Der Anstieg der Immobilienpreise im Kanton Zürich dürfte sich nach Einschätzung der Zürcher Kantonalbank (ZKB) nächstes Jahr abschwächen. Immobilienanalystin Ursina Kubli geht vor dem Hintergrund der Zinswende von noch 2 Prozent Wachstum für 2023 aus, nach 6 Prozent im laufenden Jahr. In der ganzen Schweiz dürfte sich der Preisanstieg von 5,5 auf 1 Prozent reduzieren. 

(Zusammenstellung Daten: ZKB)

Die Hypothekarzinsen in der Schweiz sind zwar jüngst wieder gesunken (cash.ch berichtete), aber sie sind nach wie vor deutlich höher als vor einem Jahr. Die Nachfrage nach Eigenheimen wird deswegen gebremst. Eine Wohnung mit einer auf fünf Jahre lautenden Hypothek, bei einer 80-Prozent-Belehnung, kostet nach dem Zinsanstieg laut der ZKB jetzt mehr als eine vergleichbare Mietwohnung. Dies führe zu einem "Härtetest" für den Eigenheimmarkt, denn wer ein Eigenheim habe, werde sich überlegen, ob sich die hohen Kosten weiter lohnen.

Allerdings: Mieterinnen und Mieter werden laut ZKB-Prognosen wegen höherer Zinsen ebenfalls stärker zur Kasse gebeten werden. Bis 2027 dürfte der hypothekarische Referenzzinssatz fünf Mal erhöht werden.  Der erste Schritt dürfte im ersten Halbjahr des nächsten Jahres erfolgen. "Laut unserer Analyse könnten sich bereits dann für rund die Hälfte der Schweizer Miethaushalte die Mieten erhöhen", schreibt Kubli, die das Immobilien-Research bei der ZKB leitet.

Vermieter können 40 Prozent der Teuerung weitergeben

Jeder zweite Haushalt sei entweder kürzlich umgezogen oder habe alle Mietsenkungen der letzten vierzehn Jahre beansprucht. In den nächsten fünf Jahren würden die Mieten um bis zu 15 Prozent ansteigen. Vermieter seien berechtigt, 40 Prozent der Teuerung weiterzugeben. 

Unmittelbarer noch sind die Kostensteigerungen für Energie, die auf die Haushalte zukommen. Bereits dieses Jahr steigen die Heizkosten um 41 Prozent. Im Kanton Zürich sind es Berechnungen der ZKB zufolge gar 53 Prozent. Ein Grund, weswegen Zürich über dem nationalen Schnitt liegt, sind die vielen Gasheizungen in den grossen Städten und Ortschaften.

Die Unterschiede sind aber gross. Die Energieversorger arbeiten im Kanton Zürich sehr verschieden. So ist Uster im Zürcher Oberland mit Preissteigerungen beim Gas von 133 Prozent am stärksten betroffen. Der Ort hat auch den höchsten Anteil Gasheizungen im Kanton. Andelfingen im Zürcher Weinland hingegen ist an kein Gasnetz angeschlossen und kann dank eines eigenen Elektrizitätswerks günstige Tarife anbieten. In Andelfingen sind die Strompreise 2022 entgegen allen Trends gesunken. 

1400 Franken mehr Heizkosten bei Gas und Öl

Die Art der Zeitung spielt eine grosse Rolle für die Kosten. Für ein Standard-Einfamilienhaus mit 150 Quadratmetern Wohnfläche aus dem Jahr 2005 benötigt laut ZKB im Jahr etwa 120 Kilowattstunden (kWh) Heizenergie pro Quadratmeter. Bei einer Öl- oder Gasheizung bezahlen die Bewohnerinnen und Bewohner in einem solchen Haus 1400 Franken zusätzlich. Das ist die Heizungsart mit dem stärksten Preisanstieg. 

Heizkosten nach Heizungsart (Daten: BfS, Eidg. Elekrizitätskommission, Preisüberwachung, EnergieSchweiz, ZKB).

Bei Pelletheizungen belaufen sich die Mehrkosten auf 650 Franken. Wärmepumpen kommen mit einem Aufschlag von 65 Franken davon. Bei Elektroheizungen bezahlt eine Wohneinheit im genannten Einfamilienhaus 100 Franken mehr. Mit steigenden Stromkosten 2023 - Winterthur etwa hat angekündigt, dass die Preise ab Januar um 30 Prozent anziehen werden - wird die Elektroheizung ebenfalls teurer.

Wärmepumpen sind effizienter als Elektroheizungen, deswegen werden sich dort die Preisanstiege weniger deutlich auswirken. "Geht man 2023 von mindestens gleichbleibenden Gaspreisen aus, so fährt man - auch mit den gestiegenen Strompreisen - weiterhin in jeder Zürcher Gemeinde mit einer Wärmepumpe günstiger als mit einer Gas- oder Ölheizung", schreibt Kubli. Derzeit lassen viele Privathaushalte eine Umrüstung durchführen, oder sie planen diese zumindest.

Auch die Aufrüstung von Häusern mit Solaranlagen empfiehlt die ZKB. Auch in Städten hätten Dachpaneele im Winter Potential, auch wenn in Bergregionen als die geeignetsten Orte für Solarstromgewinnung gehandelt werden. Sonne und die Reflektion von Schnee machen Solaranlagen in den Alpen effizient. Im Kanton Zürich hingegen ist das Stromertragspotential pro Quadratmeter eines der tiefsten in der ganzen Schweiz. Dafür biete die Stadt Zürich allein Dachfläche von 2,8 Quadratkilometern.

(cash)