Bereits seit 85 Jahren hat die Schweiz eine Parallelwährung: Lange vor der Finanzkrise und dem Ruf nach einem «Geuro» oder Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Litecoin wurde hierzulande das WIR-Geld eingeführt. Mit dessen Lancierung wollte man während der Weltwirtschaftskrise der gewerbliche Mittelstand unterstützen. Dabei sollte das WIR-Geld bei den teilnehmenden Betrieben zu mehr Kundschaft, Umsatz und Ertrag sorgen. Heute zählt das WIR-Netzwerk rund 40'000 Akteure, davon rund 30'000 KMU aus allen Branchen und Landesteilen der Schweiz.
Vor zwei Jahren erfuhr das WIR-Netzwerk eine Neuausrichtung. Damals wurden zahlreiche Dienstleistungen und Produkte lanciert und gleichzeitig auch der Auftritt erneuert. Präsentiert wurden unter anderem ein vollautomatisierter Kontoeröffnungsprozess für KMU, eine mobile Bezahl-App, ein neuer, digitaler KMU-Treffpunkt sowie eine Starthilfe für Firmen-Neugründungen. Geblieben ist die Mission der WIR Bank, die Schweizer KMU zu unterstützen. Dazu wurde auch die Transparenz erhöht, weshalb nun alle WIR-Teilnehmer sichtbar sind.
Im Geschäftsjahr 2017 wurden die Bemühungen belohnt. So konnte die WIR Bank Genossenschaft das Kreditvolumen, die Kundeneinlagen und den Gewinn deutlich steigern. «Durch die Modernisierung des Wir-Systems erhöhte sich zudem der WIR-Umsatz pro Kunde deutlich», schrieb das Unternehmen zum Jahresabschluss. Der durchschnittliche Jahresumsatz pro WIR-Teilnehmer lag bei 37'200 CHW, wie der Kürzel der WIR-Währung lautet. Dies entspricht einem Plus von über 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn kletterte um 7 Prozent auf 15,18 Millionen Franken.
Weniger Gewinn im Jahr 2018
Demgegenüber war das vergangene Geschäftsjahr weniger erfolgreich. Mit einem Gewinn von 13,5 Millionen Franken blieb die Bank um 11,3 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Positiv entwickelte sich das Zinsengeschäft mit einem Plus von 3,9 Prozent auf 59,7 Millionen Franken sowie das Wachstum bei den Hypothekarkrediten, die um 2,7 Prozent auf 3,87 Milliarden Franken zunahmen. Die gesamten Ausleihungen an die Kunden nahmen derweil leicht um 0,6 Prozent auf 4,6 Milliarden Franken ab.
Die anhaltend tiefen Zinsen würden seit mehreren Jahren die Nachfrage nach den traditionell günstigen WIR-Krediten bremsen, schreibt das Finanzhaus mit Sitz in Basel. «Die verminderte WIR-Geldmenge, die erschwerten Rahmenbedingungen sowie die tiefe Umlaufgeschwindigkeit des WIR-Frankens sorgten für den Rückgang bei den Kommissionserträgen», erklärt Germann Wiggli, Vorsitzender der Geschäftsleitung. Er wird per Ende Jahr seine Tätigkeit an seinen bisherigen Stellvertreter Bruno Stiegeler abgeben.
Trotz des rückläufigen Gewinns kommen die Anteilseigner in den Genuss einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende. Der Verwaltungsrat hat der Generalversammlung eine Ausschüttung von 10,25 Franken pro Stammanteil vorgeschlagen. Die Genossenschaftsanteile werden ausserbörslich derzeit zu einem Preis von 383 Franken gehandelt.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Handelszeitung mit dem Titel: Parallelwährung im Dienste der Schweizer KMU.