Was die Spatzen am Hauptsitz von Zurich Insurance seit Tagen von den Dächern pfeifen, ist seit dem frühen Freitagmorgen nun offiziell: Die Versicherungsgruppe übernimmt für knapp 4 Milliarden Dollar das US-Schaden- und Unfallgeschäft des dortigen Rivalen Metlife. Zurich Insurance will den Kaufpreis zu gleichen Teilen aus eigenen Mitteln und hybriden Verbindlichkeiten stemmen.
In Analystenkreisen kommen die Übernahmepläne mehrheitlich gut an. Der Kaufpreis wird als vernünftig bezeichnet, soll die Transaktion doch bereits ab dem ersten vollen Jahr nach deren Vollzug zur Gewinnentwicklung beitragen. Ausserdem garantiere die Ausgabe von in Aktien wandelbaren Finanzierungskonstrukten die Fortsetzung der bisherigen Dividendenpolitik. An dieser werde die Versicherungsgruppe seit Jahren gemessen, so heisst es weiter.
Kommissionsgeschäft dürfte an Bedeutung gewinnen
Wie die Zürcher Kantonalbank festhält, kann Zurich Insurance den Geschäftskreis im US-Personengeschäft deutlich vergrössern und das Geschäftswachstum beschleunigen. Ihres Erachtens sollte die Vertriebskraft dank des langjährigen Vertriebsabkommens mit Metlife weiter gestärkt werden. Allerdings sieht die Zürcher Kantonalbank im Zuge der Übernahme rund 2 Milliarden Dollar an zusätzlichem Goodwill in die Bilanz kommen. Angesichts intakter Aussichten hält sie an der "Übergewichten" lautenden Kaufempfehlung fest.
Für die Bank Vontobel steht hingegen im Vordergrund, dass die Transaktion ab dem ersten vollen Jahr nach deren Vollzug zur Gewinnentwicklung beitragen wird. Ausserdem begrüsst die Zürcher Bank, dass dadurch auch die Kommissionserträge steigen dürften. Letztere gehen mit einer nur geringen Kapitalbindung einher, was der künftigen Dividendenpolitik helfen sollte. Die Bank Vontobel stuft die Aktie wie bis anhin mit "Hold" und einem Kursziel von 354 Franken ein.
Die Deutsche Bank sieht in der Übernahme einen wichtigen Schritt, um der US-Tochter Farmers zu neuem Wachstum zu verhelfen. Sie bleibt jedoch für "Hold" bei einem Kursziel von 365 Franken.
Kursschwäche bei Finanzwerten setzt der Aktie zu
Julius Bär beurteilt die Transaktion ebenfalls als attraktiv. Zudem gelte das US-Personengeschäft als nicht gerade sehr zins-sensitiv, was dem defensiven Charakter der Aktie helfe. Das Anlageurteil bleibt "Buy" mit einem Kursziel von 400 Franken. Kepler Cheuvreux beurteilt die Transaktion aus Aktionärssicht gar als "exzellent" und rät immerhin mit einem Kursziel von 385 Franken zum Kauf.
Auch die Anleger scheinen der milliardenschweren Übernahme vorwiegend positive Aspekte abzugewinnen: Dennoch kann sich die Zurich-Aktie der Kursschwäche bei den Banken- und Versicherungsvaloren nicht entziehen. Zur Stunde verliert sie noch 1,8 Prozent auf 359 Franken.
Über die letzten Wochen konnte die zuvor schwache Aktie zwar Boden gutmachen. Dennoch errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer ein Minus von 8 Prozent. Den Dividendenabgang von Anfang April aufgerechnet, fällt die Bilanz allerdings deutlich besser aus.