Ihre Zahl sank im Januar um 5200 oder 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 16.800, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Vergleich zum Januar 2022 gab es sogar einen Einbruch von 43,4 Prozent. Im gesamten vergangenen Jahr sank die Zahl um mehr als ein Viertel auf rund 260'000 Wohnungen. Teure Materialien und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren teure Finanzierung schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab.

«Der erneute Rückgang der Baugenehmigungen unterstreicht den dramatischen Einbruch beim Wohnungsbau in Deutschland», sagte der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400'000 neue Wohnungen fertigzustellen, rücke in immer weitere Ferne. «Nach aktuellem Auftragseingang dürften absehbar nur noch etwas mehr als halb so viele Wohnungen fertiggestellt werden», sagte Dullien. Eine Belebung sei erst mit Verzögerung nach den anstehenden Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwarten, die im Frühjahr beginnen könnten. «Der Wohnungsbau dürfte dann seinen Tiefpunkt im Laufe des Jahres 2025 erreichen», sagte Dullien.

Scholz erwartet Stabilisierung

Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen mit 42,7 Prozent im Vergleich zum Januar 2023 auf 2800 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 19,6 Prozent auf 1100 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmässig stärksten Gebäudeart - verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich: Hier gab es ein Minus von 20,0 Prozent auf 9200.

Bundeskanzler Olaf Scholz rechnet mit einem Ende des Abwärtstrends. «Vieles spricht dafür, dass sich der Wohnungsbau jetzt stabilisiert», hatte Scholz am Freitag bei einer Veranstaltung zum 125. Jubiläum des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB) gesagt. Der Arbeitsmarkt sei bemerkenswert robust, in Deutschland seien so viele Frauen und Männer beschäftigt wie noch nie. «Dank steigender Löhne wächst auch die Kaufkraft, und die Baupreise könnten nach Jahren der Steigerung in diesem Jahr endlich wieder sinken», sagte Scholz. Zudem seien viele Baumaterialien mittlerweile günstiger geworden. Dem Bündnis «Soziales Wohnen» zufolge fehlen allein mehr als 910.000 Sozialwohnungen.

Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau ist angesichts fehlender Aufträge und zunehmender Stornierungen so schlecht wie noch nie, wie das Münchner Ifo-Institut im Februar bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Mehr als jede zweite Baufirma sei mit der aktuellen Geschäftslage unzufrieden. Auch die Erwartungen für die kommenden Monate steckten im Keller fest. «Der Wohnungsbau sieht derzeit nirgendwo einen Hoffnungsschimmer», sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe.

(Reuters)