Der Ausbau der Windkraft in Deutschland kommt weiter nicht in Schwung und hängt den Zielen hinterher. Im ersten Halbjahr 2024 wurden 250 neue Windräder errichtet, die neue Leistung beträgt 929 Megawatt, wie der Bundesverband der Windindustrie (BWE) am Donnerstag bekanntgab. Zwar will die Branche dieses Jahr noch auf 4000 Megawatt und damit mehr als 2023 kommen, das Ziel von 8000 Megawatt ist aber nicht mehr erreichbar.

Hoffnung macht den Firmen nach Gesetzesänderungen die Zahl der Genehmigungen für Windparks: Sie stieg um rund ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum und lag so höher, als sie 2021 und auch 2022 insgesamt war. Ähnliches gilt für die Zuschläge, die Firmen für den Bau bekommen haben. Sie erreichten mit rund 4200 Megawatt Leistung einen Rekord, der sich dann 2025 auch in den Zahlen neuer Anlagen niederschlagen sollte.

«Der positive Trend muss jetzt über die Wahlperiode hinaus dynamisiert und verstetigt werden», sagte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek. «Wir haben sehr viel Potenzial, um zuzubauen». Die Dauer der Genehmigungen habe sich auch deutlich verkürzt. Heidebroek verwies darauf, dass der Bau in den ersten Monaten des Jahres an schlechtem Wetter und an Autobahn-Sperrungen gelegen habe, die Schwertransporte unmöglich gemacht hätten.

Deutschland will bis 2030 einen Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von 80 Prozent erreichen. Windenergie an Land spielt dabei die wichtigste Rolle. Dafür müssen ab 2025 dann sogar rund 10.000 Megawatt neu installiert werden. Die Solarbranche hingegen hat ihr Ziel mit einem Zubau von gut 7500 Megawatt im Halbjahr bereits übertroffen. Bei Windenergie auf hoher See (Offshore) kamen 36 Windräder mit 377 Megawatt dazu.

Ampel hat zahlreiche Gesetze zur Beschleunigung beschlossen

An Land drehen sich jetzt Windräder mit knapp 62'000 Megawatt Leistung. Angepeilt sind für Ende des Jahres 69'000 Megawatt, was nicht mehr erreicht werden kann. Als Hauptgrund für den schleppenden Ausbau in den vergangenen Jahren galten lange Genehmigungsverfahren, zu wenig ausgewiesene Flächen und Widerstand von Anwohnern. Die Ampel-Regierung hat darauf mit zahlreichen Gesetzesänderungen reagiert, die jetzt bei den Genehmigungen Wirkung zeigen.

Der Zubau an Leistung im ersten Halbjahr konzentrierte sich wieder vor allem auf den Norden Deutschlands, auf Nordrhein-Westfalen sowie auf Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Im Süden mit Bayern und Baden-Württemberg wurden zusammen lediglich zehn Windräder gebaut.

Der Zubau an Leistung bedeutet zudem nicht, dass sich in Deutschland mehr Windräder drehen. 250 neuen Anlagen stehen der Abriss von 277 alten gegenüber, so dass die Gesamtzahl leicht auf rund 28'600 geschrumpft ist. Neue Windräder sind allerdings weit grösser und leistungsfähiger als Anlagen, die vor 20 Jahren und mehr in Betrieb gingen.

(Reuters)