Trump sagte auf dem Flug zum Super Bowl ausserdem, dass er «gegenseitige Zölle» (reciprocal tariffs) ankündigen werde. Die USA würden diese Importzölle auf Produkte erheben, wenn ein anderes Land Zölle auf US-Waren verhängen sollte. «Ganz einfach: Wenn sie uns etwas berechnen, berechnen wir ihnen etwas», erklärte der US-Präsident. Neue Zölle auf Einfuhren aus Europa wären insbesondere für die exportstarke deutsche Wirtschaft, die bereits zwei Jahre in Folge geschrumpft ist, ein Tiefschlag.
Auf die Frage eines Reporters, wann die gegenseitigen Zölle in Kraft treten würden, antwortete Trump: «nahezu sofort.» Bei den Zöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte blieb der Zeitpunkt zunächst offen. Details zu den neuen Abgaben für Stahl und Aluminium werde er am Montag verkünden, zu den anderen «wahrscheinlich am Dienstag oder Mittwoch».
USA sind wichtigster Absatzmarkt für deutsche Exporteure
Die USA sind ein durchaus bedeutsamer Exportmarkt für die deutsche Stahlindustrie. Rund 80 Prozent der Stahlausfuhren aus Deutschland gehen aber in andere EU-Länder. Laut dem deutschen Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl ist Deutschland der grösste Stahlproduzent in der EU und steht weltweit an siebter Stelle hinter China, Indien, Japan, den USA, Russland und Südkorea. Branchenübergreifend sind die USA für deutsche Exporteure der wichtigste Absatzmarkt.
Die USA beziehen ihren Stahl nach Angaben des Branchenverbands American Iron and Steel Institute (AISI) für das Jahr 2024 vor allem aus Kanada, Brasilien und Mexiko. Auch Deutschland und China rangieren demnach in der Top 10 der Herkunftsländer von Stahlimporten.
Ökonomen fürchten Handelskrieg zwischen USA und EU
Anfang vergangener Woche konnte ein nordamerikanischer Handelskrieg mit ungewissen Folgen für die Weltwirtschaft vorerst abgewendet werden. Trump liess sich nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten angedrohter Strafzölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Mexiko und Kanada auf Zugeständnisse der Nachbarn vor allem bei der Grenzsicherung ein. Dafür schob er die Handelsbeschränkungen für mindestens 30 Tage auf.
In Bezug auf den wirtschaftlich mächtigen Rivalen China liess der US-Präsident aber nicht mit sich reden: Strafzölle von zehn Prozent auf alle chinesischen Waren traten am Dienstag in Kraft.
Nach seinem Wiedereinzug ins Weisse Haus hatte Trump zudem seine Zoll-Drohung gegen die Europäische Union erneuert. In seiner zweiten Amtszeit will er die USA als Produktionsstandort stärken und das Handelsdefizit mit Europa abbauen. Ökonomen fürchten einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU.
Europäer wollen entschlossen handeln
Die EU zeigte sich zuletzt bei einem Gipfel in Brüssel entschlossen gegenüber Trump. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigten europäische Gegenmassnahmen an, sollten die USA zusätzliche Zölle auf EU-Waren erheben. Von EU-Diplomaten hiess es, die Europäische Kommission habe bereits vor längerer Zeit mögliche Gegenmassnahmen vorbereitet.
Bereits während seiner ersten Amtszeit hatte Trump auf Stahl- und Aluminiumimporte Sonderzölle einführen lassen. Die EU reagierte damals mit Vergeltungszöllen auf US-Produkte wie Jeans, Bourbon-Whiskey, Motorräder und Erdnussbutter. Die Auseinandersetzung belastete die transatlantischen Beziehungen schwer. Trumps Nachfolger Joe Biden setzte diese Zölle nach seinem Amtsantritt 2021 aus. Die Verhandlungen über eine Lösung überdauerten aber auch die Amtszeit des Demokraten.
Wirtschaftsverbände auf beiden Seiten des Atlantiks hatten zuletzt eindringlich eine langfristige Lösung gefordert. Wie stark die EU diesmal reagiert, dürfte von der konkreten Zollentscheidung Trumps abhängen./gei/als/vni/DP/zb
(AWP)