Die US-Notenbank Federal Reserve hat in Reaktion auf die abflauende Inflation letzten Mittwoch zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren ihren Leitzins gesenkt. Der Schlüsselsatz liegt nun 50 Basispunkte niedriger, in der Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Hier sind fünf Fakten, die Anleger nach diesem Fed-Entscheid berücksichtigen sollten.

Erster Zinssenkungsschritt: Bullish oder bearish?

Die Frage, ob man die erste Zinssenkung der Fed generell kaufen oder verkaufen sollte, ist laut den Aktienstrateginnen der Bank of America nicht einfach zu beantworten. Jeder Lockerungszyklus ist einzigartig. Die Zinssenkungen der Fed in früheren Zyklen sind nicht direkt mit den aktuellen vergleichbar. Vor Mitte der 1990er Jahre kündigte die Fed ihre geldpolitischen Änderungen nicht an, und in den späten 1970er bis 1980er Jahren gab es keine expliziten Zielvorgaben für die Federal Funds Rate. Durchschnittliche Renditen über rezessionsbedingte und nicht rezessionsbedingte Zyklen hinweg sind daher bedeutungslos. Bei US-Aktienrenditen haben Unternehmensgewinne zudem eine grössere Auswirkung als geldpolitische Massnahmen.

Aktien in Zinssenkungszyklen

Ausgehend von zehn früheren Lockerungszyklen, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen, erzielte der S&P 500 in den zwölf Monaten nach der ersten Zinssenkung eine durchschnittliche Rendite von 11 Prozent, was der durchschnittlichen Zwölf-Monats-Rendite seit 1970 (12 Prozent) entspricht. In Zyklen ohne eine Rezession innerhalb von zwölf Monaten nach der ersten Zinssenkung waren die Renditen jedoch wesentlich höher (durchschnittlich 21 Prozent gegenüber 5 Prozent in Rezessionszyklen). Insgesamt schnitten Aktien etwa 50 Prozent der Zeit besser ab als langfristige Staatsanleihen, wobei die Performance ohne Rezessionen besonders stark war.

Bedeutung hoher Bewertungsniveaus vor der ersten Zinssenkung

Die Befürchtungen, dass Aktien der Fed vorausgeeilt sind, sind laut den Strateginnen Savita Subramanian und Victoria Roloff unbegründet. Die Renditen in den Monaten vor der ersten Zinssenkung stehen in keinem Zusammenhang mit den Renditen über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Noch weniger spielt es eine Rolle, ob sich der S&P in der Nähe seines 52-Wochen-Hochs befindet oder nicht. 1995 leitete die Fed einen Lockerungszyklus ein, nachdem der S&P nach einer 26-Prozentigen Rallye nur noch 1 Prozent von seinem Allzeithoch entfernt war, Der US-Aktienindex erzielte in den folgenden zwölf Monaten immer noch eine Performance von 23 Prozent.

Welche Aktiensegmente im Fokus stehen

Laut Bank of America liegen zyklische Werte in den zwölf Monaten nach der ersten Zinssenkung sowohl in rezessiven als auch in nicht rezessiven Lockerungszyklen tendenziell hinter den defensiven Werten zurück. Dies könnte daran liegen, dass die Fed Zinssenkungen fast immer in Phasen sinkender Gewinne vornimmt. Qualität und Momentum waren die beständigsten Anlagestile. Growth versus Value ist dagegen wie ein Münzwurf und Small Caps versus Large Caps uneinheitlich. Large Caps erzielten auf Sicht von zwölf Monaten häufig höhere Renditen als Small und Mid Caps, wenn Rezessionen vermieden wurden. Dies ist ein Szenario, das die Ökonomen der Bank of America erwarten.

Was den aktuellen Zyklus einzigartig macht

Die Unternehmensgewinne nehmen zu, was diesen Lockerungszyklus besonders macht. Frühere Zinssenkungen der Fed haben selten inmitten steigender Gewinne begonnen. Ein sich beschleunigendes Wachstum hat stets Value-Strategien gegenüber Growth-Strategien begünstigt. «Das ist das Einmaleins der Verhaltensökonomie: Wenn Wachstum knapp ist, zahlen Anleger für unanfechtbares Wachstum. Wenn Wachstum im Überfluss vorhanden ist, suchen Anleger nach dem billigsten Wachstum», erklären Subramanian und Roloff.

Hohe Dividendenrenditen, eine weitere Value-Strategie, könnten besser abschneiden, da Rentner einen Rekordanteil ihres Vermögens in Geldmarktkonten halten, deren Renditen gerade gesunken sind. Angesichts der Wahrscheinlichkeit unbeständiger Monate dürfte sich auch Qualität besser entwickeln.
 

ManuelBoeck
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