Aufstieg und Fall der PolyPeptide-Aktien seit dem Börsengang vom April 2021 (Quelle: www.cash.ch)

Diese Frist ist vor wenigen Tagen abgelaufen. Paulsen kann sich nun von weiteren Aktien trennen – sofern er denn will. Völlig abwegig ist das nicht, selbst wenn sich der Börsenwert von PolyPeptide gegenüber dem Rekordhoch beinahe halbiert hat. Nicht selten spielen nämlich auch steuerliche Überlegungen mit hinein.

Zur Erinnerung: Der Pharmazulieferer kam im April 2021 zu Kursen von 64 Franken je Aktie an die Börse. Als sich der Ankeraktionär wenige Monate später von einem weiteren Teilpaket trennte, löste er sogar 114 Franken je Stück.

Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, würden schon bald weitere Aktien bei neuen Investoren untergebracht...

 

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