In den ersten Tagen der neuen Woche haben die Papiere mehrere Unternehmen der Schweizer Börse einen Hoch- oder einen Tiefstand erreicht - sei es über mehrere Jahre oder gar Rekorde. Manche, zum Beispiel Swiss Life und Swatch, haben einen mehrjährigen Trend fortgesetzt. Andere wie Ina Invest befinden sich in einer scharfen Trendwende.

Hochs Tiefs
Aktie Kurs Aktie Kurs
Swiss Life 715,00 Medartis 56,00
Accelleron 44,66 Banque Cantonale Vaudoise 86,35
Baloise 172,20 CI Com 0,74
SGS 96,80 Edisun Power Europe 46,20
Montana Aerospace 20,35 Gurit Holding 25,05
Bossard 232,50 Komax 113,00
Cicor Technologies 54,40 Leclanche 0,16
Hiag Immobilien 81,60 Medmix 9,25
Ina Invest 20,20 Orior 47,55
R&S Group 18,35 StarragTornos 43,00
VZ Holding 130,80 U-Blox 71,80
Ypsomed 437,50 Swatch 148,85

Quelle: Bloomberg / Kursangaben in Franken.

Eine Gruppe von Unternehmen hat mit dem Erreichen eines neuen Rekord- oder Mehrjahreshöchstständen einen seit längerem anhaltenden Aufwärtskurs bestätigt: Swiss Life, Accelleron, R&S, VZ Holding sowie Ypsomed zählen dazu. Die Papiere von Swiss Life waren Anfang 2009 weniger als 60 Franken wert, inzwischen sind sie auf einen Stand von 715 Franken gestiegen. Das Rekordhoch von rund 900 Franken stammt aus dem Jahr 2000. Schwung gaben den Aktien zuletzt die Anfang September präsentierten Halbjahreszahlen. Rein- und Betriebsgewinn stiegen, die Analysten-Erwartungen wurden übertroffen.

Aufgrund des durchschnittlichen Kursziels der von Bloomberg erfassten Analysten wird es für Swiss Life nicht mehr weiter nach oben, eher sogar abwärts gehen: Das mittlere Preisziel liegt bei 660 Franken. Allerdings gehen die Meinungen stark auseinander. Ein Experte sieht den Titel auf 540 Franken fallen, ein anderer traut ihm einen Anstieg auf 786 Franken zu. Einen nächsten Orientierungspunkt soll es im November geben. Für dann ist das Update zum dritten Quartal geplant.

Gemessen am Aktienkurs ist auch die R&S Group eine Erfolgsgeschichte. Das Unternehmen ging im Dezember 2023 an die Börse, der Eröffnungskurs betrug 10,30 Franken. Seither sind die Papiere nicht unter 9,40 Franken gefallen, jüngst aber sind sie markant nach oben geklettert. 86 Prozent beträgt das Plus seit März diesen Jahres, das Allzeithoch wurde am Montag bei 18,35 erreicht.

Offenbar geniesst der Baselbieter Trafohersteller das Vertrauen der Anleger. Gestützt wird dieses Vertrauen einerseits durch die jüngsten Geschäftszahlen. Im ersten Semester resultierte ein höherer Betriebsgewinn, das Ergebnis wurde allerdings durch einmalige Steuerzahlungen getrübt. Das Management sieht das Unternehmen auch weiterhin auf Kurs, man sei dabei, den mittlerweile erhöhte Prognose zu erfüllen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Einschätzung des Brokers Octavian. Der zuständige Analyst hat das Kursziel bis in den August hinein bei 15,60 Franken angesetzt. Als die Aktie nach der Mitteilung zur operativen Performance im ersten Halbjahr anzog, hob der Experte das Kursziel zunächst auf 20,20 und zwei Tage später auf 27 Franken an. Dieses Preisziel hat er seither mehrfach bestätigt. Ein Wert von 27 Franken bedeutet ein Aufwärtspotenzial von 47 Prozent gegenüber dem jüngst erreichten Allzeithoch.

Keineswegs nur oder mehrheitlich nordwärts ging es mit Ina Invest. Die Aktien der 2020 vom Baukonzern Implenia abgespaltene Immobiliengesellschaft sackten kurz nach dem Börsengang ab, erholten sich ein Stück weit, schwankten und erreichten im Januar 2023 bei 19,90 ein Zwischenhoch - das aber nur kurz gehalten werden konnte. Das Tief war dann Mitte August bei 16,30 Franken erreicht.

Seither befinden sich die Ina-Papiere auf steiler Klettertour. Diese Woche stiegen sie auf ein Vierjahreshoch. Am Montag wurde bekannt, dass Ina Invest und das Immobilienunternehmen Cham Group über einen Zusammenschluss verhandeln. Die Gespräche befinden sich noch in einer frühen Phase und werden von der Ina-Grossaktionärin Implenia begrüsst.

