Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten gehen davon aus, dass die Währungshüter den Leitzins am Mittwochabend (19.00 Uhr MEZ) in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen werden. Zentralbankchef Jerome Powell hat klargemacht, dass es keine Eile mit weiteren Zinssenkungen gibt. Zunächst will sich die Fed einen Überblick darüber verschaffen, wie sich der von US-Präsident Donald Trump betriebene scharfe Kurswechsel in der Handelspolitik auf Inflation und Konjunktur auswirkt.

Zuletzt liess der Preisauftrieb zwar etwas nach. Doch befürchten Experten, dass der von Trump angezettelte internationale Handelskrieg die Inflation im eigenen Land hochtreiben wird, da zahlreiche importierte Güter teurer werden dürften. «Auch wenn unmittelbar keine Zinsänderung ansteht, werden die Märkte genau darauf achten, ob Fed-Chef Powell auf der Pressekonferenz nach der Sitzung einen anderen Ton anschlägt als nach den letzten Sitzungen», meint Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner. Interessant werde auch der aktualisierte Zinsausblick der Währungshüter. Im Dezember waren sie noch davon ausgegangen, dass die Leitzinsen 2025 nur um einen halben Prozentpunkt sinken werden: «Die mögliche Erwartung stärkerer Zinssenkungen wäre ein wichtiges Signal, dass die Fed ihre Geldpolitik angesichts der Eintrübung des Umfelds neu justiert.»

Zuletzt trieb Anleger die Sorge um, dass es unter Trump zu einer Rezession kommen könnte - und dies, obwohl Powell der Wirtschaft unlängst eine gute Verfassung attestiert hatte. Die Verunsicherung der Investoren spiegelte sich auch in einem steigenden Goldpreis wider: Das als Krisenwährung genutzte Edelmetall übersprang am Freitag erstmals die Schallmauer von 3000 Dollar je Feinunze.

Verbraucher befürchten Inflationsschub

Bei der Fed dürften die gestiegenen Inflationserwartungen die Alarmglocken schrillen lassen: Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnen die Verbraucher mit einer Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 4,9 Prozent, wie aus der aktuellen Befragung der Universität Michigan hervorgeht. Dies ist die höchste Inflationserwartung, die seit November 2022 gemessen wurde. Viele Verbraucher erwähnten in der Befragung das hohe Mass an Unsicherheit in Bezug auf politische und andere wirtschaftliche Faktoren.

Die jüngst auf 2,8 von 3,0 Prozent gefallene Inflationsrate verringert laut LBBW-Analyst Elmar Völker zwar die Sorge, dass die Wirtschaft in eine Konsumrezession gedrängt wird: «Beim Blick in die Details hat der Preisdruck im Februar in der Tat auf relativ breiter Front nachgelassen», so seine Einschätzung. Für eine echte Entwarnung sei es aber noch deutlich zu früh angesichts der inflationstreibenden Effekte, die in den kommenden Monaten durch Trumps Zollpolitik drohten: «Wir gehen daher weiterhin davon aus, dass die US-Notenbank noch für einige Zeit in einer abwartenden Haltung verharren wird.»

Zumindest eine Sorge sind die US-Währungshüter los: Ein teilweiser Regierungsstillstand - ein sogenannter Shutdown - konnte abgewendet werden. Beide Kammern des Kongresses stimmten einem vorläufigen Ausgabengesetzentwurf zu. Nachdem Trump am Wochenende seine Unterschrift darunter gesetzt hat, ist die Finanzierung der Regierungsbehörden vorerst gesichert. Ohne Einigung wären unter anderem Mitarbeiter in Teilen der öffentlichen Verwaltung nicht mehr bezahlt worden.

(Reuters)