Am 21. Juni will der 54-Jährige, der Europas grössten Autokonzern seit September in Personalunion mit dem Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche führt, Investoren und Analysten auf einem Kapitalmarkttag von seinem Kurs überzeugen. "Die Präsentation wird sich auf das neue Team und den neuen Unternehmergeist, unsere starken Technologieplattformen und deren Nutzen für unsere Markengruppen, unsere regionalen Strategien und unsere künftigen Finanzziele konzentrieren", kündigte Blume an. Von seinem Erfolg bei der Veranstaltung hängt ab, ob Volkswagen das beim Porsche-Börsengang ausgebliebene Kursfeuerwerk nachholen kann. "Daran wird er gemessen werden", sagte eine Person aus dem Umfeld der Familien Porsche und Piech der Nachrichtenagentur Reuters.

Auf einer grossen Veranstaltung auf der Rennsportstrecke Hockenheimring in Baden-Württemberg wollen Blume und sein Finanzchef Arno Antlitz Investoren und Analysten einen Ausblick für die kommenden drei Jahre geben. Bei dem Kapitalmarkttag will das Führungsduo auch die Ergebnisse der virtuellen Börsengänge präsentieren, die alle Sparten des Konzerns bis dahin durchlaufen haben. Konzernchef Blume nutzt solche Trockenübungen als Führungsinstrument, um die Ertragskraft der Markengruppen anhand von Börsenkriterien zu steigern. Davon soll Volkswagen durch eine höhere Bewertung seiner Aktien profitieren.

Börsianer setzen darauf, dass einige dieser virtuellen Platzierungen ihren Weg aufs reale Börsenparkett finden. Entsprechende Hoffnungen hat Blume geweckt, als er bei der Bilanzpräsentation im März sagte, einige Marken hätten mit Sicherheit die Möglichkeit dazu. Ob es dazu komme, hänge vom Liquiditätsbedarf des Konzerns für die Transformation ab. "Wir machen das sehr behutsam, dann wenn's passt, genauso wie wir das bei Porsche gemacht haben." Volkswagen hatte Porsche im September erfolgreich an die Börse gebracht. Am Aktienmarkt ist der Sportwagenbauer deutlich mehr wert als der sehr viel grössere Wolfsburger Mutterkonzern mit seinen mehr als zehn Fahrzeugmarken.

Blume baut um

In den ersten acht Monaten seines Wirkens hat Blume schon einiges auf den Weg gebracht. Zunächst hatte er die Visionen seines Vorgänger Herbert Diess gestutzt und Konfliktherde beseitigt. Zuletzt stellte er vor wenigen Tagen die durch den Verzug in der Softwareentwicklung unter Stress geratene Volkswagen-Tochter Cariad personell und organisatorisch neu auf.

Davor hatte Blume den unter Diess auf zwölf Mitglieder aufgeblasenen Vorstand auf neun verkleinert. Darunter zog er eine neue Managementebene ein, die die Marken stärker in strategische Entscheidungen einbinden soll. Das operative Geschäft leitet Finanzvorstand Antlitz, der dem Konzernchef den Rücken freihält, wenn dieser zwischen Stuttgart und Wolfsburg pendelt.

Blume trieb die Entscheidung zum Bau einer grossen Batteriezellfabrik in Kanada voran. Im US-Bundesstaat South Carolina entsteht ausserdem ein Werk für die elektrifizierte Geländewagenmarke Scout, mit dem die Wolfsburger auf dem zweitwichtigsten Pkw-Markt die Nischenrolle verlassen wollen. China bleibt hingegen eine grosse Baustelle. In der Volksrepublik hat der deutsche Konzern seinen früheren Glanz verloren und kämpft darum, in der Elektromobilität den Anschluss an die aufstrebende heimische Konkurrenz zu finden.

"Die Aktie dümpelt dahin"

Der Kapitalmarkttag im Juni ist nun entscheidend, ob er auch aus Sicht der professionellen Investoren den richtigen Weg eingeschlagen hat und an den richtigen Stellschrauben dreht. Blume habe nach den Machtkämpfen mit Diess Ruhe in den Konzern gebracht, sagte die Person aus dem Umfeld der Eigentümer-Familie. Nun müsse der Konzernchef liefern. Blume selbst ist sich der hohen Erwartungen bewusst, die nicht nur die Familieneigner an ihn richten, sondern auch viele Anleger.

"Der Kapitalmarkttag wird zeigen, ob Herr Blume die Erwartungen der Börse erreichen kann und damit die Bewertung der VW-Aktie nach oben treiben kann", sagte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, der Nachrichtenagentur Reuters. Danach werde Blume an seinen Zielen gemessen. Aktuell könnten die Aktionäre nur den Kopf über die Bewertung der VW-Aktie schütteln. Seit Blumes Amtsantritt im September 2022 hat die VW-Aktie rund zehn Prozent verloren. Der Dax legte im gleichen Zeitraum 24 Prozent und der europäische Index für die Automobilbranche mehr als 17 Prozent zu. "Die Aktie dümpelt dahin", sagte DSW-Präsident Ulrich Hocker.

(Reuters)