Das Geheimnis um die Kurskapriolen bei der Aktie der Credit Suisse (CS) vom Donnerstagnachmittag scheint gelüftet. Wie die britische Financial Times in Erfahrung gebracht haben hat, ist der langjährige Grossaktionär Harris Associates ganz ausgestiegen. Der US-Vermögensverwalter war bei der Grossbank seit 2002 mit an Bord. Eigenen Angaben zufolge hielt er noch im Sommer letzten Jahres etwas mehr als 10 Prozent der Stimmrechte. Wie Harris-Teilhaber David Herro gegenüber der Financial Times verrät, geht der Entschluss die Beteiligung abzubauen auf die Zeit unmittelbar nach der 4 Milliarden Franken schweren Kapitalerhöhung vom Oktober zurück.

Gemäss hiesigen Börsenbeobachtern gab es schon zu diesem Zeitpunkt gewisse Anhaltspunkte dafür, dass die Amerikaner nicht oder nur teilweise an der Kapitalerhöhung mitgemacht haben. Mitte Januar dieses Jahres hatte eine Beteiligungsmeldung an die Schweizer Börse SIX kurzzeitig für Gesprächsstoff gesorgt, wonach der Grossaktionär seine Beteiligung auf unter 3 Prozent reduziert habe. Die Nachrichtenagentur Bloomberg schrieb damals allerdings, dass Harris Associates weiterhin mit knapp 5 Prozent an der CS beteiligt sei (der cash Insider berichtete).

Kehrt nun endlich etwas Ruhe ein?

Am vergangenen Donnerstag geriet die Aktie der Grossbank im Laufe des späteren Nachmittags unter starken Verkaufsdruck. In Folge dessen wurden zeitweise Kurse von unter 2,49 Franken bezahlt. Das entspricht dem tiefsten Stand in der Firmengeschichte. Letztendlich ging die Aktie an diesem Tag um 7 Prozent tiefer aus dem Handel – gefolgt von einer kräftigen Gegenbewegung tags darauf. Obwohl die Aktie die Vortagesverluste im Laufe des Freitags vollumfänglich wieder wettmachte, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer nur ein knappes Plus von 0,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Aktie der Rivalin UBS konnte in dieser Zeit um mehr als 20 Prozent zulegen, der Swiss Market Index (SMI) immerhin um 4 Prozent.

Für Beobachter fällt mit dem Ausstieg von Harris Associates ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor weg. Während die Kritik der Amerikaner am strategischen Kurs der Grossbank und den womöglich hohen Kosten für den Unternehmensumbau nachhallen könnte, dürfte im Grossaktionariat nun endlich etwas Ruhe einkehren. Mit einer nachhaltigeren Kurserholung rechnen dieselben Beobachter jedoch erst dann, wenn die CS den Abfluss von Kundenvermögen stoppen und das Tagesgeschäft stabilisieren kann. Die Banken und ihre Analysten halten sich hingegen vorerst noch bedeckt.

Der Bericht der Financial Times lässt den Kurs der CS-Aktie am Montag im Laufe des Nachmittags in die Nähe von 2,70 Franken zurückfallen. Zur Stunde verliert sie noch 2 Prozent auf etwas mehr als 2,72 Franken. Damit zeigt sich die Börse nicht übertrieben besorgt über den Ausstieg des langjährigen Grossaktionärs. Einen Befreiungsschlag sieht sie darin allem Anschein nach aber auch nicht.