Man müsse nun zuerst schauen, was die US-Regierung mache, sagte Keller-Sutter nach dem Treffen mit Selenskyj am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos am Dienstagabend vor Journalisten. Sie sei auch der Meinung, dass Russland bei weiteren Verhandlungen mit am Tisch sitzen und der globale Süden miteinbezogen werden müsse, erklärte die Bundespräsidentin.
Mit den Guten Diensten sei es auch denkbar, dass die Schweiz die Parteien USA und Ukraine zusammen an einen Tisch bringe. Auch ein Treffen mit Russland sei nicht auszuschliessen. Konkrete Pläne gebe es aber keine.
Erstes physisches Treffen
Es war das erste physische Treffen zwischen Keller-Sutter und Selenskyj. Vor rund zwei Wochen habe sie mit dem ukrainischen Präsidenten telefoniert, sagte Keller-Sutter. Dabei habe man dieses Treffen im Rahmen des WEF in Davos vereinbart.
Gesprochen hätten sie vorwiegend über die humanitäre Hilfe der Schweiz und die Frage, wie es nach der Bürgenstock-Konferenz weitergehe. Die Konferenz sei nicht das Ende der Friedensbemühungen gewesen, so die Bundespräsidentin weiter. Es handle sich um einen laufenden Prozess. Die Schweiz sei deshalb bereit, im Hintergrund Vorbereitungsgespräche zu führen. Man sei aber noch nicht konkret geworden.
Der ukrainische Präsident habe sich beim Treffen sehr dankbar gezeigt für die Guten Dienste der Schweiz. «Sie sind sich auch bewusst, welche Grenzen unserem Engagement gesetzt sind», sagte Keller-Sutter mit Blick auf das Prinzip der Schweiz, keine Waffenlieferungen an kriegführende Staaten zu erlauben.
Warnung vor Europas Nebenrolle
Vor dem Treffen mit der Schweiz warnte Selenskyj in seiner Rede vor einer drohenden Nebenrolle Europas. Seit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump seien alle Augen nach Washington gerichtet, aber niemand schaue auf Europa.
Für eine Sicherheitsgarantie müsse die Bündnispartnerschaft zwischen der EU und den USA bestehen bleiben, Europa müsse unverzichtbar werden. Er selbst pflege zu Trump eine «gute Beziehung» sagte der ukrainische Präsident. Trump hatte angekündigt, den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine noch dieses Jahr zu beenden.
(AWP)