Seit Anfang Jahr hat der Franken gegenüber den zehn wichtigsten Währungen deutlich zugelegt. Besonders ausgeprägt sind die Kursgewinne gegenüber dem japanischen Yen, der norwegischen Krone sowie den drei Dollar-Währungen Greenback (Abkürzung am Devisenmarkt für die amerikanischen Währung), dem Aussie- (Abkürzung für die australische Währung) sowie dem Kiwi-Dollar (Abkürzung für die neuseeländische Währung). Die Performance in Schweizer Franken gegenüber den 10 wichtigsten Währungen seit Anfang Jahr sind in der nachfolgenden Grafik angeführt:  

Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber den G10-Währung seit 1. Januar 2023.

Entwicklung des Schweizer Frankens gegenüber den G10-Währung seit 1. Januar 2023.

Quelle: Bloomberg

Historisch betrachtet wertet sich der Schweizer Franken gegenüber allen wichtigen Währungen im Schnitt um rund 1 Prozent pro Jahr auf. Einzig das britische Pfund konnte sich dem Trend im laufenden Jahr entziehen und hat sich nur um 0,79 Prozent abgewertet. Zu betonen ist aber, dass sich sowohl das englische Pfund, die schwedische Krone, der Euro oder auch der australische oder kanadische Dollar zwischenzeitlich deutlich stärker abgewertet hatten und in erst in den letzten Wochen einen Teil der erlittenen Kursverluste wieder gutmachen konnten. 

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb diese Konsolidierung im Franken einsetzt und weshalb sich einzelne Währungen zum Franken nicht stärker erholen. Grundsätzlich gilt dabei, dass der Franken wie auch die Leitwährung US-Dollar oder der japanische Yen als sogenannt sichere Häfen in unsicheren Zeiten gelten. Mit Beginn des Gaza-Kriegs haben sich diese drei sicheren Währungen Anfang Oktober zuerst aufgewertet, ehe jüngst mit Blick auf den nun ausgehandelten Waffenstillstand eine Gegenbewegung ausgelöst wurde. Die nachlassende geopolitische Spannung hat auch zu einem Rückgang der Renditen für 10-jährige Staatsanleihen von fast 5 Prozent auf 4,48 Prozent geführt. Entsprechend sind Investoren wieder gewillt, mehr Gelder in Risikopapiere zu investieren.  Entsprechend schwach präsentiert sich weiterhin der amerikanische Dollar gegenüber dem Euro und dem englischen Pfund.

Mit der Beruhigung der geopolitischen Lage hat sich auch die Schwankungsanfälligkeit an den Devisenmärkten zurückgebildet. So erwarten zum Beispiel die Währungsstrategen der UBS, dass der Dollar im kommenden Jahr in einer Spanne von 6 Rappen gehandelt wird. Auf der positiven Seite empfiehlt die grösste Schweizer den Verkauf von Dollar gegenüber dem Schweizer Franken um einen Preis von 91 Rappen und auf der anderen Seite den Kauf im Bereich von 86 Rappen pro Dollar. Einerseits stützen die Renditeunterschiede - die kurz- und langfristigen Zinssätze sind in den USA wesentlich höher als in der Schweiz - den Dollar, während andererseits die Schweizerische Nationalbank (SNB) systematisch Devisenreserven verkauft und damit die Geldmenge reduziert. Das verhindert eine übermässige Franken-Stärke oder -Schwäche. «Daher sehen wir die Risiken im Dollar zum Schweizer Franken vorerst als weitgehend ausgeglichen an. Die Paarung ist auch nicht stark von geopolitischen Risiken betroffen.»

Nicht nur zum Dollar, sondern auch zum Euro dürfte sich die hiesige Valuta in den nächsten Monaten nicht allzu stark bewegen. Eine allfällige Auf- oder Abwertung des Frankens wäre vergleichsweise bescheiden, betonen die Währungsanalysten bei der ING Bank. Sie gehen davon aus, dass die SNB im Jahr 2024 einen Rückgang des Euros zum Franken in die Nähe von 0,95 tolerieren könnte, während sie weiterhin mit einer Inflation von über 2 Prozent zu kämpfen hat. Bis zum Jahr 2025 dürfte der Schweizer Konsumentenpreisindex jedoch unter 2 Prozent fallen, und die SNB wird eher bereit sein, den Schweizer Exporteuren zuzuhören, dass der Schweizer Franken zu stark sei. Insofern erwartet die ING Bank, dass der Euro zum Franken erst 2025 wieder steigen wird und sich 2024 in einem Range von 0,95 bis 0,98 Franken bewegen dürfte. Selbstredend ist, dass der Franken das Ziel kurzfristig unter- oder überschiessen kann.  

Von Frankenschwäche keine Spur

Trotz der starken Entwicklung des Frankens in diesem Jahr geht die St. Galler Kantonalbank nicht davon aus, dass sich der Franken gross abschwächen dürfte. «Der Franken wird 2024 einmal mehr zu den Gewinnern am Devisenmarkt gehören», hält Thomas Stucki, Anlagechef fest. Zum US-Dollar wird er davon profitieren, dass die amerikanische Notenbank Fed langsam Richtung Zinssenkung geht und gegenüber dem Euro wird der Franken von seinem Ruf als sicherer Hafen, der rückläufigen Inflation und der besseren Wirtschaftsentwicklung profitieren. Die Frankenstärke wird die Exportwirtschaft jedoch belasten. So wird die SNB politisch unter Druck kommen. Dazu Stucki weiter: «Die SNB wird sich davon aber nicht beirren lassen und die Frankenentwicklung weiterhin als Bestandteil ihrer Geldpolitik verstehen, in welcher ein starker Franken einen inflationsdämpfenden Einfluss hat. Die Geldpolitik der SNB wird den Franken unterstützen.»

Ausblick für Aussie-Dollar und englisches Pfund hellen sich etwas auf

Sowohl das englische Pfund als auch der australische Dollar haben gegenüber Franken in den letzten Wochen zugelegt. Beide Währungen haben davon profitiert, dass es nach der starken Abwertung in den letzten 18 Monaten zu einer Gegenbewegung am Devisenmarkt gekommen ist und die Zinsdifferenz zum Franken als attraktiver eingestuft wird. Das Pfund erholte sich zudem, nachdem der Wirtschaftsabschwung im Vereinigten Königreich weniger ausgeprägt ausfiel als von den Ökonomen erwartet. Insofern traut der Ökonom Alexander Koch von der Schweizer Raiffeisenbank dem Pfund zu, von aktuell 1,1070 auf 1,15 zu steigen. 

Die australische Währung dürfte auf der anderen Seite davon profitieren, dass ein Grossteil der schwachen Wirtschaftsentwicklung in China am Markt nun eingepreist ist. Australien ist ein wichtiger Lieferant von Mineralien wie Eisenerz oder Industriemetallen sowie Erdöl- und Erdgasprodukte, die hauptsächlich ins Reich der Mitte verschifft werden. Die Notierungen für Eisenerz zogen jüngst wieder an und der schwache Dollar könnte wieder zu steigenden Rohölpreisen führen, was wiederum dem Aussie Auftrieb zum Dollar und den anderen G10-Währungen verhelfen könnte. Etwas anders sieht es beim kanadischen Dollar aus, der normalerweise ebenfalls von steigenden Rohstoffpreisen profitiert. Die Nähe zu den USA und dem schwächelnden US-Dollar dürfte sich hier aber als Bremsklotz erweisen und somit das Aufwärtspotenzial zum Franken beschränken.  

Thomas Daniel Marti
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