An der Börse fanden die Neuigkeiten jedoch keinen Anklang. Die Tui-Aktie lag kurz nach Handelsstart am Dienstagmorgen mit sechs Prozent im Minus bei 7,99 Euro. Aus einem Anstieg in Richtung Zwischenhoch vom Dezember, der sich vorbörslich angedeutet hatte, wurde damit nichts. Seit dem Jahreswechsel steht nun wieder ein Abschlag von 4,4 Prozent zu Buche.
Im ersten Geschäftsquartal bis Ende Dezember zählte der Tui-Konzern rund 3,7 Millionen Kunden und damit sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie er am Morgen vor Beginn seiner Hauptversammlung in Hannover mitteilte. Für den gesamten Winter sowie für die wichtige Sommersaison registrierte Tui bisher jedoch nur zwei Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr. Die Preise lagen im Schnitt vier Prozent höher als vor einem Jahr.
Während der Veranstalter sein Winterangebot zu 85 Prozent verkauft hat, stehen die meisten Buchungen für die heisse Jahreszeit noch aus. Konzernweit ist erst knapp ein Drittel des Sommerprogramms verkauft. Für Deutschland liegt der Anteil bei 30 Prozent.
In den reiseschwachen Monaten Oktober bis Dezember sprang Tuis Umsatz um 13 Prozent auf rund 4,9 Milliarden Euro nach oben. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) verdiente der Konzern mit rund 51 Millionen Euro mehr als acht Mal so viel wie ein Jahr zuvor.
Unter dem Strich verringerte sich der auf die Aktionäre entfallende Verlust um 30 Prozent gut 85 Millionen Euro. Touristikunternehmen schreiben im Winter meistens rote Zahlen. Ihre Gewinne fahren sie in der Hauptreisezeit im Sommer ein. Entsprechend erfreut zeigte sich Finanzchef Mathias Kiep, dass Tui zumindest beim operativen Ergebnis erneut schwarze Zahlen erreicht hat.
Vorstandschef Ebel sieht den Konzern unterdessen «auf dem Weg zu weiterem Wachstum»: Im laufenden Geschäftsjahr bis Ende September soll der Umsatz wie geplant um 5 bis 10 Prozent wachsen. Den bereinigten operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) will er um 7 bis 10 Prozent nach oben treiben - Schwankungen der Währungskurse sind dabei jeweils ausgeklammert.
Positiv stimmt den Tui-Chef besonders das Geschäft der konzerneigenen Hotelketten wie Riu, Robinson und Tui Blue. Vor Zinsen, Steuern und Sondereffekten (bereinigtes Ebit) lieferte die Hotelsparte im abgelaufenen Quartal einen Gewinn von 150 Millionen Euro ab - fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Die Betten waren zu 80 Prozent ausgelastet, und die Rate pro Bett stieg um 5 Prozent auf 94 Euro.
Gut lief es auch für die Kreuzfahrtsparte, zu der die Linien Tui Cruises, Hapag-Lloyd und Marella gehören. Der Geschäftsbereich, der Tui und der Reederei Royal Caribbean gehört, steigerte sein bereinigtes operatives Ergebnis um 40 Prozent auf 48 Millionen Euro. Dazu trug auch ein neues Schiff für Tui Cruises bei.
Tiefer in die roten Zahlen steuerte hingegen das klassische Veranstaltergeschäft: Höhere Ausgaben für Marketing, IT und die Anbindung des Billigfliegers Ryanair liessen den bereinigten operativen Verlust der Sparte um fast ein Drittel auf 125 Millionen Euro anschwellen.
Dass es nicht besser lief, liegt auch am Flugzeughersteller Boeing. Der US-Konzern steht nach einer jahrelangen Krise mit Zwischenfällen und Qualitätsmängeln unter verschärfter Aufsicht der Luftfahrtbehörde und darf seine Produktion nicht so hochfahren, wie er möchte. Zudem legte im Herbst ein wochenlanger Streik die Produktion lahm. Nun müssen Tui und andere Boeing-Kunden wie Ryanair noch länger auf ihre ohnehin verspäteten neuen Jets warten.
Über den Winter habe Tui nun drei neue Boeing-Maschinen erhalten, sagte Ebel. Ursprünglich hätten es 16 oder 19 sein sollen. «Gefühlt kriegen wir gar nichts», sagte der Manager. Zwar fehlten dem Konzern keine Flugzeuge, um sein Geschäft zu betreiben. Allerdings habe er wegen der fehlenden Lieferungen mehr ältere Maschinen in der Flotte - und diese seien teurer im Betrieb.
Der Tui-Konzern war in der Corona-Krise vom deutschen Staat mit Milliardensummen vor dem Untergang gerettet worden, nachdem das Geschäft mit dem Urlaub wegen der weltweiten Reisebeschränkungen zeitweise komplett zusammengebrochen war. Seither hat das Unternehmen die Hilfen vor allem mithilfe von Kapitalerhöhungen zurückbezahlt, sitzt aber immer noch auf einem vergleichsweise hohen Schuldenberg. Den will das Management mit höheren Gewinnen aus dem Tagesgeschäft weiterhin verkleinern./stw/ngu/tih
(AWP)