Die Währungshüter seien «nicht überzeugt», dass das Zinsniveau zur Bekämpfung der Inflation ausreichend restriktiv sei, erklärte der Fed-Chef am Donnerstag in einer Rede auf einer Konferenz des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington, die zeitweise von Klimaaktivisten gestört wurde: «Wenn es angemessen sein sollte, die Geldpolitik weiter zu verschärfen, werden wir nicht zögern, dies zu tun.» Zugleich bekräftigte Powell, dass die Notenbank vorsichtig agieren werde. Die Entscheidungen würden von «Sitzung zu Sitzung getroffen». Im Kampf um Preisstabilität sei noch ein langer Weg zurückzulegen. Powell machte auf der Konferenz zugleich klar, dass die Zeiten rasanter Zinsschritte vorbei seien: «Tempo ist nicht mehr die Hauptsache», sagte der Fed-Chef und fügte an:«Natürlich wollen wir nicht zu weit gehen.»
Die Notenbank sei sich allerdings auch bewusst, dass es der grösste Fehler wäre, die Inflation nicht unter Kontrolle zu bringen: «Das wird nicht passieren», betonte Powell. An den Terminmärkten wird weiter damit gerechnet, dass die Zinsen auf der nächsten Sitzung im Dezember nicht steigen werden. Allerdings wird nun eine Zinssenkung erst ab Juni 2024 erwartet. Vor Veröffentlichung der Rede war dies eher für Mai 2024 für wahrscheinlich gehalten worden.
Powells Aussagen stützten den Dollar-Index, der nach der Rede langsam an Boden gewann und um 0,35 Prozent auf 105,86 Punkte vorrückte. Zuvor lag er knapp im Plus. Die Reaktion am Aktienmarkt fiel zugleich verhalten aus. Die wichtigsten US-Indizes weiteten ihre Kursverluste moderat aus und schlossen rund ein Prozent im Minus.
Vorsicht nach aggressiver Zinsserie angesagt
Die Notenbank hat die Zinsen auf zwei Sitzungen in Folge nicht angetastet. Sie hielt den geldpolitischen Schlüsselsatz in der Bandbreite von 5,25 bis 5,50 Prozent und liess sich die Option einer künftigen Erhöhung zugleich offen. Der Fed-Chef signalisierte allerdings auch nach dem jüngsten Zinsbeschluss, dass die Notenbank nach ihrer aggressiven Erhöhungsserie nun vorsichtiger agieren könne.
Ein Grund dafür ist, dass sich die Finanzierungsbedingungen verschärft haben. Damit bewegen sich die Finanzmärkte bereits in die von der Fed gewünschte Richtung. Powell sagte dazu auf der IWF-Konferenz, dass die Fed zwar eine deutliche Verschärfung der Finanzierungsbedingungen aufgrund höherer Anleiherenditen «nicht ignorieren» werde. Doch sei davon keine «direkte Linie» zu einer geldpolitischen Reaktion abzuleiten.
(Reuters)