Gemäss Blackrock wird die US-Notenbank die Zinsen wahrscheinlich nicht so stark senken, wie es der Anleihemarkt derzeit erwartet. Dies teilte das Investment Institute des weltgrössen Vermögensverwalters mit und bezieht sich auf eine sonst robuste Wirtschaft und stabilen Inflationsverlauf.

Generell wird von nahezu allen Marktteilnehmern erwartet, dass die US-Notenbank am Mittwoch zum ersten Mal seit über vier Jahren die Zinsen senkt. Dabei führten die Spekulationen über den Umfang dieser ersten Zinssenkung zu Volatilität an den Finanzmärkten. Händler von Zinsfutures wetten auf Zinssenkungen von etwa 120 Basispunkten in diesem Jahr und insgesamt 250 Basispunkten bis Ende 2025. Damit würde das Leitzinsniveau bis Ende des nächsten Jahres von derzeit 5,25 bis 5,5 Prozent auf etwa 2,8 Prozent fallen.

Zinssenkungen in dieser Grössenordnung spiegeln gemäss Blackrock Rezessionsängste sowie die Erwartung über einen anhaltenden Rückgang der Inflation wider. Laut dem Investment Institute des Vermögensverwalters sind diese Rezessionsängste jedoch überzogen und die Inflation dürfte sich nur vorübergehend abkühlen.

«Während sich die Fed darauf vorbereitet, die Zinsen zu senken, rechnen die Märkte mit ähnlich tiefen Einschnitten wie in vergangenen Rezessionen - diese Erwartungen sind übertrieben», so Blackrock. Trotz des jüngsten Anstiegs der Arbeitslosigkeit wird gemäss den Blackrock-Strategen die Beschäftigung weiter zunehmen. Der Anstieg der Arbeitslosenquote sei nämlich nicht auf Entlassungen zurückzuführen, sondern auf einen starken Anstieg der Zuwanderung - diese Dynamik ist nicht mit einer Rezession zu vergleichen.

Ein dauerhaft höheres Inflationsniveau

Die Verlagerung der Konsumausgaben von Waren auf Dienstleistungen nach der Pandemie hat dazu geführt, dass die Teuerung von ihren Höchstständen deutlich zurückgegangen ist und die Fed die Zinsen nun senken kann. Eine grössere Erwerbsbevölkerung trägt zusätzlich zur Abkühlung bei der Dienstleistungsinflation bei.

Hingegen dürften «eine alternde Erwerbsbevölkerung, anhaltende Haushaltsdefizite und die Auswirkungen struktureller Veränderungen wie die geopolitische Fragmentierung, die Teuerung und die Leitzinsen mittelfristig höher halten», so Blackrock. In dieser neuen Ära sehen sich die Zentralbanken schärferen Kompromissen zwischen der Inflationsbekämpfung und dem Schutz des Wachstums als in der vorangegangenen Periode des stetigen Wachstums und konstanter Inflation ausgesetzt.

Laut dem Vermögensverwalter dürften die fünf Megakräfte - die demografische Divergenz der Länder der Welt, der technologische Fortschritt und der Vormarsch der künstlichen Intelligenz, eine fragmentierte Weltwirtschaft, der Übergang zur emissionsarmen Energiegewinnung sowie grundlegende Veränderungen im Finanzsektor - den globalen Inflationsdruck zusätzlich verstärken.

Blackrock bevorzugt Aktien und meidet Staatsanleihen

Da die Blackrock-Strategen keine Rezession erwarten, empfehlen sie kurzfristige US-Staatsanleihen zur Untergewichtung und gehen von rückläufigen Kursen aus. Die aktuellen Renditen widerspiegeln die Erwartung tiefgreifender Zinssenkungen und sind damit zu tief. Gleichzeitig meiden die Strategen japanische Staatsanleihen, denn deren Renditen sind im Vergleich zu allen anderen Vermögenswerten - insbesondere Aktien - am tiefsten. Die möglichen künftigen Zinserhöhungen der Japanischen Nationalbank sprechen für diese Positionierung. 

Blackrock bewertet hingegen US-Aktien aufgrund des Optimismus über die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz mit «Übergewichten». Ebenso positiv sind sie gegenüber britischen und japanischen Aktien eingestellt. Die neu gewonnene politische Stabilität und die niedrigen Bewertungen dürften den britischen Markt antreiben, während Wirtschafts- und Unternehmensreformen die Erträge und Aktionärsrenditen in Japan verbessern dürften.

(Reuters/cash)