Bei Baloise lief es in den letzten Jahren durchwachsen. Seit dem Zwischentief vom Oktober 2023 ist aber eine deutliche Kurssteigerung erkennbar - von 126,90 auf 172,20, dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Rückenwind kommt von einem positiven ersten Semester 2024, das Versicherungsunternehmen hat mehr verdient als im Vorjahr, wie es kürzlich mitteilte. Getrieben wird die Aktie auch Entwicklung von der Investmentgesellschaft Cevian, die nunmehr rund zehn Prozent der Aktien hält und Forderungen stellt, denen das Management offenbar nicht gänzlich nachkommen will.

Gurit, Medmix und Swatch auf anhaltender Talfahrt

Ein Dutzend Unternehmen ist mit Kurstiefständen in die Woche gestartet. Darunter befinden sich der Werkstoffhersteller Gurit, die Medizintechnikherstellerin Medmix und der Uhrenkonzern Swatch. Ihnen gemeinsam ist eine mehrjährige Talfahrt. Bei Gurit begann sie im Januar 2021 bei 262,50 Franken. Bis zum jüngsten Tief von 25,05 Franken wurde der Aktienkurs in etwa gezehntelt.

Dies, obschon das Unternehmen in einem hoffnungsvollen Umfeld operiert. Es verkauft unter anderem Bauformen für Rotorblätter von Windkraftanlagen, könnte also vom Trend der erneuerbaren Energien profitieren. Doch anscheinend ist die Konkurrenz aus China stark und der Preisdruck hoch. Gurit hat im ersten Semester Umsatz- und Gewinneinbussen verzeichnet.

Zuversicht gibt indes eine Aussage von CEO Mitja Schulz: «Der Windmarkt wird wachsen, aber später als erwartet», sagte der Gurit-Chef Mitte August. Die Prognosen zweier Analysten unterstützen diese Haltung. Die Experte von Research Partners sieht ein Kursziel von 70 Franken, sein Berufskollege des Brokers Octavian veranschlagt 77 Franken. Beide sprechen eine Kaufempfehlung aus.

Medmix hat seit der Verselbstständigung vom Industrieunternehmen Sulzer im Jahr 2021 nur eine einzige längere Phase mit steigenden Notierungen gehabt. Sie erstreckte sich vom Dezember 2022 bis September 2023. In dieser Zeit avancierten die Papiere der Medizintechnikherstellerin von unter 16 auf über 26 Franken. Seither rutschen sie immer weiter ab.

Das Tief dieser Woche - 9,25 Franken - ist zugleich ein neues Allzeittief. Den Kurs belastet hat etwa das enttäuschende Halbjahresergebnis. Analysten raten aber nicht zum Ausstieg. Sie sehen die Medmix-Aktie auf 23,33 Franken steigen, es gibt zwei Kaufempfehlungen, ein «Halten» und keine Verkaufsempfehlungen. 

In einem mehrjährigen Abstieg befindet sich auch der Uhrenkonzern Swatch. Zuletzt stutzten die Analystinnen der Bank of America (BoA) und der UBS die Kursziele. Die BoA-Expertin senkte auf 130 von 175 Franken, ihre Kollegin der UBS ging auf 127 von 178 Franken. Sie sieht Swatch in einer fragilen Position und in einen längeren Abschwung eintreten -  «was zu einem strukturell niedrigeren Rentabilitätsniveau führen wird, das vom Markt noch nicht eingepreist ist». Auch wenn die Aktie besonders zyklisch sei, würden sich die Anleger zurückhalten, etwa angesichts der wohl anhaltenden Konsumschwäche in China. 

Für Swatch noch eher zuversichtlich ist derzeit der Experte des Analysehauses Bernstein, prima vista zumindest. Er hat eine Kaufempfehlung ausgesprochen und das Kursziel bei 222 Franken angesetzt. Damit impliziert er ein Aufwärtspotenzial von 43 Prozent gegenüber dem aktuellen Kurs. Seine noch positive Einschätzung begründet der Bernstein-Analyst mit der Idee, Swatch sei an Kandidat für eine Privatisierung.

Mit 113 Franken hat diese Woche auch Komax ein Tief erreicht - nachdem die Aktie Anfang Februar 2023 noch über 305 Franken wert war. Das Industrieunternehmen bewegt sich in einem «sehr herausforderndern» Marktumfeld, wie es im jüngsten Geschäftsbericht heisst. Bestellungseingang, Umsatz und Betriebsergebnis sind im ersten Semester zurückgegangen.

Nun aber soll es aufwärts gehen: Das Unternehmen ist überzeugt, «gestärkt aus der momentanen Schwächephase hervorzugehen». Anlegern dürften jedoch zwei Kenngrössen zu denken geben. Einerseits das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis von 102, andererseits das negative Dividendenwachstum.

Reto Zanettin
Reto ZanettinReto Zanettin ist seit April 2024 Redaktor bei cash.ch. Zuvor war er während fünf Jahren Inlandredaktor bei den «Schaffhauser Nachrichten» sowie in der Kommunikationsbranche tätig. 2007 schloss er das Studium an der Universität St. Gallen (HSG) als Master of Arts ab.Mehr erfahren