An den europäischen Aktienmärkten dürfte Strategen zufolge vor allem die von der Europäischen Zentralbank erwartete Zinssenkung für neuen Schwung sorgen. Konjunkturhilfen für China weckten zudem die Hoffnung auf ein stärkeres Wachstum des für viele deutsche Unternehmen wichtigen Exportmarktes. Auch die in den USA startende Berichtssaison für das dritte Quartal könnte für Unterstützung sorgen.

Börsianer rechnen fest damit, dass die EZB vor der dritten Zinssenkung in diesem Jahr steht. Fast alle Experten gehen davon aus, dass der für die Finanzmärkte relevante Einlagesatz am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent nach unten gesetzt wird. «Dabei stehen die Notenbanker vor der Herausforderung, die Marktfantasien nicht zu sehr anzustacheln, um auf den nächsten Sitzungen nicht in Zugzwang zu geraten», sagt Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Nach Ansicht von Merck-Finck-Chefstratege Robert Greil dürfte die EZB im Dezember bereits nachlegen. «Für 2025 rechnen wir dann erneut mit vier Leitzinssenkungen, womit der Einlagensatz bis Ende des Jahres bei 2,0 Prozent wäre.»

Rezession in den USA immer unwahrscheinlicher

Die weitere Zinsentwicklung ist laut Notenbank jedoch weiter datenabhängig. Eine im Euroraum im September auf 1,8 Prozent gesunkene Teuerung, die damit erstmals seit Mitte 2021 unter die Zielmarke der EZB von zwei Prozent liegt, dürfte dabei erst einmal nicht in die Quere kommen. Im Terminkalender stehen in Deutschland kommende Woche vor allem die ZEW-Konjunkturerwartungen für Oktober am Dienstag im Rampenlicht. Für den gesamten Euro-Raum kommen am selben Tag Zahlen zur Industrieproduktion sowie am Donnerstag die finalen September-Inflationsdaten und die Handelsbilanz für August.

In den USA stehen die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion am Donnerstag an. Ökonomen sehen mittlerweile keine Anzeichen für eine US-Rezession mehr. «Ein hohes Produktivitätswachstum hält trotz gesundem Lohnwachstum die Lohnstückkosten und damit den Inflationsdruck niedrig, während Gewinne und Konsum gestützt werden», fasst Eckhard Schulte von MainSky Asset Management zusammen. «So kann trotz starker Nachfrage die Inflation fallen und die US-Notenbank die Zinsen weiter senken.» Als Treiber für die Börsen sieht er eine anhaltend positive Gewinndynamik der US-Unternehmen. «Die Erwartungen wurden in den vergangenen Monaten zurückgenommen, Überraschungspotenzial nach oben ist damit gegeben», sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege RoboMarkets, mit Blick auf die anrollende Bilanzenwelle.

Details zu China-Konjunkturpaket erwartet

Auch China bleibt weiter im Fokus der Investoren, nachdem die Notenbank PBOC ein 500 Milliarden Yuan schweres Programm zur Ankurbelung der Kapitalmärkte aufgelegt hatte. Anleger warten nun gespannt auf eine Pressekonferenz des Finanzministeriums am Samstag, bei der Details des Konjunkturpakets bekannt gegeben werden sollen. «Für die europäischen Börsenplätze ist die konjunkturelle Entwicklung in der Volksrepublik China von besonderem Interesse: Automobilhersteller, Maschinenbauer, Luxuskonzerne und Rohstoffförderer weisen eine hohe Abhängigkeit auf», sagen die Strategen der LBBW. «Daher wird spannend zu sehen sein, ob auf die geldpolitischen Massnahmen der PBOC auch ein grösserer fiskalischer Stimulus folgt.» Ende Oktober tagt der Nationale Volkskongress. Einige Experten rechnen damit, dass weitere Konjunkturmassnahmen beschlossen werden. China hat vor allem mit dem seit Jahren kriselnden Wohnungsmarkt und einer schwachen Konsumnachfrage zu kämpfen. Am Montag stehen die Exportzahlen der Volksrepublik für September an. Am Freitag werden die Daten zum Bruttoinlandsprodukt, der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen erwartet.

(Reuters)