Wir erinnern uns: Der Ukraine-Krieg bricht aus, Öl-, Gas- und Strompreis gehen durch die Decke, und auf einmal will jeder Eigentümer eine Wärmepumpe einbauen oder Solarpanels aufs Dach montieren. Die grüne Welle erhält unverhofften Rückenwind. Doch inzwischen hat der Wind wieder gedreht. Der Druck aufs Portemonnaie hat zugenommen und bremst die Investitionen ins Eigenheim aus, wie die aktuelle Wohntraumstudie von Moneypark zeigt.

Eigentümer spüren die Inflation und die höheren Zinsen und schieben deshalb die Energiewende immer öfter auf die lange Bank. «Dass die Investitionen in energetische Sanierungen so schnell zurückgehen, hat uns überrascht», sagt Lukas Vogt (36), CEO des Hypothekendienstleisters Moneypark. «Doch viele hatten wohl eine völlig falsche Erwartungshaltung und beispielsweise bei der Installation einer Solaranlage das Geschäft ihres Lebens gewittert», führt er aus. Nun ist Ernüchterung eingekehrt. Oder wie es Vogt formuliert: «Die Leute sind mit Blick auf energetische Sanierungen erwachsen geworden.»

Eigentümer investieren lieber in den Garten

Von den Befragten geben nur noch 26 Prozent an, dass ihnen Nachhaltigkeit beim Wohnen sehr wichtig ist. Zum Vergleich: Vor einem Jahr waren es immerhin 40 Prozent. Auch das energetische Sanieren hat an Dringlichkeit verloren. So planen 2024 gegenüber dem Vorjahr deutlich weniger Eigentümer eine energetische Sanierung. Zudem geben viele an, sich überhaupt nicht für das Thema zu interessieren.

Das zeigt sich auch bei der Rangfolge der beliebtesten Investitionen: Solaranlagen büssen ihren Platz an der Sonne ein. Eigentümer hübschen mit ihrem Sparbatzen lieber den Garten oder Aussenbereich auf. Weiterhin beliebt bleiben eine Renovation der Küche, des Bads oder der Fenster. Bei Investitionen in Heizung, Lüftung, Klima oder Inneneinrichtung sitzt der Geldbeutel hingegen deutlich weniger locker.

Wohntraum verliert an Bedeutung

Gemäss Vogt trägt auch die schnelle technologische Entwicklung zur Zurückhaltung bei. Warum schon heute die Heizung oder Solarpanels anbringen, wenn in drei Jahren bereits wieder deutlich bessere Produkte verfügbar sind? Der Moneypark-Chef ist überzeugt, dass die Eigentümer mittelfristig wieder mehr Geld für die Nachhaltigkeit ihrer Gebäude ausgeben. «Als Eigentümer machen solche Investitionen mit Blick auf die Werthaltigkeit des Objekts viel Sinn», führt er aus.

Die Teuerung führt dazu, dass 38 Prozent der Eigentümer generell weniger in ihre Wohnung investieren oder Investitionen aufschieben. Einige legen ihre Pläne gar ganz auf Eis.

Das höhere Preisniveau scheint auch so manchen Traum vom Eigenheim zerstört zu haben. Vor vier Jahren gaben noch 66 Prozent an, eines Tages in den eigenen vier Wänden leben zu wollen. Aktuell sind es nur noch 55 Prozent. Eigentum ist im Vergleich zum Mieten teurer geworden, so Vogt: «Vor drei Jahren konnte man beim Kauf die Wohnfläche deutlich erhöhen und dank tiefen Hypothekarzinsen gegenüber Mietern markant Geld sparen.» Heute sei es gut möglich, dass man am Ende zwar über mehr Wohnfläche verfügt, aber mindestens gleichviel zahlt wie zuvor als Mieter.

Dieser Artikel erschien zuerst auf Blick.ch unter dem Titel: "Immobilieneigentümer halten sich bei Investitionen zurück".

Martin Schmidt von Handelszeitung
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