Hedgefonds gehören neben Grossbanken und Zentralbanken zu den relevanten Akteuren auf dem Devisenmarkt - jenem Markt, auf dem täglich ein Volumen von mehreren Billionen US-Dollar umgesetzt wird und der zu den liquidesten weltweit zählt.

Laut einem kürzlich publizierten Papier der Schweizerischen Nationalbank (SNB) beeinflussen die Mittelflüsse der Hedgefonds den Schweizer Franken erheblich: «Ein Nettokauf von einer Milliarde führt zu einem Anstieg der Frankenrendite um zirka 0,4 Prozent», wie es in dem SNB-Papier heisst. Demgegenüber hätten Transaktionen anderer Marktteilnehmer eine vernachlässigbare Wirkung.

Hedgefonds verfügen in der Regel über Expertise in den Vorhersagen und können Transaktionen auch zeitlich präzise steuern. Sie gehen Positionen auf Entwicklungen des Wechselkurses sowie der Volatilität ein und versuchen, diese profitabel auszunutzen. So können sie nicht nur Gewinne erzielen, sondern auch den Devisenmarkt bewegen.

Die SNB-Ökonomin Jessica Gentner, die das Papier verfasst hat, hat solche Bewegungen am Devisenmarkt in ihrer Studie abgebildet. Sie hat dazu mit den Währungspaare Dollar/Franken, Euro/Franken, Pfund/Franken und Yen/Franken einen Index gebildet. Auf- und Abwertungen des Franken gegenüber den anderen Währungen erscheinen so als Indexveränderung respektive Frankenrendite.

Einfluss besonders hoch, wenn die SNB überrascht

Der Einfluss der Hedgefonds ist laut der Untersuchung besonders auffällig an Tagen, wenn die Nationalbank die Geldpolitik überraschend strafft - also die Zinsen beispielsweise unerwarteterweise erhöht oder auf dem bisherigen Niveau belässt, nachdem die Marktteilnehmer von einer Senkung ausgegangen waren. «An solchen Tagen verstärkt selbst eine kleine Überraschung die Auswirkungen des Nettoflusses der Hedgefonds erheblich.»

Eine Erklärung dazu liegt in sogenannten Carry Trades. Bei diesen nutzen Hedgefonds den Schweizer Franken aufgrund der tiefen Zinsen als Finanzierungswährung für Anlagen hoch verzinsten Währungen. Bei unerwartet hohen Zinsen wird der Franken für solche Geschäfte unattraktiver. Das veranlasse Hedgefonds dazu, ihre Positionen rasch zu schliessen, wodurch sich der Einfluss ihrer Kapitalflüsse auf die Frankenrenditen verstärke, heisst es in dem SNB-Papier.

An Tagen, da die Schweizer Notenbank eine überraschend expansive Geldpolitik durchführt, ist es für Hedgefonds nicht notwendig und dringend, ihre Carry-Trade-Positionen anzupassen. Folglich ist ihr Einfluss auf den Währungsmarkt und die Frankenrendite weniger stark ausgeprägt.

Der Einfluss von Hedgefonds auf dem Devisenmarkt bleibt indes auch zeitlich beschränkt. «Mittel- und langfristig sind vor allem Zinsen und Inflationsraten Treiber der Wechselkursentwicklung», sagt Raiffeisen-Ökonom Alexander Koch auf cash-Anfrage. Ausserdem sei der Schweizer Franken in Krisen als sicherer Hafen gefragt.

Gewisse Chancen für clevere Anleger

Hingegen beeinflussten Hedgefonds, so Koch weiter, die Wechselkurse längerfristig grundsätzlich nicht. Denn sie nutzten lediglich Kursschwankungen an ganz bestimmten Tagen aus und könnten die Marktbewegungen allenfalls kurzfristig verstärken.

«Privatanleger können davon profitieren, wenn sie beispielsweise am Tag des SNB-Zinsentscheid einen unerwarteten Schritt richtig vorhersagen», erklärt der Raiffeisen-Ökonom. Die Märkte bewegen sie damit jedoch nicht.

Thomas Flury, Devisenstratege der UBS, erachtet die SNB-Studie für das Wealth Management der UBS als wenig interessant. Für die Vermögensverwaltung sei die Wechselkursentwicklung über Monate oder Jahre hinweg ausschlaggebend. «Diese wird durch die makroökonomische Lage, insbesondere durch die Inflation, die Zinsen, die impliziten Wechselkursziele der Zentralbanken und von geopolitischen Spannungen geprägt.» Mitentscheidend sei auch die Risikoneigung des Marktes. «Ist sie hoch, werden Zinsunterschiede eher ausgenutzt.»

«Es ist möglich, dass ein kurzfristiges Momentum in einen längerfristigen Trend übergeht», sagt Flury. Das aber könne man im Voraus nicht bestimmen, und es treffe auch nicht immer zu, weshalb man sich darauf nicht abstützen könne.

Manchmal allerdings erscheinen, so Flury weiter, kurzfristige Marktbewegungen irrational, stimmen aber mit der Positionierung von Hedgefonds überein. «So kommt kurzfristig Bewegung in den Markt, die dem langfristigen Trend widerspricht. Anleger können dies ausnutzen und Gewinne erzielen.»

Ein Anschauungsbeispiel lieferte die Wechselkursentwicklung von Anfang bis Mitte Mai. Der Dollar gab gegenüber dem Schweizer Franken nach, dies obschon die Zinsen in den USA noch mehrere Monate hoch bleiben dürften. «Der längerfristige Trend geht also hin zu einem stärkeren Dollar», hält Flury fest. Inzwischen hat der Dollar gegenüber dem Franken wieder angezogen, kommt aber noch immer nicht wesentlich über das Niveau von Mitte und Ende April hinaus. Damals notierte er bei knapp 91,50 Rappen. 

Eine Hürde für Privatanleger bleibt. Sie könnten, so der UBS-Devisenstratege, das Verhalten der Hedgefonds nicht eins zu eins kopieren, da ihnen der Zugang zu den erforderlichen Daten fehle.