Warren Buffett und Charlie Munger von Berkshire Hathaway sind Fans von Apple. Obwohl die zwei Star-Investoren als wenig "technikaffin" gelten, macht Apple mittlerweile mehr als 40 Prozent des Anlagevermögens von Berkshire aus. Eine der Weisheiten von Warren Buffett ist es, nur in Aktien von Unternehmen zu investieren, bei denen er das Geschäftsmodell und die Produkte versteht. Zudem müsse die Gesellschaft über eine herausragende Wettbewerbsposition verfügen und finanziell grundsolide aufgestellt sein.
Apple erfüllt diese Buffett-Kriterien eindrücklich. Da Apple eine an der Nasdaq kotierte Technologie-Aktie ist, haben viele Investoren in den letzten Jahren trotzdem einen Bogen um den Wert gemacht. Die mit dem Etikett "teuer" versehenen Technologietitel und die exorbitanten Bewertungen hielten in der Vergangenheit viele Investoren davon ab, in Werte wie Apple, Amazon, Google oder Nvidia zu investieren. Als zu gross wurde das Risiko für Rückschläge eingestuft, sollten die Wachstumserwartungen nicht erfüllt werden. Langfristig zeigt sich aber, dass diese Angst wohl übertrieben gewesen ist. Buffett und Munger haben die Beteiligung Ende letzten Jahres weiter ausgebaut. Das ist ein gutes Indiz, dass ein Engagement eine Überlegung wert ist.
Apple ist es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, mit Innovationen und Optimierung des Businessmodels ein überdurchschnittliches Wachstum zu erreichen. Nebst den Flagschiffprodukten iPhone und iPad sowie den wiederkehrenden Erträgen aus App-Verkäufen ist auch die Apple Watch ein Verkaufserfolg. Obwohl das Produkt bei Lancierung 2014 in der Tech-Community auf wenig Begeisterung stiess, erzielt Apple mittlerweile 11 Prozent des Umsatzes mit der Uhr, wie nachstehende Grafik zeigt.
Seit 2010 arbeitet Apple mit Hochdruck am Projekt E5, das auf die Steve-Jobs-Ära zurückgeht: eine nicht-invasiven und kontinuierlichen Blutzuckermessung. Jüngst konnte das Unternehmen einige Meilensteine bei diesem Projekt erreichen, das grösstenteils unter Verschluss gehalten wurde. Mittels Lasertechnologie soll sich verlässlich messen lassen, wie viel Glukose sich im Körper einer Person befindet, ohne dass für die Blutentnahme in die Haut gestochen werden muss. Apple glaubt nun, dass es diese Technologie zur Glukoseüberwachung tatsächlich auf den Markt bringen kann.
Eine solche Produktlancierung wäre ein Segen für Diabetiker und würde dazu beitragen, Apple als Kraftpaket im Gesundheitswesen zu etablieren. Das Hinzufügen des Überwachungssystems zur Apple Watch ist das ultimative Ziel und die Uhr würde unverzichtbar für Millionen Diabetikern auf der ganzen Welt. Es liegen zwar noch ein paar Jahre Arbeit vor Apple, aber der Schritt könnte eine Multimilliarden-Dollar-Industrie auf den Kopf stellen. Etwa 1 von 10 Amerikanern hat Diabetes, und sie verlassen sich normalerweise auf ein Gerät, wo bei der Blutprobe in die Haut gestochen werden muss. Es gibt zwar auch Pflaster von Dexcom und Abbott Laboratories, die auf die Haut geklebt werden. Allerdings müssen diese alle zwei Wochen ausgetauscht werden. Die Ankündigung der jüngsten Fortschritte bei Apple haben denn auch den Aktien der Diabetes-Technologieunternehmen Dexcom und Abbott diese Woche zugesetzt.
Gewonnen hat Apple das Rennen aber noch nicht. Ein Vertreter von Abbott sagte, dass es auch neue Produkte zur Glukoseüberwachung entwickelt. "Kontinuierliche Innovation in der Gesundheitstechnologie ist von entscheidender Bedeutung“, sagte Abbott-Sprecher Scott Stoffel. "Ausserdem ist es komplex und muss genau, einfach und erschwinglich sein. Abbott ist weltweit führend in der kontinuierlichen Glukoseüberwachung, weil unsere FreeStyle Libre-Produkte diese Anforderungen erfüllen.“ Apples System befindet sich nun in einem Proof-of-Concept-Stadium, sagten mit dem Vorhaben betraute Personen. Apple glaubt demnach, dass die Technologie machbar ist, aber noch auf eine praktischere Grösse verkleinert werden muss.
