Die Aktie des Finanzproduktespezialisten Leonteq gehört zu den Stars der Börse: Das Papier ist heute sechs Mal mehr wert als zum Börsendebüt 2012 und kostet aktuell 316 Franken. Vorletzte Woche kündigte das Management an, dass die Aktien durch die Generalversammlung im Verhältnis 1:2 aufsplittet werden sollen.
Einen Aktiensplit führt ein Unternehmen durch, wenn eine Aktie relativ teuer geworden ist. Indem der Nennwert heruntergesetzt wird, entsteht eine grössere Anzahl Aktien. Mit kleineren Stückelungen sind Aktien billiger, werden für mehr Anleger erschwinglich und können so leichter gehandelt werden. Die Überlegung dahinter ist, dass dies einen steigenden Aktienkurs begünstigt.
Durch den Aktiensplit kostet eine Aktie naturgemäss weniger. Falsch ist aber, dass wegen eines Aktiensplits der Kurs automatisch sinkt - das wirkt nur optisch so. Der Kurs der Aktie vor dem Split wird angepasst, so dass für Aktionäre weiterhin ein klares Bild über den Kursverlauf möglich ist. Wenn es nach einem Aktiensplit zu einem Kursverfall kommt, müssen noch andere Faktoren eine Rolle spielen.
Wertneutrale Anpassung
Ein Märchen ist auch, dass ein Aktiensplit Stopp-Loss-Aufträge durcheinanderbringt und ungewollte Verkaufsaufträge auslöst; Banken oder Broker löschen die Aufträge bei einem Aktiensplit automatisch. Einen gewissen Einfluss hat ein Aktiensplit hingegen auf Zertifikate, denn der Vorgang ändert relevante Kennzahlen: Meistens passen die Emittenten die Derivate aber wertneutral an. Jemand, der ein Zertifikat zu einer Aktie hält, soll möglichst gleichgestellt sein wie ein Aktionär.
Nicht richtig ist auch die Aussage, dass sich beim Aktiensplit die Machtverhältnisse in einem Aktionariat ändern. Bei einem Split 2:1 hat man einfach statt einer zwei Aktien. Nur grosse Investoren können Machtverhältnisse beeinflussen, und ob man in vielfacher Weise eine Aktie für 15‘000 Franken oder zwei Aktien für 7500 Franken kauft oder verkauft, spielt für Grossanleger keine wichtige Rolle.
Nicht jeder soll Aktie kaufen
Doch können beim Thema Aktiensplit durchaus strategische Überlegungen im Spiel sein, etwa dann, wenn ein Aktiensplit nicht durchgeführt wird. Verwaltungsräte und Firmenchefs wollen nicht unbedingt, dass eine Aktie für jedermann erschwinglich wird.
Der berühmte Investor Warren Buffett schrieb einmal, wer wolle in seinem Berkshire-Hathaway-Imperium keine Aktionäre "minderer Qualität" dabeihaben: Kleinaktionäre könnten das Unternehmen nicht verstehen und falsche Vorstellungen mit sich bringen, lautete einer der Einwände. 2009 führte Buffett bei Berkshire aber zumindest bei der B-Aktie einen Split von 50:1 durch. Die A-Aktie hat aber weiterhin einen sehr exklusiven Charakter und kostet 216‘000 Dollar.
Lindt und der Schokoladenkoffer
Auch die Führung von Lindt & Sprüngli dürfte sich solchen Gedankenspielen hingeben. Die Aktie des Schokoladenkonzerns kostet heute knapp 60‘000 Franken und ist mit Abstand die teuerste Aktie im Swiss Performance Index (SPI). Würde der Kurs nochmal deutlich steigen, würde ein Aktiensplit zum Thema, sagt Patrik Schwendimann, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank.
Aber für 1000 Franken dürfte die Lindt-Aktie auch weiterhin nicht zu haben sein: "Das hat auch logistische Gründe", sagt Schwendimann. In der Öffentlichkeit würden viele Leute eine günstige Lindt-Aktie kaufen, schätzt er, sei es wegen des traditionsreichen Namens, oder weil die Firma an der Generalversammlung jedem Aktionär einen üppig gefüllten Koffer mit Schokoladenspezialitäten schenkt.
Weitere "schwere" Aktien im SPI sind: Zuger KB (4657 Franken), Hypothekarbank Lenzburg (4200), Conzzeta (3612), Sika (3496) oder Metall Zug (2615).