Geschäft soll weitergehen

Tupperware will das Geschäft während des Insolvenzverfahrens weiterführen und setzt zugleich die Suche nach einem Käufer fort. Von den internationalen Tochterfirmen stellt laut US-Gerichtsunterlagen nur die Schweizer Tupperware Products AG ebenfalls einen Insolvenzantrag. Aus der Schweiz kommt einer der zehn Gläubiger. Die restlichen stammen aus den USA. Inwiefern die Insolvenz auch für deutsche Verbraucher spürbar wird, ist unklar. Eine Anfrage beim deutschen Tupperware-Ableger blieb zunächst unbeantwortet.

Tupperware, ein Pionier bei Plastik-Gefässen für Lebensmittel, kämpfte bereits seit einiger Zeit mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In den vergangenen Monaten liefen Verhandlungen mit den Geldgebern, denen Tupperware mehrere hundert Millionen Dollar schuldet.

Kampf mit Gläubigern

Dem Management zufolge kam die Gläubiger-Gruppe günstig zu den Kreditpapieren. Sie habe drei bis sechs Cent pro Dollar Schulden bezahlt. Der drastische Abschlag ist eine Folge der Zweifel an der Zukunft, die Tupperware schon in den vergangenen Jahren umgaben. Für 15 bis 30 Millionen Dollar hätten sich die Gläubiger also bereits einen Grossteil der Schulden von insgesamt knapp 812 Millionen Dollar gesichert, rechnete Tupperware vor.

Das Unternehmen geht davon aus, dass die Gläubiger gegen das beantragte Insolvenzverfahren vorgehen werden, um stattdessen die Kontrolle über Tupperware zu bekommen. Das Management will versuchen, einen Verkauf der Firma in 30 Tagen über die Bühne zu bringen und hat dafür 7,4 Millionen Dollar in der Kasse.

Tupperware-Partys: Erst Erfolgsmodell, dann Bremsklotz

Der Name Tupperware wird auch in Deutschland oft als Synonym für Frischhaltedosen gebraucht. Das 1946 gegründete Unternehmen ist mit dem Direktverkauf gross geworden: Tupperware-Partys, bei denen Verkaufsberater die Dosen und andere Küchenartikel unters Volk bringen. Die Gastgeber bekommen Rabatte, die Berater eine Provision.

Rund 90 Prozent der Erlöse kämen aus solchem Direktmarketing, betonte Tupperware. Durch den sturen Fokus auf das langjährige Erfolgsrezept habe man aber auch lange Chancen unter anderem im Online-Handel verpasst, räumte Sanierungschef Brian J. Fox in den Insolvenzpapieren ein.

Erst 2022 fing Tupperware an, Produkte unter anderem bei Amazon online zu verkaufen, und suchte auch den Weg in Regale stationärer Händler wie Target in den USA. Anders als in den Anfangsjahren wüssten viele Verbraucher, was die Produkte von Tupperware seien - aber nicht, wo man sie kaufen könne, beklagte das Management.

«Die Party ist vorbei»

Tupperware hat 5.450 Beschäftigte in 41 Ländern. Hinzu kommen rund 465.000 der eigenständig agierenden Verkaufsberater. Diese Zahl sei nach einer Warnung vor wirtschaftlichen Problemen bereits geschrumpft, betonte Tupperware. Schlagzeilen wie «die Party ist vorbei», hätten für Unruhe unter den Beratern gesorgt.

Am Anfang von Tupperware war Plastik. Der Erfinder Earl Tupper startete 1938 eine Kunststoff-Firma. Im Zweiten Weltkrieg stellte sie unter anderem Gasmasken her. Nach Kriegsende hatten Plastik-Produzenten plötzlich erhebliche Überkapazitäten. Tupper experimentierte, bis er einen langlebigen und gut aussehenden Kunststoff erfand, der sich für Frischhaltedosen eignete. Die zweite Innovation war das Frischeventil auf dem Deckel, das überschüssige Luft aus der Box herausdrücken lässt.

Tupper setzte einst erst auf den klassischen Einzelhandel - und hatte sogar einen Laden auf der New Yorker Fifth Avenue. Doch dann traf Brownie Wise, eine geschiedene alleinerziehende Mutter aus Detroit auf Produkte der Firma. Sie hatte die Idee, Tupperware-Dosen bei Veranstaltungen mit Demonstrationen zu verkaufen. Das funktionierte so gut, dass Tupper 1951 dem klassischen Einzelhandel den Rücken kehrte und Wise zur Marketingchefin machte.

Zuletzt machte Tupperware der Firma zufolge auch «Anti-Plastik-Stimmung» zu schaffen - die Sorge davor, dass chemischen Verbindungen aus Kunststoff in die Lebensmittel gelangen./so/DP/jha

(AWP)