Konkret erwartet die UBS für 2024 nach wie vor ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent. Und für 2025 gehen die Ökonomen weiterhin von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus. Bereinigt um grosse Sportevents, welche das BIP wegen der Lizenzeinnahmen an die hier ansässigen Sportverbände verzerren, lauten die Prognosen auf +0,9 Prozent für 2024 und +1,6 Prozent für 2025.

Die Schweizer Wirtschaft, insbesondere die Industrie, dürfte in der zweiten Jahreshälfte 2024 noch unter der schwachen Konjunktur in der Eurozone leiden, sagte UBS-Ökonom Florian Germanier am Dienstag an einer Medienkonferenz.

Teuerung und Krankenkassen belasten

Ab 2025 würden jedoch die Industrieproduktion und die Investitionen voraussichtlich wieder an Bedeutung gewinnen. Die privaten Konsumausgaben würden zwar weiterhin verhalten wachsen, aber nicht mehr das Zugpferd der Schweizer Wirtschaft sein.

Denn einerseits sei das Aufholpotenzial nach der Pandemie nun endgültig ausgeschöpft, erklärten die UBS-Ökonomen. Andererseits werde das Einkommen neben der Inflation auch von einem starken Anstieg der Krankenkassenprämien belastet.

Auch die Arbeitslosigkeit in der Schweiz werde in den nächsten Quartalen leicht steigen, jedoch nur in einem geringen Mass. Die grössten Risiken für die hiesige Konjunktur seien ein starker globaler Preisauftrieb sowie die diversen geopolitischen Unsicherheiten.

Noch eine SNB-Zinssenkung

Die Inflation wird nach Ansicht der Grossbank wegen Zweitrundeneffekten nur langsam sinken. Die UBS erwartet für 2024 eine durchschnittliche Jahresteuerung von 1,2 Prozent und für 2025 eine solche von 1,0 Prozent. Die Teuerung werde also deutlich höher sein als im letzten Jahrzehnt.

Das werde die Schweizerische Nationalbank (SNB) gleichwohl nicht davon abhalten, den Leitzins noch einmal zu senken. Die UBS erwartet eine letzte Zinssenkung um ein Viertelprozent auf 1,0 Prozent wahrscheinlich im September. Der genaue Zeitpunkt werde aber von der Entwicklung der Inflation und des Schweizer Frankens abhängen.

Potenzial des Arbeitsmarkts abrufen

UBS-Ökonom Alessandro Bee blieb es derweil vorbehalten, die Herausforderungen zu beleuchten, mit denen sich die Schweizer Wirtschaft konfrontiert sieht. Das Land sei beim Wachstum, bei den Exporten und bei der Fiskalpolitik auf den ersten Blick vorbildlich.

«Auf den zweiten Blick offenbaren sich in diesen Bereichen aber auch Herausforderungen», sagte Bee. So sei etwa die Schweizer Wirtschaft im letzten Vierteljahrhundert real um fast 50 Prozent gewachsen. Beim Pro-Kopf-Wachstum falle die Schweiz hingegen zurück.

Das Wachstum könnte aus Sicht von Bee mit einer höheren Arbeitsmarktbeteiligung gestärkt werden. So besitze die Schweiz bei der Teilzeitarbeit den zweithöchsten Anteil im Vergleich zu den EU-Staaten. Und die Erwerbsquote der über 65-Jährigen sei mit rund 12 Prozent nur halb so hoch wie in den USA.

«Die bessere Ausnutzung des heimischen Arbeitsmarktpotenzials sowie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit würden zu einem nachhaltigen Staatshaushalt beitragen», sagte Bee. Das sei wichtig, denn der demografische Wandel stelle auch den Sozialstaat und damit die Fiskalpolitik vor grosse Herausforderungen.

ra/tv

(AWP)