Das Traton-Papier verlor 0,3 Prozent. Am Vortag hatte der Kurs bereits um die 5 Prozent abgegeben. In diesem Jahr steht dennoch ein Plus von an die 40 Prozent zu Buche. Traton hatte sich im Frühjahr während der Auftragsflaute in der Branche optimistisch gegeben und damit die Anleger erfreut. Konkurrent Daimler Truck musste inzwischen seine anfangs ebenfalls zuversichtlichen Einschätzungen senken, weil vor allem die Geschäfte in Europa nicht mehr so rund laufen wie gedacht.

Traton-Chef Christian Levin stellt zudem zwischen 2024 und 2029 ein Umsatzplus von 20 bis 40 Prozent in Aussicht. Er hatte bereits früher angedeutet, dass sich das Management ambitionierte Ziele setzen will. Analysten rechneten bisher im Schnitt damit, dass Traton in zwei Jahren 9,5 Prozent Marge erreichen kann. Für die Jahre gegen Ende des Jahrzehnts gingen einzelne Schätzungen bereits von an die 10 Prozent aus.

Levin erwartet Schub von der geplanten gemeinsamen Entwicklung der Marken Scania , MAN, International Motors (ehemals Navistar) und der südamerikanischen VW Truck & Bus. Grosse Teile der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Marken werden derzeit zusammengelegt. Künftig sollen sich alle Konzernteile aus dem gleichen «Legokasten» an Teilen bedienen, die alle zueinander passten, sagte Levin vor Analysten und Investoren. Ziel sei es, gemeinsame Schnittstellen für die Bauteile zu haben. Das senke die Kosten deutlich.

Darüber hinaus will der Konzern die Wartung und das Ersatzteilgeschäft bei Lkw und Bussen ausbauen. Das Geschäft mit den Services gilt als margenstark. In den USA will Levin den Anbieter International Motors zu alter Stärke zurückführen und Marktanteile gewinnen. Dazu will dieser auch bei den besonders grossen und profitablen Schwerlast-Lkw («Class 8») das Angebot ausweiten und damit den schwäbischen Rivalen Daimler Truck angreifen, der auf dem US-Markt in diesem Segment dominiert. In China dürfte spät im kommenden Jahr die eigene Produktion von Scania-Lkw starten.

Die bestehenden Absatzziele für Elektro-Lkw blieben bestehen, sagte Levin. 2025 möchte der Konzern gern 10 Prozent seiner Lkw mit batterielektrischem Antrieb verkaufen, 2030 soll es rund die Hälfte sein. Bis dahin sei es jedoch «ein harter Weg», sagte Levin. Als Anbieter könne man nur für die Produkte sorgen. Derzeit befindet sich die Branche in Diskussionen mit der Brüsseler EU-Kommission rund um die sich verschärfenden CO2-Abgasziele in den kommenden Jahren, weil der Absatz von emissionsfreien Lkw noch viel zu niedrig ist. Können die Anbieter die härteren Abgasgrenzen nicht einhalten, drohen Strafzahlungen.

Unterdessen will das Management die Nettoverschuldung im Fahrzeuggeschäft bis 2029 komplett abbauen. Womöglich könne man dieses Ziel auch schon 2027 erreichen, sagte Levin. Die Dividende soll bei einer Ausschüttungsquote von nach wie vor 30 bis 40 Prozent mit höheren Nettoergebnissen zulegen. Zu dem angestrebten höheren Streubesitz der Aktie machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Der Volkswagen-Konzern besitzt 90 Prozent der Traton-Aktien. Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume hatte in Aussicht gestellt, den Anteil perspektivisch auf 75 Prozent plus eine Aktie herunterzufahren.

Für dieses Jahr sieht die Traton-Prognose aktuell eine bereinigte operative Marge von 8,0 bis 9,0 Prozent vor. Der Umsatz könnte vom Vorjahreswert 46,9 Milliarden Euro um bis zu 5 Prozent zurückgehen oder auch um bis zu 10 Prozent steigen./men/stw/he

(AWP)