Nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen kommen die Sozialisten unter ihrem Vorsitzenden Salvador Illa auf 42 Sitze im 135-köpfigen Parlament, gefolgt von der separatistischen Hardlinerpartei Junts mit 35 Sitzen und der gemässigteren Separatistenpartei Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) mit 20 Sitzen. Damit verfehlen sowohl die separatistischen Parteien - bestehend aus ERC, Junts, der linksextremen CUP und der rechtsextremen Alianca Catalana - als auch die Sozialisten die Regierungsmehrheit von 68 Sitzen. Die Wahlbeteiligung war mit 58 Prozent überraschend niedrig.

Das Ergebnis dürfte die separatistische Regierung Kataloniens stark unter Druck setzen. Diese hatte 2017 ein illegales Unabhängigkeitsreferendum und eine Unabhängigkeitserklärung durchgeführt und damit die schlimmste institutionelle Krise in Spanien seit mehr als 30 Jahren ausgelöst. Am Sonntagabend erklärte der ERC-Vorsitzende Pere Aragones, der bisherige Präsident Kataloniens, seine Partei werde in die Opposition gehen und schloss eine Unterstützung der Sozialisten aus. Der politische Analyst und Historiker Joan Esculies sagte, was auch immer als nächstes passiere, die Schlagzeile des Abends sei die Eindämmung der katalanischen Separatisten: «Die Unabhängigkeitsbefürworter haben keine Ideen mehr, um die Menschen zu überzeugen oder zu mobilisieren, wie sie es früher getan haben.»

Da jedoch keine Partei über eine klare Mehrheit verfügt und die ideologischen Gräben zwischen den Parteien tief sind, kann eine Wiederholung der Abstimmung notwendig werden. Sollten die Verhandlungen nach den Wahlen nicht bis August zu einer Einigung führen, würden im Oktober Neuwahlen stattfinden.

(Reuters)