Die Aktien des Backwarenkonzerns gewinnen 0,4 Prozent auf 1,585 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,1 Prozent tiefer steht. Seit Jahresbeginn hat der Titel 43 Prozent zugelegt.
Nachdem Aryzta noch Anfang Oktober für das Ende Juli abgelaufene Geschäftsjahr mehr Umsatz und mehr Gewinn vermeldete, gibt es nun Negativmeldungen auf der Personalseite. Nach dem bereits bekannten Rücktritt von Jörg Riboni wird sich nun auch Gordon Hardie mit sofortiger Wirkung aus dem Gremium zurückziehen, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Als Nachfolger für Riboni hatte der Verwaltungsrat vor knapp einer Woche Heiner Kamps zum Lead Independent Director ernannt. Ein Nachfolger für Hardie steht noch aus.
«Wir gehen davon aus, dass es gewisse Differenzen im VR gegeben hat, die aber nichts mit dem aktuellen Geschäftsgang oder der strategischen Ausrichtung zu tun haben», schreibt ZKB-Analyst Patrik Schwendimann am Mittwoch. Aryzta erwähnt mit dem Personalentscheid explizit, dass in den vergangenen drei Monaten weiteres Volumen- und Preiswachstum gelungen ist und eine weitere Verbesserung der EBITDA-Marge.
Die ZKB zieht ein positives Fazit: «Die Rücktritte sind auf den ersten Blick nicht gut, aber auf den zweiten Blick sind sie auch ein Zeichen, dass sich Arytza im Turanround wieder in ruhigeren Gewässern befindet und Differenzen zu Tage kommen können.» Aryzta sei operativ und strategisch auf Kurs.
CEO und Präsident Urs Jordi wichtigste Person bei Aryzta
Auch sind es nicht die wichtigsten Personalien, die jetzt im Fokus stehen: Verwaltungsratspräsident und CEO ad interim Urs Jordi war und ist die wichtigste Person bei Aryzta. Weitere wichtige Personen sind unter anderem Armin Bieri und CFO Martin Huber. Da ein wichtiger Teil des Turnarounds erreicht ist, wird sich Urs Jordi von der Doppelfunktion verabschieden und sich Ende 2024/Anfang 2025 auf die Position als Verwaltungsratspräsident fokussieren. Zu diesem Zweck soll bis Ende 2024 ein neuer CEO bestimmt sein.
Für Vontobel-Analyst Arben Hasanaj haben sich Riboni und Hardie wohl genau diesen bestehenden Plan in Frage gestellt. «Herr Jordi hat bisher einen sehr guten Job gemacht und deutliche Fortschritte erzielt mit Aryzta. Von daher ist es aus meiner Sicht unschön, dass es zu solchen Abgängen gekommen ist, aber insgesamt sicher besser für das Unternehmen, am ursprünglichen Plan festzuhalten.»
Es erstaunt daher nicht, dass auch der Broker Stifel den Personalabgängen kein grosses Gewicht gibt. «Wir erwarten, dass das Unternehmen weitere operative Verbesserungen erzielt und seine Bilanz entschuldet, was durch die jüngste Rückzahlung von Hybridanleihen am 9. Oktober untermauert wurde. Jede Schwäche ist eine Kaufgelegenheit», schreibt der zuständige Analyst Pascal Boll.
Bis zu 58 Prozent Aufwärtspotenzial
Die Aktie hat zuletzt um 6 Prozent korrigiert, und wohl die Unsicherheit bezüglich der Personalsituation eingepreist. «Der faire Wert gemäss unserem DCF-Modell liegt bei CHF 1,95 je Aktie - plus 24 Prozent gegenüber dem aktuellen Aktienkurs», so Schwendimann. Die ZKB, das den Titel mit «Übergewichten» eingestuft hat, rechnet in spätestens zwei Jahren sogar mit einem fairer Wert von 1.94 bis 2.50 Franken. Das impliziert ein Aufwärtspotenzial von bis zu 58 Prozent.
«Ich denke die Bewertung ist moderat. Es gibt aktuell Befürchtungen zur Konsumentenstimmung insbesondere in Europa, wo Aryzta vor allem tätig ist. Ich denke Aryzta dürfte hier relativ robust sein, da die Produkte wirklich Basiskonsum darstellen», sagt Hasanj, der den Titel mit einem «Hold»-Rating und einem Kursziel von 1,65 Franken versehen hat. Aryzta habe auch noch Potenzial die eigene Effizienz weiter zu steigern und so profitabler zu werden.
Aryzta wird am 27. November die Umsatzzahlen über die Periode August bis Oktober vorlegen. Die ZKB geht von einem leichten Volumenwachstum aus.