Was auf den ersten Blick paradox erscheint, war für viele risikoaverse Schweizer Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern während der langjährigen Phase der Negativzinsen Realität: Ein lohnendes Investment mit null Prozent Zinsen. Denn obwohl die Gelder auf dem Sparkonto keinen Ertrag abwarfen, nahm die Kaufkraft ihrer Ersparnisse in dieser Zeit zu. Geschuldet war diese aussergewöhnliche Situation den negativen Inflationsraten (siehe Grafik).

Inzwischen hat sich das Umfeld gewandelt. Die Inflationsraten sind deutlich angestiegen. Auslöser waren die stark erhöhten Energiepreise nach dem Ausbruch des Ukrainekrieges sowie die temporäre Störung der globalen Lieferketten nach der Aufhebung der Corona-Einschränkungen. Für vorsichtige Investoren ist es deshalb höchste Zeit, interessante Anlagealternativen ins Auge zu fassen. 

Denn um die Inflation in die anvisierten Zielkorridore zurückzuführen, haben die Notenbanken die Leitzinsen rasch und markant angehoben. In mehreren Schritten erhöhte die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Franken-Leitzins seit Juni 2022 von -0,75 Prozent deutlich in den positiven Bereich. Mittlerweile ist es zwar absehbar, dass der Zinserhöhungszyklus bald zu Ende gehen wird und dass es der SNB gelingen dürfte, die Inflationsrate im Zielband zwischen null und zwei Prozent zu stabilisieren. Auch die beiden global wichtigsten Zentralbanken – die amerikanische und die europäische – nähern sich dem Ende des Zinserhöhungszyklus an, da die US-Inflation und das europäische Wirtschaftswachstum rückläufig sind. Dennoch scheint die Rückkehr einer langjährigen Tiefzinsphase derzeit nicht absehbar. 

 

Zinsen übersteigen Inflationsrate

Der Abschied vom Nullzinsumfeld bedeutet für Schweizer Anlegerinnen und Anleger, dass es sich wieder lohnt, Alternativen zum Sparkonto zu prüfen. Denn durch die Zinserhöhung verlangsamt sich das Wirtschaftswachstum und damit auch die Inflation. Inzwischen übersteigen sowohl die kurz- als auch langfristigen Zinsen die aktuelle Inflationsrate, so dass mit einer Investition in CHF-Obligationen wieder positive reale Zinsen realisiert werden können.
 

Für auf Sicherheit und Qualität bedachte Sparerinnen und Sparer bieten sich somit in erster Linie Geldmarktanlagen an. Im Gegensatz zu Festgeldern und Kassenobligationen mit kurzen Laufzeiten, bieten Geldmarktfonds eine diversifizierte Anlage, die aktuell 1,65 Prozent rentiert (nach Spesen) und darüber hinaus tägliche Liquidität garantiert. Die meisten Geldmarktfonds können ohne Geld-Brief-Spanne gehandelt werden. Dadurch entstehen bei einer Rückgabe der Anteile keine zusätzlichen Kosten. Das Zinsrisiko des Portfolios wiederum ist in der Regel auf sechs Monate limitiert, so dass grosse Marktbewegungen – abgesehen von Kreditausfällen – minimiert werden. Das Ausfallrisiko wird über das Kreditrating gesteuert. Zumeist investieren Geldmarktfonds überwiegend in Anlagen mit guter Qualität und geringem Risiko.

Weiter sind auch Anleihen in Schweizer Franken (CHF-Obligationen) mit mittleren Laufzeiten und CHF-Obligationenfonds prüfenswerte Alternativen zum Sparkonto. Derzeit verläuft die Zinskurve in der Schweiz flach, so dass – unabhängig von der Laufzeit – eine stabile Rendite erwartet wird, sofern die Zinsen keine grossen Schwankungen unterworfen sind. Erwarten die Anleger gleichbleibende oder sinkende Zinsen, da keine weiteren Leitzinserhöhungen nötig sind, um die Inflation mittelfristig im Zielband zu halten, sind mittel- bis langfristige Obligationenfonds in Schweizer Franken attraktiv.

Der Markt für CHF-Obligationen ist qualitativ hochstehend. Über 50 Prozent der ausstehenden Anleihen verfügen über die höchste Ratingstufe «AAA». Dazu gehören Schuldner wie die Schweizer Eidgenossenschaft, inländische Pfandbriefe oder auch Kantonalbanken. Rund ein Viertel der Anleihen werden von ausländischen Emittenten wie beispielsweise europäischen Banken, der deutschen Bahn oder Hyundai emittiert. Damit wird eine gute Diversifikation innerhalb des Obligationen-Fonds erreicht.

Neben der hohen Kreditqualität ist der CHF-Obligationen-Markt auch weit fortgeschritten bei nachhaltigen Themen. Grüne Anleihen sind stark im Kommen. Viele Schuldner aus nachhaltigen Sektoren wie dem Spitalwesen und erneuerbaren Energien wie Pumpspeicherkraftwerke sind mit Anleihen an diesem Markt aktiv. 

Abschliessend gilt: Egal ob Geldmarkt- oder CHF-Obligationen-Anlagen, auch ohne Tiefzinsumfeld dürfen risikoaverse Investoren derzeit attraktive Renditen erwarten.