Von Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die zu der Versammlung eingeladen hat, werden klare Worte gegen den massiven Sparkurs des Konzerns erwartet. Der Betriebsrat rechnet mit «enormem Interesse» der um ihre Zukunft bangenden Belegschaft. Vorsorglich soll die nicht öffentliche Versammlung per Videoleinwand nach draussen übertragen werden, falls die Plätze in Halle 11 nicht ausreichen.
Erst am Montag hatten Zehntausende vor dem Vorstandshochhaus gegen die harten Sparpläne des Konzerns protestiert, 47.000 traten allein in Wolfsburg für zwei Stunden in den Warnstreik. An allen neun betroffene Standorten zusammen waren es laut Gewerkschaft sogar fast 100.000. Auch auf der Betriebsversammlung Anfang September gab es bereits lautstarke Proteste. Mitarbeiter begrüssten den Vorstand mit Transparenten und Sprechchören. 25.000 Teilnehmer wurden damals gezählt.
VW fordert harte Einschnitte
Europas grösster Autobauer fordert wegen der schwierigen Lage des Konzerns zehn Prozent Lohnkürzung. Zudem stehen Werksschliessungen und betriebsbedingte Kündigungen im Raum. Die Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. IG Metall und Betriebsrat fordern ein Zukunftskonzept für alle Standorte - ohne Werkschliessungen und Massenentlassungen.
In den seit September laufenden Tarifgesprächen zeichnet sich bisher keine Einigung ab. Ein Gegenkonzept von IG Metall und Betriebsrat für Einsparungen ohne Entlassung und Werksschliessung wies VW als unzureichend zurück. Am kommenden Montag treffen beide Seite zur vierten Verhandlungsrunde zusammen. Cavallo erwartet dann eine Weichenstellung: Entweder komme es zu einer Annäherung, oder zu einer weiteren Eskalation.
Arbeitsminister Heil als Gastredner
Den Auftritt von Arbeitsminister Heil auf der Betriebsversammlung wertete Cavallo als «wichtiges Zeichen der Wertschätzung - gerade jetzt in diesen turbulenten Zeiten». Eingeladen habe sie den Minister bereits vor vielen Monaten, bevor die umfangreichen Sparpläne des Konzerns bekannt wurden. Heil, dessen Wahlkreis direkt an Wolfsburg angrenzt, hatte sich nach Bekanntwerden der Sparpläne für den Erhalt aller VW-Standorte ausgesprochen.
Mit konkreten Aussagen des SPD-Politikers zum gerade laufenden Tarifstreit sei aber nicht zu rechnen, hiess es beim Betriebsrat. Die Politik mische sich hier traditionell nicht ein.
Bei VW-Betriebsversammlungen sind regelmässig Politiker zu Gast. Anfang 2023 kam Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), 2008 dessen Vorgängerin Angela Merkel (CDU), Ende 2021 Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD)./fjo/DP/zb
(AWP)
1 Kommentar
Was mich verwundert. VW und Co konnte mit sehr billigem russischen Gas so gut verdienen. Seitdem es kein russisches Gas mehr gibt, geht es mit der Autobranache (auch Chemie, Stahl, Zulieferer) rasant nach unten. Kein Wort oder kaum eine Stimme mag sich zu diesem Thema äussern. Die einen nennen es "weniger Absatz" die anderen "weniger Gewinn" und ganz wenige "wegem russischen Gas". Und nun sind die Mitarbeiter von VW und Co wütend auf ihre Geschäftsleitung. Die können aber auch nicht viel dafür, dass der billige Energieträger nun ausgefallen ist. Noch verrückter finde ich es, dass die Gewerkschaft nun noch mehr Lohn verlangt. Das kommt nicht so gut......