Die Idee eines Robo-Advisors ist, Geld langfristig anzulegen. Die Anbieter investieren Kundengeld in der Regel in kostengünstige Exchange Traded Funds (ETF), möglichst diversifiziert, und den Rest besorgt der Algorithmus. Dieser reagiert auf Marktschwankungen und soll dafür sorgen, dass die Investments optimal verteilt und ausbalanciert sind. Kunden eines Robo Advisors verfolgen idealerweise die langfristige Strategie eines "buy and hold".
Die Glarner Kantonalbank hat nun aber mitgeteilt, dass nach nur viereinhalb Jahren ihr Robo Advisor "investomat.ch" auf Ende November eingestellt wird. Das Südostschweizer Institut, das sich in den letzten Jahren gerne als Digitalisierungsvorreiter feiern liess, begründet den Schritt mit einer schwacher Nachfrage. Benjamin Manz vom Finanzprodukte-Vergleichsportal Moneyland überrascht dies nicht: "Das Problem vieler Anbieter ist, dass sich das Modell noch nicht rentiert", sagt der Marktbeobachter.
Milliardenziele aufgegeben
Neo-Banking – also neue Banking- und Anlageformen – etablieren sich in einem kleinen und traditionell geprägten Markt wie der Schweiz nicht schnell. Anbieter haben frühere, ehrgeizige Ziele aufgegeben. Einer der bekanntesten Anbieter, True Wealth, steuerte nach der Lancierung seines Robo Advisors 2013 ein Wachstum auf eine Milliarde Franken an Kundengeldern an.
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— cash (@cashch) September 25, 2019
Einer wenige Tage alten Umfrage von Moneyland zufolge verwaltet True Wealth nach eigenen Angaben derzeit einen Betrag "unter 200 Millionen Franken". Die Rede ist davon, dass True Wealth nur etwas über 3000 Kunden habe. Ein anderer Anbieter, die Online-Bank Swissquote, gibt die durch Robo Advisor verwalteten Vermögen per Mitte Jahr mit 225,8 Millionen Franken an. Beim kleinen Anbieter Simple Wealth werden weniger als 2 Millionen Franken genannt.
Die übrigen Anbieter geben keine Zahlen heraus. Auch die GLKB, die ihren Robo Advisor nun schliesst, macht keine Angaben zu den dort verwalteten Vermögen. Im Schweizer Markt tummeln sich ausser True Wealth, Swissquote und Simple Wealth noch neun weitere Robo Advisor. Dazu gehören die Saxo Bank oder die Basler Kantonalbank (BLKB) mit ihrem Angebot Digifolio oder der Vorsorgedienstleister VIAC, der die automatisierte Anlageverwaltung spezifisch für die Säule 3a anbietet. Die BLKB ist im übrigen ist auch Anteilseigner von Robo-Pionier True Wealth.
Revolut und Co stehlen die Show
Die Schweizer Robo Advisor kämpfen auch mit dem Problem, dass sie immer noch relativ wenig bekannt sind. Der mutmasslich grösste Anbieter Swissquote hat dabei insofern den Vorteil, als Online-Bank auch über eine online-affine Kundschaft zu verfügen. True Wealth kann sich auf die Fahnen schreiben, als Pionier etwas bekannter zu sein als die übrigen Anbieter.
Aber einen wirklichen "push", automatisierte Anlageformen bekannter zu machen, ist am Markt nicht spürbar. Gegenüber anderen Digitalprodukten wie den sehr günstigen Kreditkartenangeboten von Revolut oder N26 oder dem auf tiefe Gebühren setzenden Überweisungsdienstleister Transferwise fallen die Robo Advisors in der öffentlichen Wahrnehmung ab.
Sie haben nicht das gleiche Image des einfachen Gebrauchs wie Revolut und Co. Weil auch hinter einem Robo Advisor immer eine traditionelle Bank als Depotbank steht, müssen sich Kunden wie gewohnt mit physischen Dokumenten als Bankkunden bewerben.
Tiefe Kosten ziehen nicht richtig
Robo-Angebote sind dank ihres Fokus’ auf ETF in der Regel zwar günstiger als klassische Anlagestrategien: Die Gebühren belaufen sich auf zwischen 0,5 bis 0,85 Prozent der angelegten Vermögenssumme im Jahr, bei spezialisierten Anbietern kann es noch mehr sein. Doch: Im noch immer relativ wenig preisbewussten Schweizer Bankenmarkt sind Kunden immer noch wenig wechselwillig, wie Konsumstudien immer wieder zeigen.
Robo Advisor haben gegenüber der klassischen Vermögensverwaltung auch den Nachteil, dass dort die Kundengewinnung im persönlichen Kontakt mit Kundenberatern aggressiver vorangetrieben wird: "Vermögensverwaltung ist immer noch ein 'people business', auch wenn die Digitalisierung voranschreitet", sagt Manz.
Allerdings: Abschreiben will Manz die Robo Advisor keineswegs: "Das Modell des Robo Advisors hat weiter Zukunft." Klar dürfte aber sein, dass die heutigen Anbieter nicht alle überleben werden. Mit dem Rückzug des Glarner Robo Advisors hat die Konsolidierung in der in der Nische der automatisierten Anlageformen nun angefangen.
Die Investomat-Kunden der GLKB müssen nach einem anderen Angebot Ausschau halten. Die Bank sagte auf Anfrage, sie berate die betroffenen Kunden individuell. Möglich seien Anlageprodukte oder ein Vermögensverwaltungsmandat. Solche sind in aller Regel bei Schweizer Banken teurer als ein Robo Advisor.