Andere sind an der Entwicklung eines solchen Messverfahrens gescheitert. Zahlreiche Start-ups - und einige der weltweit grössten Unternehmen - haben versucht, ein nicht-invasives Überwachungssystem zu entwickeln, und sind daran gescheitert. Im Jahr 2014 kündigte Google Pläne an, intelligente Kontaktlinsen herzustellen, die den Blutzucker durch Tränentropfen messen könnten. Der Konzern legte das komplexe Projekt 2018 auf Eis.
Verkleinern, so dass es in eine Apple-Watch passt
Ingenieure arbeiten an der Entwicklung eines Prototyps von der Grösse eines iPhones, der an den Bizeps einer Person geschnallt werden kann. Das wäre eine erhebliche Reduzierung gegenüber einer frühen Version des Systems, die auf einem Tisch stand. Eines der Ziele von Apple ist es, eine vorbeugende Massnahme zu schaffen, die Menschen warnt, wenn sie prädiabetisch sind. Sie könnten dann Änderungen am Lebensstil vornehmen, um zu versuchen, die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zu vermeiden, der auftritt, wenn der Körper einer Person Insulin nicht richtig verwendet. Das Regulierungsteam von Apple hat bereits erste Gespräche über die staatliche Genehmigung des Systems geführt.
Die Apple Watch ist allmählich mehr zu einem Gesundheitstool geworden. Das erste Modell, das 2015 auf den Markt kam, enthielt einen Herzfrequenzsensor, konzentrierte sich jedoch mehr auf das Fitness-Tracking. Das Gerät erhielt 2018 die Fähigkeit, Elektrokardiogramme oder EKGs vom Handgelenk aufzunehmen. Das Tool kann jetzt auch die Körpertemperatur messen und den Blutsauerstoffgehalt berechnen. Entsprechend gross ist das Potenzial, falls die Blutzuckermessung auf eine Grösse reduziert werden kann, so dass die Apple Watch die Messung vornehmen kann.
Noch mehr Innovation in der Pipeline, prall gefüllte Kasse
Kurzfristig wird Apple mit weiteren Innovationen aufwarten können. Es könnte ein faltbares iPhone kommen, das gemäss Analysten mehr Android-User zum Umstieg auf das Apple-Betriebssystem bewegen könnte. In der Pipeline ist bei der Bildschirmtechnologie der Umstieg auf sogenannte Micro-LED-Displays. Diese Bildschirme haben gegenüber den bisherigen Technologien einen höheren Kontrast, bessere Farben und eine stärkere Leuchtkraft. ASM Osram scheint in diesem Bereich relativ weit fortgeschritten zu sein und wird Gerüchten zufolge als neuer Lieferant gehandelt. Das Halbleiterunternehmen hat - wie cash.ch bereits hier berichtete - jüngst angekündigt, künftig Anlagen des Hightech-Maschinenbauers Aixtron für die Produktion von Micro-LED zu nutzen.
Ebenso ist Apple im Rennen um die künstliche Intelligenz nicht abzuschreiben, selbst wenn es jüngst ruhig um dieses Thema war. Apple hat gemäss Analysten die Werkzeuge, um einen eigenen generativen KI-Chatbot zu bauen. Jeder neue Mac und jedes neue iPhone verfügt bereits über einen sogenannt "Neural Engine", der bis zu 15,8 Billionen Operationen pro Sekunde ausführen kann. Insofern stehe der Implementation nichts im Wege.
Die Kassen von Apple sind zudem prall gefüllt. Dank dem generierten Cashflow hat Apple dennoch mehr als 150 Milliarden Dollar an flüssigen Mitteln in der Kasse. Dies ermöglicht nicht nur Investitionen in Forschung und Entwicklung, sondern auch Aktienrückkaufprogramme. So hat Apple in den letzten 10 Jahren für 550 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückgekauft und wird auch in Zukunft weiter massiv eigene Aktien vom Markt nehmen.
Im letzten Jahr waren es 90 Milliarden Dollar und im April wird das Unternehmen mitteilen, in welchem Umfang es für die nächsten zwölf Monate eigene Aktien zurückkaufen dürfte. Analysten gehen davon aus, dass der Betrag gleich bleiben wird oder gar ansteigen könnte. Mit den Aktienrückkäufen steigt der Gewinn pro Aktie, selbst wenn das Umsatz- und Gewinnwachstum bei Apple in den nächsten Jahren nachlassen könnte. Dies stützt den Kurs gegen unten tendenziell ab.
Mit Material von Bloomberg