Die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften verlieh den Preis am Montag an Daron Acemoglu und Simon Johnson vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge (MIT) sowie an James A. Robinson von der Universität Chicago. Ausgezeichnet wurden sie für Studien darüber, wie Institutionen entstehen und sich auf den Wohlstand auswirken. Die Verringerung der grossen Einkommensunterschiede zwischen den Ländern sei eine der grössten Herausforderungen unserer Zeit. Die Preisträger hätten gezeigt, wie wichtig gesellschaftliche Institutionen dabei seien, betonte Jakob Svensson, Vorsitzender des Wirtschaftspreiskomitees.
Sie hätten aufgezeigt, dass eine Erklärung für Wohlstandsunterschiede zwischen Ländern in der Art der sozialen Institutionen liege, die etwa bei der Kolonialisierung von Ländern eingeführt wurden. In einigen Teilen der Welt bestand demnach das Ziel darin, die indigene Bevölkerung auszubeuten und natürliche Ressourcen zu ihrem eigenen Vorteil zu gewinnen. In anderen Fällen ging es darum, integrative politische und wirtschaftliche Systeme zum langfristigen Nutzen europäischer Auswanderer zu gestalten. «In Ländern, die zur Zeit der Kolonialisierung arm waren, wurden oft inklusive Institutionen eingeführt, die schliesslich zu einem breiten Wohlstand der Bevölkerung führten», heisst es in der Pressemitteilung zum Wirtschaftspreis. Dies sei ein wichtiger Grund dafür, dass ehemalige Kolonien, die einst reich waren, heute arm seien und umgekehrt.
Acemoglu, der 1967 in Istanbul geboren wurde, war einer der Favoriten für den Preis auf dem Wunschzettel von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Er hält Acemoglu für einen würdigen Preisträger, wie er «Zeit Online» sagte. Der Autor und Professor zeige durch seine Arbeit, «welch grosse Bedeutung Institutionen nicht nur für eine Volkswirtschaft haben, sondern wie entscheidend sie auch für die Demokratie sind».
Warum florieren einige Länder?
Sascha Steffen, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management, spricht von «bahnbrechenden Beiträgen zum Verständnis der Rolle gesellschaftlicher Institutionen bei der Gestaltung des nationalen Wohlstands». Die Preisträger hätten gezeigt, dass Gesellschaften mit inklusiven Institutionen – also solchen, die geteilte Macht und langfristige wirtschaftliche Chancen förderten – Wachstum und Wohlstand begünstigten: «Im Gegensatz dazu sind Gesellschaften, die in extraktiven Institutionen gefangen sind, die nur den Mächtigen dienen, mit Stagnation und Ungleichheit konfrontiert.» Die Arbeit der Forscher werfe ein Licht auf die Frage, warum einige Länder florierten, während andere zu kämpfen hätten. Damit werde die «dringende Notwendigkeit» einer inklusiven Regierungsführung unterstrichen, um die globalen Einkommensunterschiede zu verringern.
Im vergangenen Jahr war die US-Volkswirtin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet worden. Der Nobelpreis im Fach Wirtschaftswissenschaften ist mit 1,1 Millionen Kronen (rund eine Million Euro) dotiert und wird erst seit 1969 verliehen. Er wird von der schwedischen Notenbank gestiftet. Sie trägt mit dem Preis der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen Rechnung.
(Reuters)