Der Swiss Market Index (SMI) hat in den letzten vier Wochen knapp ein Prozent gewonnen, seit Jahresbeginn liegt das Kursplus bei acht Prozent. Die guten Firmenergebnisse des ersten Quartals, sinkende Inflation und die Erwartung sinkender Zinsschritte haben die Aktienkurse dieses Jahr in die Höhe getrieben. Die Situation im Nahen Osten, der Krieg in der Ukraine oder die politische Polarisierung in Europa und den USA bleiben an der Börse Nebenschauplätze.
In dieser Marktsituation bieten Management-Transaktionen Einblicke darüber, wie Verwaltungsräte oder Mitglieder der Geschäftsleitung die Geschäftsentwicklung und die Aussichten für das eigene Unternehmen bewerten. Diese Transaktionen müssen der Börsenaufsicht gemeldet und danach vom Schweizer Börsenbetreiber SIX veröffentlicht werden.
«Die Insider-Verkäufe nehmen nicht nur im Ausland, sondern auch in der Schweiz zu. Normalerweise steigen solche Verkäufe jedoch traditionell nach den jeweiligen Quartalsabschlüssen, da vor der Veröffentlichung der Ergebnisse in der Regel ein Handelsstopp für börsennotierte Unternehmen gilt», sagt Matthias Geissbühler, Anlagechef bei Raiffeisen Schweiz, auf Anfrage von cash.ch.
Wenn ein Manager Aktien seines eigenen Unternehmens kauft, wird dies in der Regel als positives Zeichen betrachtet. Das Gegenteil gilt theoretisch für einen Verkauf. Solange die Aktienverkäufe im «normalen» Rahmen bleiben, besteht indes kein Grund zur Beunruhigung. Denn es gibt viele Gründe, warum das Management eigene Aktien verkauft. Dies kann steuerliche Gründe haben, aufgrund von Liquiditätsbedarf oder auch zur Diversifikation. Treten jedoch häufige und hohe Verkäufe auf, können diese auch als Signal interpretiert werden, dass das Management den Aktienkurs als (zu) hoch und das kurzfristige Potenzial als begrenzt erachtet. Bei Käufen sollten Anleger ebenfalls vorsichtig sein, da neue Manager häufig aus Überzeugung und optimismus Aktien des eigenen Unternehmens erwerben, unabhängig von den tatsächlichen Aussichten.
All dies führt dazu, dass endlose Spekulationen über die Konsequenzen der jeweiligen Management-Transaktionen angestellt werden können. Diese Spekulationen können übertriebene Ansichten über eine Aktie und ihr potenzielles Ertragspotenzial sowohl im positiven als auch im negativen Sinne hervorrufen. Management-Transaktionen allein stellen sicherlich keine umfassende Handelsstrategie dar, sollten jedoch bei einer Gesamtbetrachtung mitgedacht werden.
Einzig Roche-Käufe lassen aufhorchen
In den letzten Wochen gab es bei den Käufen aus der Führungsebene eher wenig Aktivität. Ein Betrag von 30 Millionen Franken beim Immobilienmakler Warteck Invest resultiert aus der Ausübung der Bezugsrechte im Rahmen einer Kapitalerhöhung. Die Investition von 10,9 Millionen Franken beim Reisedienstleister lastimunte.com hingegen ist Teil einer Umschichtung - es handelt sich also um ein Nullsummenspiel. Gleiches gilt für die Transaktionssumme von 6,1 Millionen Franken bei Aevis Victoria.
Bei den kleineren Beträgen sorgt ein Zukauf beim Pharmakonzern Roche für Aufmerksamkeit. Ein Verwaltungsratsmitglied kauft Inhaberaktien im Wert von 500’000 Franken. Zweifel an der Pipeline und den Zukunftsaussichten hatten Ende April zu einem Tiefstand erreicht, der seit 2018 nicht mehr verzeichnet wurde. Der kürzliche Aktienkauf inmitten einer Aufwärtsbewegung weckt die Hoffnung auf bessere Zeiten.
Kursentwicklung der Roche-Genussscheine.
Interroll - Tiefpunkt trotz Management-Verkäufen überwunden?
Die Aktien von Interroll legten bis Ende März zu, bevor sie Ende Mai eine Abwärtsbewegung einleiteten. In dieser Phase des Kursverlusts haben auch ein oder mehrere Mitglieder des Verwaltungsrats Aktien im Wert von knapp 6,1 Millionen Franken verkauft. Seit Jahresbeginn haben sich die Verkäufe der Unternehmensleitung auf insgesamt 7,8 Millionen Franken summiert. Interroll verzeichnete im Jahr 2023 bei sinkenden Margen einen geringeren Gewinn.
Erste Analysten sind der Meinung, dass Interroll den Tiefpunkt möglicherweise überwunden hat. Derzeit sehen sie jedoch kein Aufwärtspotenzial für die Aktien. Das durchschnittliche Kursziel der von Bloomberg befragten Analysten liegt mit 2662 Franken nur 5 Prozent über dem aktuellen Preis. Auch der Verkauf von Aktien durch das Management sorgt nicht unbedingt für Vertrauen. Es empfiehlt sich, die Halbjahreszahlen am 2. August abzuwarten, bevor man eine Investitionsentscheidung trifft.
Kursentwicklung der Interroll-Aktien.
