Die mutmasslich staatlich unterstützten chinesischen Hacker hätten sich unerlaubt Zugang zur Kommunikationsinfrastruktur kommerzieller Telekommunikationsanbieter in den USA verschafft und verschlüsselte Audiodaten von Telefonaten abgefangen, berichtete die Zeitung «Washington Post» am Sonntag.
Betroffen sei unter anderem ein namentlich nicht genannter Berater des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Die Hacker konnten dem Bericht zufolge auch unverschlüsselte Kommunikation wie Textnachrichten abfangen. Trumps Wahlkampfteam und das FBI äusserten sich zunächst nicht auf eine Anfrage von Reuters.
Bereits am Freitag hatte die Zeitung «New York Times» (NYT) berichtet, dass sowohl Trump als auch Harris Ziel von Cyberangriffen geworden seien. Demnach seien die Hacker in das System des US-Telekommunikationskonzerns Verizon eingedrungen, das Ausmass des Angriffs war jedoch zunächst unklar. Die Trump-Kampagne sei darüber informiert worden, dass die Telefonnummern von Trump und seinem Mitstreiter JD Vance durch die Infiltration der Verizon-Telefonsysteme angegriffen worden seien. Bereits Anfang des Jahres war Trumps Wahlkampfteam Ziel eines Hackerangriffs, der mit dem Iran in Verbindung gebracht wurde. Am Freitag berichtete Reuters, dass chinesische Hacker auch Telefone von Personen angezapft hätten, die mit der Kampagne der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in Verbindung stehen.
Das FBI und die US-Behörde für Cyber- und Infrastruktursicherheit (CISA) bestätigten am Freitag, dass sie den unbefugten Zugang zu kommerzieller Telekommunikationsinfrastruktur durch Personen mit Verbindungen zu China untersuchen. Verizon bestätigte einen komplexen Angriff auf US-Telekommunikationssysteme und erklärte, mit den Behörden zusammenzuarbeiten. Auch der Kongress untersucht den Vorfall und fordert Informationen von grossen Telekommunikationsanbietern.
Die chinesische Botschaft in Washington teilte zu den Berichten vom Freitag mit, dass ihr die konkrete Situation nicht bekannt sei, China aber alle Formen von Cyberangriffen und -diebstahl ablehne und bekämpfe.
Trump mobilisiert Anhänger in New York
Unterdessen befindet sich Trump im Endspurt vor dem Wahltag am 5. November. Der republikanische Präsidentschaftskandidat hat am Sonntag bei einer Grossveranstaltung im New Yorker Madison Square Garden seine Anhänger mobilisiert. «Ich möchte mit einer ganz einfachen Frage beginnen. Geht es Ihnen heute besser als vor vier Jahren?», fragte Trump zu Beginn seiner Rede. Die Menge antwortete mit einem lauten «Nein». Trump versprach, im Falle seiner Wahl am 5. November die «Invasion von Kriminellen in unser Land» zu stoppen. Trump versprach, «Sanctuary Cities» - US-Städte, die Einwanderer vor Abschiebung schützen - zu verbieten und vorbestrafte Einwanderer auf der Grundlage eines Gesetzes von 1798 auszuweisen. In der Arena wurde er für seine harte Rhetorik gegen Einwanderer gefeiert.
Vor tausenden Anhängern griff der Ex-Präsident auch seine demokratische Herausforderin und derzeitige Vizepräsidentin Kamala Harris scharf an. Er bezeichnete sie als «Person mit einem sehr niedrigen IQ». Während die Umfragen in den entscheidenden Staaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zeigen, sagte Harris bei einem Wahlkampfauftritt in Philadelphia: «Er ist voller Groll. Er benutzt eine düstere Sprache, die von Vergeltung und Rache geprägt ist.» Trumps Kritiker werfen ihm seit Langem vor, eine rassistische und spaltende Rhetorik zu fördern.
Trumps Auftritt wurde von rund 20 zum Teil umstrittenen Rednern eingeleitet, darunter der ehemalige Profi-Wrestler Hulk Hogan, Tesla-Gründer Elon Musk und der ehemalige New Yorker Bürgermeister und frühere Trump-Anwalt Rudy Giuliani. Einige von ihnen fielen durch rassistische und frauenfeindliche Äusserungen auf, mit denen sie die Menge aufheizten. Giuliani behauptete fälschlicherweise, Harris stehe im Nahostkonflikt «auf der Seite der Terroristen» und wolle Palästinenser ins Land holen. Der Komiker Tony Hinchcliffe sagte, Latinos «lieben es, Babys zu machen», und bezeichnete Puerto Rico als «schwimmende Müllinsel». Obwohl Puerto Ricaner US-Bürger sind, dürfen diejenigen, die auf der Insel leben, nicht an US-Wahlen teilnehmen.
Musk, der laut Trump eine neue Regierungskommission für Effizienz leiten soll, sagte, der Bundeshaushalt könne um «mindestens zwei Billionen Dollar» gekürzt werden. Die Bundesausgaben beliefen sich im Haushaltsjahr 2024, das am 30. September endete, auf mehr als 6,75 Billionen Dollar.
Gut eine Woche vor der Wahl ist der Ausgang des Präsidentschaftsrennens weiter offen. Beide Kandidaten setzen auf Grossveranstaltungen und prominente Unterstützung, um die letzten unentschlossenen Wähler für sich zu gewinnen. Harris' grosse Abschlusskundgebung soll am Dienstag an der National Mall in der Hauptstadt Washington stattfinden. Zuletzt hatte der Bundesstaat New York 1984 einen republikanischen Präsidentschaftskandidaten unterstützt.
(Reuters)