Die Genussscheine von Roche fallen am Donnerstag nach Börseneröffnung bis 4 Prozent auf 238 Franken. Vorbörslich hatte der Pharmakonzern die Jahreszahlen veröffentlicht. 2023 stiegen die Verkäufe währungsbereinigt lediglich um ein Prozent auf 58,7 Milliarden Franken, nachdem das Geschäft mit Corona-Tests und -Arzneien weggebrochen war. Covid-Verkäufe herausgerechnet, verzeichnete Roche ein Verkaufsplus von acht Prozent zu Buche.
Der Kerngewinn je Titel zog 2023 um sechs Prozent auf 18,57 Franken an. Geholfen hat dabei auch ein einmaliger Steuereffekt in Höhe von rund 770 Millionen Franken. Ohne diesen Einmaleffekt hätte das Gewinnwachstum wie beim Umsatz ein Prozent betragen. Unter dem Strich stand mit 12,36 Milliarden Franken währungsbereinigt um sieben Prozent mehr Gewinn.
Die Erwartungen an das Jahresresultat waren bereits im Vorfeld verhalten. Analysten monieren nun aber das überraschend schwache Schlussquartal, in welchem Roche auch aufgrund des starken Frankens die Erwartungen teilweise deutlich verfehlte.
Enttäuschend war vor allem die Absatzentwicklung im Pharmageschäft. Wichtige Medikamente wie Ocrevus, Lucentis, Hemlibra und Gazyva verkauften sich schlechter als erwartet. Perjeta verfehlte die Erwartungen dabei besonders deutlich. Einzig das Augenmittel Vabysmo konnte die Erwartungen erfüllen. Der Umsatzbeitrag aus dem Diagnostikgeschäft fiel geringfügig höher als gedacht aus.
Sowohl der operative Kerngewinn als auch der Kerngewinn liegen deutlich unter den Analystenschätzungen. Experten erklären sich diesen Umstand mit der Kombination aus tiefer als erwartet ausgefallenen Medikamentenverkäufen und der Frankenstärke. Die Dividende wird erwartungsgemäss leicht erhöht. Ausserdem stellt das Unternehmen auch für das laufende Jahr eine höhere Ausschüttung in Aussicht.
Angesichts der überraschend tiefen Vergleichsbasis hatte man sich gerade von der Umsatzentwicklung aber einiges mehr erhofft. Wie die Bank Vontobel schreibt, war es Roche im letzten Jahr zwar möglich, den Gruppenumsatz zu konstanten Wechselkursen leicht zu steigern und die Erosion durch Biosimilars sowie die wegbrechenden Covid-Umsätze mehr als aufzufangen. Positive Überraschungen seien jedoch ausgeblieben Auch den Ausblick fürs laufende Jahr beurteilt die Bank Vontobel als "wenig inspirierend".
"Wir sehen auf den ersten Blick keine wesentlichen Änderungen in der Pipeline", schreibt die Zürcher Kantonalbank. Es sei schwierig, die Guidance 2024 im Vergleich zum Konsensus zu kalibrieren,
Seit einem Kurssprung in den ersten Januar-Tagen bewegte sich der Valor von Roche kaum noch. Zuletzt bewegten sich die Genussscheine in einer engen Kursbandbreite zwischen 240 und 249 Franken. Nun sind die Titel unter diese Marke gefallen.
(AWP/cash/Reuters)
6 Kommentare
Herr Schwan hat sich schon vor Jahren geäussert,: die Aktionäre hätten zu hohe Erwartungen . Voila. Wenn das die Einstellung auf der höchsten Führungsebene ist, wirklich, dann darf man nicht viel erwarten.
Erstens müsste Herr Schwan einsichtig sein und seinen sofortigen Rücktritt als VR-Präs. an der nächsten GV verkünden. Zweitens müsste der teure Basler Wasserkopf im Verwaltungs- und Forschungsbereich massiv redimensioniert werden. Wesentliche neue Medikamente wurden in den letzten dutzend Jahren nur noch in den USA (Genentech) oder Japan (Chugai) entwickelt oder dann teuer eingekauft. Drittens sind die Genussscheine abzuschaffen. Die «Roche-Erben» müssten zur Einsicht gelangen, dass sie aus der Zeit gefallen sind und Roche eine neue Kapital- und Stimmrechtsstruktur dringend braucht. Aber eben: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
UBS: Strahlemann Ermotti - Holcim: Strahlemann: Jenisch - Roche: Schinnecker, Schwan, Hofmann. Die Ergebnisse sagen alles.
Was soll denn die Kapital- und Stimmrechtsstruktur im Fall von Roche ändern?
Eine Aktie ist attraktiv, wenn sie alle kaufen und weniger attraktiv wenn sie alle verkaufen. Es kommen auch wieder gute Zeiten auf Roche zu.
Das Unternehmen ist solide aufgestellt und die Aktie rentiert 4 Prozent, wem das nicht reicht soll US-Technologieaktien kaufen!
Das war leider nicht anders zu erwarten. Da von den Produkten und der Forschung nur wenig kommt, könnte höchstens ein Wechsel in der Führung und der Abkehr von den veralteten Strukturen, mit den allein stimmberechtigten Inhaberanteilen, Schwung bringen. Wer möchte schon investieren in eine stagnierende Firma ohne Mitspracherecht?
Wer will denn einen Coup gegen Roche initiieren, es sind nur rund 100 Mio. Inhaber im Umlauf, das entspricht nur einer Marktkapitalisierung von rund CHF 26 Milliarden. Wer macht nun einen Take-Over-Versuch auf Roche, viel Vernügen! Das verspricht spannend zu werden.