Interroll will auf Anfrage von cash.ch keine Angaben zu Personen machen.
Partners Group - Verkäufe als Courant Normal
Bei Partners Group zeigt sich ein ähnliches Bild: Ein oder mehrere Mitglieder der Geschäftsleitung haben in fünf Transaktionen Aktien im Wert von 13,2 Millionen Franken verkauft. Dem steht ein Kauf im Wert von 1,3 Millionen Franken gegenüber. So ergibt sich seit Jahresbeginn das Bild, dass die Unternehmensleitung vorwiegend als Verkäufer von Aktien auftritt: 33,9 Millionen Franken im Vergleich zu 2,1 Millionen Franken.
Die Aktien sind seit dem jüngsten Höchststand im März bei 1325,50 Franken deutlich gefallen. Ein Analyst meinte kürzlich, dass das Ertragspotenzial des Vermögensverwalters, der auf Privatmarktanlagen spezialisiert ist, kurzfristig begrenzt sei. Obwohl sich die Finanz- und IPO-Märkte weltweit zunehmend öffnen würden, blieben die Transaktionen im Bereich Private Equity und Infrastruktur global schwach und seien zuletzt sogar noch weiter zurückgegangen. Die bevorstehenden Zinssenkungen wichtiger Notenbanken bereiten dem Sektor Sorge.
Kursentwicklung der Partners-Group-Aktien.
Aktienpakete sind ein wesentlicher Bestandteil der Vergütungsstruktur für die Mitglieder der Geschäftsleitung, wie Partners Group gegenüber cash.ch betont. Diese Aktienpakete werden über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren ausübbar, um eine starke Ausrichtung der Interessen auf unsere Kunden und Aktionäre zu gewährleisten. Nach Ablauf der Sperrfrist können die Manager ihre Aktien nach eigenem Ermessen verkaufen oder behalten. «Seit unserem Börsengang haben regelmässig Aktienverkäufe durch das Management stattgefunden, die auch gemeldet wurden - das ist der normale Geschäftsverlauf», so Partners Group.
Keine Signalwirkung bei EFG International, Sika und ABB
Ende Mai haben zwei Mitglieder der Geschäftsleitung von EFG International in zwei Transaktionen Aktien im Wert von 3,5 Millionen Franken verkauft. Medien spekulierten daraufhin, dass dies im Zusammenhang mit dem Ende der mutmasslichen Fusionsverhandlungen mit Julius Bär geschah. Der Geschäftsverlauf sollte aber dabei keine Rolle spielen: Im Vier-Monats-Zwischenbericht hatte EFG starke Neugeldzuflüsse und deutlich höhere verwaltete Vermögen (AuM) als erwartet verzeichnet.
Bei Sika haben kürzlich Mitglieder der Geschäftsleitung Aktien im Wert von 2,4 Millionen Franken verkauft. Damit summiert sich der Wert der Aktienverkäufe aus der Führungsebene seit Jahresbeginn auf 9,7 Millionen Franken. Dies wirkt auf den ersten Blick bemerkenswert, da der Aktienkurs seit Jahresbeginn stagniert. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass einige Mitglieder Aktienpakete besitzen, die laut Bloomberg-Daten bis zu 25 Millionen Franken wert sind. Es ist daher möglich, dass es sich um eine Umschichtung ihres Portfolios handelt. Zusätzlich wird erwartet, dass es in der zweiten Jahreshälfte zu einer Beschleunigung des organischen Umsatzwachstums und einer Ausweitung der Margen kommen wird. Die Aktie hat also noch Potenzial. Diese Einschätzung wird auch von der Mehrheit der Analysten geteilt.
Kursentwicklung der Sika-Aktien.
Bei Lindt & Sprüngli haben Mitglieder der Führungsebene in den letzten vier Wochen Partizipationsscheine im Wert von 7,5 Millionen Franken verkauft. Der Verkaufswert der Namenaktien beträgt knapp 2 Millionen Franken. Laut Angaben von SIX handelt es sich dabei um ein exekutives Verwaltungsratsmitglied, womöglich Ernst Tanner. Der Verkauf sollte aber nicht überbewertet werden. Insbesondere das potenzielle Wachstum in den USA sollte die zukünftige Entwicklung des Schokoladeherstellers unterstützen.
UBS - Gewinnmitnahmen bei der Teppichetage?
Bei der UBS setzt sich der Trend des Verkaufs von Aktien durch Mitglieder der Unternehmensleitung fort, mit zwei Transaktionen im Wert von 2 Millionen Franken. Die Gesamtsumme der Verkäufe seit Jahresbeginn beläuft sich nun auf 42,7 Millionen Franken. Die jüngsten Transaktionen erfolgten, nachdem der Aktienkurs auf den höchsten Stand seit 2008 gestiegen war.
Kursentwicklung der UBS-Aktien.
Nach zwei verlustreichen Quartalen verdiente die UBS im ersten Quartal des Jahres 1,76 Milliarden Dollar. Einige Analysten sind der Meinung, dass das Kerngeschäft der UBS neben attraktivem Wachstum und einer jährlichen Gesamtrendite von etwa 7 bis 9 Prozent eine Eigenkapitalrendite von etwa 15 Prozent erzielen könnte. Andere betonen die gute Kostenkontrolle des Unternehmens. Die nächsten Zahlen werden am 14. August publiziert.