Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank um 22,6 Punkte auf 19,2 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 152 Analystinnen und Analysten mitteilte.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 32,0 Punkte gerechnet. Das Barometer für die aktuelle Lage gab ebenfalls nach, und zwar um 8,4 Punkte auf minus 77,3 Zähler.

«Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein», kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. «In der aktuellen Umfrage beobachten wir den stärksten Rückgang der Konjunkturerwartungen in den vergangenen zwei Jahren.» Die Aussichten für den Euroraum, die USA und China würden ebenfalls deutlich nachgeben. «Dadurch fallen bei den deutschen Branchen insbesondere die Erwartungen der exportintensiven Sektoren», sagte Wambach.

Dies lasse vermuten, dass die Konjunkturaussichten weiter unter dem Eindruck hoher Unsicherheit stehen - getrieben durch eine unklare Geldpolitik, enttäuschende Geschäftszahlen aus der US-Wirtschaft und wachsende Sorgen über eine Eskalation des Nahost-Konflikts. «Diese Unsicherheit äusserte sich zuletzt auch in den Kurseinbrüchen auf den internationalen Aktienmärkten», sagte der ZEW-Präsident.

Die deutsche Wirtschaft steckt aktuell mit einem Bein in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im zweiten Quartal um 0,1 Prozent, nachdem es in den ersten drei Monaten des Jahres noch zu einem Wachstum von 0,2 Prozent gereicht hatte.

Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen. «Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben ungünstig und es fehlt an einer Initialzündung», sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. «Eine nennenswerte Konjunkturerholung im dritten Quartal bleibt ein unerfüllter Wunsch.»

(Reuters)