Die trübe Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen hat sich zum Jahresanfang überraschend etwas gebessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex als wichtigstes Barometer für die Konjunktur in Deutschland stieg im Januar auf 85,1 Punkte von 84,7 Zählern im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Der Anstieg war laut Ifo primär das Ergebnis einer günstigeren Bewertung der Lage. Die Erwartungen fielen hingegen erneut schlechter aus. Die deutsche Wirtschaft bleibe pessimistisch. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für Januar mit einer Stagnation gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:
Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist LBBW:
«Der Anstieg ist für sich genommen natürlich erfreulich. Allerdings war das zunächst nur ein kleiner Hüpfer nach einem langen und tiefen Abstieg. Geholfen haben mutmasslich für die Lage Vorzieheffekte für die Exporte in die USA – bevor die US-Zölle wirklich steigen –, zudem die sinkenden Leitzinsen sowie die Hoffnung, dass in Berlin demnächst eine handlungsfähige Regierung endlich Reformen und Entbürokratisierung liefert.»
Thomas Gitzel, Chefökonom VP Bank:
«Der leichte Anstieg des Ifo-Index beruht auf einer verbesserten Lageeinschätzung der Unternehmen, gleichzeitig wird der Daumen für den weiteren Geschäftsverlauf zum dritten Mal in Folge gesenkt. Unter den deutschen Unternehmen herrscht Bangen. Mit Donald Trump wachsen die Sorgen vor neuen Handelskonflikten. Letztere würden die ohnehin angeschlagene Exportwirtschaft hart treffen. Es dürfte vor allem der Ausblick auf Neuwahlen sein, der dazu führt, dass die Unternehmen nicht noch pessimistischer in die Zukunft schauen. Stabilere Regierungsverhältnisse nach den deutschen Bundestagswahlen können Entlastungen bringen. Dazu zählen insbesondere Steuerentlastungen und weniger Bürokratie. Auch die Aussicht auf weitere EZB-Zinssenkungen stärkt die Konjunkturzuversicht. Geringere Finanzierungskosten versprechen die Bauwirtschaft zu beleben. Es gibt also noch Hoffnungsfunken.»
Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank:
«Das ist ein guter Jahresauftakt. Nach dem Einkaufsmanagerindex hat auch das Ifo-Geschäftsklima positiv überrascht. Bei den wichtigen Stimmungsindikatoren zeichnet sich in der Summe jetzt eine Bodenbildung ab. Das stützt die Prognose, dass sich die deutsche Wirtschaft ab dem Frühjahr wieder etwas nach oben bewegt. Ein nennenswerter Aufschwung setzt aber einen Neustart in der Wirtschaftspolitik voraus, wobei die möglichen künftigen Koalitionspartner leider unterschiedliche wirtschaftspolitische Vorstellungen haben. Ich erwarte für 2025 weiter nur ein Mini-Plus von 0,2 Prozent.»
(Reuters)