Die Abstimmung in dem kleinen Bundesstaat im Nordosten der USA könnte Haley womöglich Schub geben im Zweikampf mit Trump - oder aber ein klares Signal liefern für den erwarteten Durchmarsch des Ex-Präsidenten bei den Vorwahlen. Am Tag vor der Abstimmung sorgten fingierte Wahlkampf-Anrufe des demokratischen US-Präsidenten Joe Biden in New Hampshire für Aufsehen - und schürten zum Start des Wahljahres Angst vor Manipulationen durch Künstliche Intelligenz.

Die Vorwahlserie mit einem klaren Favoriten

In Umfragen zu den republikanischen Präsidentschaftsanwärtern liegt Trump landesweit mit gewaltigem Vorsprung vor Haley. Aber in New Hampshire ist der Abstand deutlich geringer: Die 52-Jährige, die als Diplomatin einst Trumps Aussenpolitik auf internationaler Bühne zu vertreten hatte, hat dort aufgeholt und erhofft sich ein starkes Ergebnis. Trump wiederum rief seine Anhänger vorab dazu auf, ihm in New Hampshire einen Wahlsieg mit grossem Vorsprung zu bescheren, um seine Rolle als parteiinterner Spitzenreiter zu zementieren.

Wer in den USA Präsidentschaftskandidat werden will, muss sich zunächst in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen. Bei Parteitagen im Sommer werden die Kandidaten dann offiziell gekürt. Die eigentliche Präsidentenwahl steht am 5. November an.

Die erste Vorwahl-Entscheidung der Republikaner war Mitte Januar im Bundesstaat Iowa gefallen. Trump gewann dort mit grossem Abstand vor DeSantis und Haley. Während in Iowa bei Parteiversammlungen, sogenannten «Caucus»-Treffen, votiert wurde, stimmten die Menschen in New Hampshire am Dienstag klassisch in Wahllokalen ab. Die sollten nach deutscher Zeit erst in der Nacht zu Mittwoch schliessen.

100 Prozent Zustimmung für Haley in einem Mini-Dorf

Den Auftakt machte in New Hampshire traditionell ein klitzekleines Dorf namens Dixville Notch ganz im Nordes des Bundesstaates, nahe der kanadischen Grenze. Dort öffnet das örtliche Wahllokal begleitet von grossem Medienrummel immer bereits unmittelbar nach Mitternacht. So auch diesmal - und die paar Einwohner der Mini-Gemeinde gaben als erste im Bundesstaat ihre Stimmen ab. Alle sechs Stimmen gingen dort an Haley. Die Republikanerin bedankte sich auf der Plattform X (früher Twitter) für den Zuspruch. «Ein grossartiger Start in einen grossartigen Tag in New Hampshire», schrieb Haley. 100 Prozent der Stimmen dürfte sie an anderen Orten allerdings eher kaum erreichen.

Auch Demokraten stimmen ab - ohne Biden auf Wahlzettel

In New Hampshire wurde auch über den Präsidentschaftskandidaten der Demokraten abgestimmt. Allerdings stand Amtsinhaber Biden, der für eine zweite Amtszeit antreten will, nicht auf dem Wahlzettel. Hintergrund ist ein interner Streit: Die Demokratische Partei wollte den Auftakt der Vorwahlserie nach South Carolina verlegen - in einen Bundesstaat mit einer vielfältigeren Wählerschaft, um etwa den Stimmen von schwarzen Wählern eine grössere Bühne zu geben. Die Abstimmung dort steht am 3. Februar an. New Hampshire wollte sich den Status als erster Vorwahl-Staat aber nicht nehmen lassen und beharrte auf seinem frühen Abstimmungstermin.

Biden hielt sich an die Parteilinie und liess sich nicht auf den Wahlzettel in New Hampshire setzen. Dort waren daher nur weitgehend unbekannte Anwärter aufgeführt, die mangels Prominenz keinerlei Chancen haben. Als Amtsinhaber hat Biden in dem Rennen ohnehin keine ernstzunehmende Konkurrenz.

Anruf von falschem Biden löst neue Sorge um KI-Fakes aus

Am Tag vor der Abstimmung hatten fingierte angebliche Wahlkampf-Anrufe Bidens in New Hampshire für Aufsehen gesorgt. In dem automatisierten Anruf rief eine Stimme, die der von Biden zum Verwechseln ähnlich klang, Demokraten in dem Bundesstaat auf, nicht an den dortigen Vorwahlen teilzunehmen. Solche sogenannten Robocalls sind ein gängiges Wahlkampf-Instrument in den USA. Die zunehmende Verbreitung von Anwendungen mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bringt aber neue Risiken mit sich. Die Absender-Informationen bei den Anrufen wurden ebenfalls gefälscht, so dass sie von einem politischen Komitee von Bidens demokratischer Partei zu kommen schienen, wie New Hampshires Generalstaatsanwaltschaft am Montag mitteilte.

Software auf Basis Künstlicher Intelligenz kann mit Hilfe von Tonaufnahmen darauf trainiert werden, beliebige Sätze mit Stimmen bestimmter Personen auszusprechen. Befürchtungen gibt es auch rund um die Möglichkeit, mit Hilfe von Software gezielt Bilder - und inzwischen auch kurze Videos - mit beliebigen Inhalten zu erzeugen. Bisher sieht man den künstlich generierten Aufnahmen oft Fehler an, doch die Technologie wird schnell immer besser./trö/DP/jha

(AWP)