Die Hüter des Euro um EZB-Präsidentin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag auf ihrem ersten geldpolitischen Treffen 2024, den Schlüsselzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bleibt weiter auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent.

Analysten und Finanzexperten sagten dazu in ersten Reaktionen:

Jörg Krämer, Commerzbank-Chefökonom: «Die EZB sollte sich von den aggressiven Zinssenkungserwartungen der Finanzmärkte nicht unter Druck setzen lassen. Die Inflation fällt zurzeit vor allem deshalb, weil der Kostenschub bei Energie und Nahrungsmitteln und die Materialengpässe abebben. Aber solange die Löhne so stark steigen wie zuletzt, ist das Inflationsproblem noch nicht gelöst. Die 70er Jahre zeigen, wie gefährlich es ist, wenn eine Zentralbank den Sieg über die Inflation zu früh erklärt.»

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer Versichererverband GDV: «Die heutige Entscheidung, die Zinssätze beizubehalten, war erwartbar. Im Laufe des Jahres werden wir Leitzinssenkungen sehen, doch Zeitpunkt und Ausmass werden meines Erachtens von den Märkten nicht richtig eingeschätzt. Trotz schwacher Wachstumserwartungen für den Euroraum wird die EZB nach den Erfahrungen der letzten zwei Jahre grosse Vorsicht bei der Entscheidung über eine erneute Zinswende walten lassen. Die Zinswende wird später kommen und geringer ausfallen als gegenwärtig von den Märkten eingepreist.»

(Reuters)