Das Gericht verurteilte auch zwei Kollegen des früheren Elvetino-Chefs zu bedingten Freiheitsstrafen von 24 und 12 Monaten. Dazu kommt eine bedingte Geldstrafe von 290 Tagessätzen à 30 Franken für den ehemaligen Geschäftsführer und von 90 Tagessätzen à 80 Franken für einen seiner Kollegen. Die Verurteilten müssen zudem Schadenersatz in der Höhe von mehreren 100'000 Franken bezahlen.

Der frühere Elvetino-Chef wurde unter anderem wegen Veruntreuung, versuchtem Betrug, passiver Bestechung und ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig und können am Obergericht angefochten werden. Die Verteidiger des Ex-Chefs und eines Kollegen meldeten bereits im Gerichtssaal Berufung an.

Unter anderem hatte sich der CEO eigenmächtig eine Lohnerhöhung um monatlich 1500 Franken genehmigt und Übernachtungen in Luxushotels als Spesen abgerechnet. Seiner Assistentin hatte er untersagt, seine Geschäftsflüge in der Economy-Klasse zu buchen. Auch eine private Reise mit der Familie nach China landete laut dem Gericht auf der Spesenliste.

Zahlungen als «Kartoffelernte» verschleiert

Der beschuldigte Ex-Manager hatte einen alten Freund als externen Berater zur SBB-Tochterfirma geholt. Für seine Tätigkeit habe dieser viel zu hohe Rechnungen eingereicht, so der Richter. Das sei durch Zeugenaussagen belegt. Zudem wurde das Mandat mehrfach mündlich verlängert, obwohl dies schriftlich hätte gemacht werden müssen.

Einen Teil des Honorars leitete der Berater dann dem Chef weiter. Angeblich waren diese Gelder für «Mitarbeiter-Motivationsmassnahmen» gedacht. An Mitarbeiter-Anlässe konnte sich bei Elvetino aber niemand erinnern. Die Zahlungen seien als Schmiergelder anzusehen, sagte der Richter. Elvetino sei dadurch ein Schaden von mindestens 250'000 Franken entstanden.

Dass die beiden etwas zu verbergen gehabt hätten, sehe man auch daran, dass als Zahlungsgrund jeweils Begriffe wie «Kartoffelernte» oder «Mangoernte» gewählt wurden, sagte der Richter weiter. Als CEO habe der 68-Jährige wegen der Zahlungen nicht mehr objektiv gehandelt. Er habe das Vertrauen, das seine Position mit sich brachte, massiv missbraucht.

Unbrauchbare Artikel verkauft

Mit dem zweiten Kollegen betrieb der Ex-Chef eine Firma für Gastroartikel aus China, darunter Kaffeebecher und Brotkörbchen. Diese Firma verkaufte die teils unbrauchbaren Artikel überteuert an Elvetino. Für Elvetino entstand ein Schaden von knapp 200'000 Franken.

Für das Gericht war in diesem Fall klar, dass der 68-Jährige die treibende Kraft dahinter war. Zumal der Kollege weder Kontakte nach China noch in die Gastronomie hatte. Gegen aussen verschleierte der Chef aber seine Beteiligung, weil er dafür eine Zustimmung des Verwaltungsrats benötigt hätte.

Fristlos entlassen

Die Beschuldigten hatten auf Freisprüche gepocht. Dem Unternehmen sei gar kein Schaden zugefügt worden, hielt einer der beiden Verteidiger des Ex-Chefs fest. Die Beschuldigten äusserten sich nicht zu den Vorwürfen. Der frühere Chef betonte aber, dass Elvetino in seiner Zeit «von einem maroden Unternehmen zu einer guten Firma» geworden sei.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Hauptbeschuldigten eine Freiheitsstrafe von 44 Monaten gefordert. Der ehemalige Elvetino-Chef leitete die SBB-Tochtergesellschaft von 2011 bis 2017. Er wurde fristlos entlassen.

(AWP)